Eigentlich wollte ich am Mittwoch etwas über die Mondlandung schreiben, aber ein Seminar nach Feierabend machte mir einen Strich durch die Rechnung. So beschäftigte ich mich anstatt mit dem Mond mit den neuesten Vorschriften für Zählerschränke.
Dafür sahen wir uns gestern auf ARTE den dritten Teil einer Dokumentation zur Mondlandung an. Es ist erstaunlich. Eigentlich glaubt man inzwischen alles über die Mondlandung der Amerikaner zu wissen, aber die Doku lieferte Informationen, die mir bisher unbekannt waren. Außerdem wurden bisher unveröffentlichte Filmaufnahmen gezeigt. Das fand ich schon ziemlich spannend.
Interessant ist nach wie vor die Rolle deutscher Raketenwissenschaftler. Wernher von Braun ist nicht der einzige, der an dem Projekt beteiligt war, seine Qualifikation ist nach wie vor genauso umstritten, wie seine Zusammenarbeit mit den Nazis. Hermann Oberth, der Vater der deutschen Raketenwissenschaft, hat als Lehrer von Brauns gleichfalls Anteil an dem Projekt. Schließlich hat er in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts die Berechnungen entwickelt, die heute noch gelten, wenn man eine Rakete in den Weltraum schießen möchte.
Ernüchternd war am Ende der Sendung allerdings, wie schnell die Amerikaner das Interesse an der zivilen Raumfahrt verloren. Das Weltraumprogramm von Kennedy war auf zehn Jahre angelegt. Bereits kurz nach der Rückkehr der Apollokapsel haben die meisten Mitarbeiter ihr Kündigungsschreiben bekommen. Die Mondflüge wurden Jahre später eingestellt. Das ist ungefähr so, wie wenn nach Christopher Kolumbus keiner hätte den Mut oder das Geld aufgebracht hätte, den neu entdeckten Kontinent zu erforschen. Nicht auszudenken, wo wir heute stünden, wenn die Raumfahrt mit dem damaligen Enthusiasmus fortgesetzt worden wäre, und welche Kriege der Erde erspart geblieben wären, wenn das Geld stattdessen in die Forschung und die Bekämpfung der Armut geflossen wäre.
Zumindest gingen die meisten der gekündigten Ingenieure und Wissenschaftler in die Industrie und nahmen die Erkenntnisse über Mikroelektronik und Computertechnik mit. Man stelle sich vor, die Mondlandung hätte nicht stattgefunden, bzw. es hätte kein Raumfahrtprogramm gegeben. Wir stünden heute ohne Smartphone und Co da und würden noch aus Telefonzellen telefonieren. Barcodes gäbe es übrigens auch nicht, die wurden für das Shuttle-Programm erfunden.
Was ich persönlich mit der Mondlandung verbinde? – Da ich erst fünf Jahre später geboren wurde, konnte ich dem Ereignis natürlich nicht beiwohnen. Aber ich habe Ende der Neunziger bei einem Besuch des Kennedy Space Centers in Florida die Saturn V besichtigen dürfen. Es gibt ein Bild von mir, wie ich unter den fünf Triebwerken stehe und von denen eines doppelt so groß ist wie ich. Diese Größe hat mich damals total überwältigt. Gleichfalls beeindruckend ist das Vehicle Assembly Building, die Halle, die für den Bau der Rakete gebaut wurde und deren Größe man gar nicht richtig abzuschätzen vermag, bis man wirklich davor steht. Die amerikanische Flagge an der Fassade ist mit 63 mal 33 Metern größer als ein Eishockey-Spielfeld. Vor dem Einbau riesiger Ventilatoren, bildeten sich innerhalb des Gebäudes regelmäßig Wolken aus denen es regnete.
Es ist schon erstaunlich, was Menschen erreichen können, wenn sie gewillt sind, Risiken einzugehen. Letzteres ist eine Eigenschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten leider verloren gegangen scheint.