Regenglück

Warten auf den Regen

Bereits vor einer Woche warf ich einen kritischen Blick auf den Wetterbericht. 100 Prozent Regenwahrscheinlichkeit am Sonntagabend, ließen mich schier verzweifeln. Da hatten wir schon im November Konzertkarten für ein OpenAir gekauft und dann sollte es ausgerechnet an jenem Abend regnen, an dem das Konzert stattfinden sollte.

Es kam, wie es kommen sollte. Seit Wochen herrschte supertrockenes und heißes Sommerwetter und ausgerechnet am Sonntagnachmittag fing es an, in Strömen zu regnen. Ich holte mein Regencape aus dem Keller, denn Regenschirme waren auf dem Konzertgelände, dem Stadtplatz von Traunstein, verboten. Als wir bei Regen vom Parkplatz zum Stadtplatz hinaufstiegen, verspürte ich eigentlich keine große Lust, obwohl ich mich riesig auf das Konzert gefreut hatte.

Doch kaum hatten wir das Gelände betreten und uns einen der regennassen Stühle gesucht, hörte es auf. Wir beobachteten wie sich der Platz nach und nach füllte. Viele Leute im Alter zwischen 30 und 50 kamen zusammen, einige ältere waren auch dabei. Die ganz Jungen waren definitiv in der Minderheit. Es gab Bier und Burger, vor allem aber Regencapes zu kaufen. Doch als die Band gegen halb acht auf die Bühne kam, hatte ich mich bereits meines Regencapes entledigt.

Während des Konzerts verfinsterte sich der Himmel bedrohlich. Die Leute um uns herum hüllten sich vorsichtshalber in ihre Capes. Auch ich zog Meines wieder an. Doch die Wolkenwand hellte sich alsbald wieder auf und es blieb bis auf ein paar harmlose Spritzer trocken.

Nach der dritten Zugabe gingen wir zum Auto zurück, um noch vor dem Verkehrschaos vom Parkplatz wegzukommen. Just in dem Augenblick als wir ausparkten, öffnete der Himmel seine Schleusen und es regnete. Das nenne ich mal Timing.

Trauerfeier mit Bühnenshow und Kabarett

1000 Jahre EAV

Die Bühnenshow begann mit einem Trauermarsch. Zwei Totengräber trugen einen Sarg herein. Die Bandmitglieder waren in schrille Kostüme gehüllt. Der Drummer trat als Skelett mit Knochen-Iro auf, der Bassist hatte eine Sägeblatt auf dem Kopf, was ihn auch wie einen Irokesen aussehen ließ, und der Keyborder war als Nonne verkleidet. Nachdem der Sänger dem Sarg entstieg, brandete der Jubel los. Die gut 1000 Leute auf dem Stadtplatz klatschten und pfiffen.

Was wie der Auftritt einer Death Metal Band klingt, war das Abschiedskonzert der EAV, der Ersten Allgemeinen Verunsicherung. Die Band macht nach vierzig Jahren Schluss, sind sie doch alle nicht mehr die Jüngsten. Ich kenne die Hits der östereichische Band seit den Achtzigern. Erst mit meinem Mann lernte ich die Band richtig kennen. In unserem CD-Regal stehen alle CDs der Gruppe. Ihr musikalische Repertoire ist erstaunlich umfangreich und ihre Texte stets kritisch. Das war auch während des Auftritts zu spüren. Sänger Klaus Eberhartinger verteilte immer wieder Spitzen gegen Politiker und Nazis und reflektierte das derzeitige Weltgeschehen.

Neben den bekannten Hits spielte die Band Lieder aus ihrer Anfangszeit, oder neue Songs. Es war sogar ein Lied dabei, das ich noch nicht kannte, obwohl ich bisher geglaubt hatte, alles schon gehört zu haben. Die großen Hits wurden von der Band moderner interpretiert, sie klangen Gitarrenlastiger und frischer, das gefiel mir gut.

Untermalt wurden die Lieder mit einer tollen Bühnenshow. Ich habe nicht gezählt, wie oft Klaus Eberhartinger und seine Bandmitglieder die Kostüme wechselten. Der Kern des Konzerts war sehr politisch. und gemeinsam mit den Kommentaren zwischen den Liedern fühlte man sich wie in einem politischen Kabarett.

Als Eberhartinger nach zwei Stunden wieder in den Sarg stieg, um die EAV endgültig zu beerdigen, bedankte er sich bei den Zuschauern für die rege Teilnahme an der »Trauerfeier«. Ich war nachhaltig beeindruckt. Es ist etwas anderes, wenn man eine Band live erlebt. Vor allem war ich heiser, weil ich fast jeden Song mitgesungen hatte.

Es war ein tolles Erlebnis, das ich nicht so schnell wieder vergessen werde.