Schreck in der Morgenstunde

Ein Hauch von Frühling

Gestern Abend war ich zu müde zum Fernsehen und auch um im Internet zu surfen. Ich ging früh zu Bett und bekam daher nicht mit, was zu dieser Zeit in Paris passierte.

Als ich heute morgen den Computer einschaltete und auf den Nachrichtenseiten die Fotos der brennenden Kathetrale von Notre Dame sah, erschrak ich. Zu sehr erinnerte es mich an den 11. September. So wie damals schienen sie irgendwie irreal.

Sofort dachte ich, wie wir während unserer Parisreise 2017 die Kathetrale besichtigten. Wir gingen nicht hinein, weil zu viele Leute davor warteten.

Es ist schon bezeichnend, dass wir in unserer so hochtechnisierten Welt manchmal keine Macht über die Elemente haben. Wie hilflos wir in solchen Situationen sind.

Jahrhunderte hat sie überdauert, Kriege überstanden und der Zeit getrotzt. Ich hoffe, dass die Kathetrale bald wieder in altem Glanz erstrahlen wird.

Neues aus der Eastside

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 197 – »Der Dimensionsblock« von Ruben Wickenhäuser

Das Situativ mit Perry Rhodan wird von der MAGELLAN geborgen, leider hat der Protektor keinerlei Erinnerungen mehr daran, wer er ist und wer die Menschen um ihn herum sind.
Derweil ist die AMUNDSEN auf dem Weg zur Eastside. Nach dem letzten Transmitter-Durchgang landet sie schwer beschädigt mitten in einem Trümmerfeld. Ihre ohnehin brenzlige Lage spitzt sich zu, als zwei rivalisierende Verbände der Azaraq (Blues) damit drohen, das Feuer zu eröffnen. Dem Ingenieur Alexander Kaspescu gelingt es die Kommunikation rechtzeitig wieder herzustellen, um ihre Notlage zu signalisieren. Die Azaraq lotsen daraufhin das terranische Schiff aus der Gefahrenzone und setzen ihren Kampf gegeneinander fort.
Mit einem Datenpaket von Faktor I im Gepäck steuert die AMUNDSEN das Ovi-System mit dem Planeten Moloch an. Den Empfänger der Botschaft orten sie auf der GELBSCHLEIER V, einem Seuchenschiff, das die Azaraq vor Jahren leer zurückgelassen haben.
Brent Dargas, Alexander Kapescu und drei Begleiter gehen an Bord. Hier bringt sie eine aggressive Flora in tödliche Gefahr, bevor sie endlich das Datenpaket an Faktor VII und Baar Lun übergeben können, die damit den Dimensionsblock initialisieren können. Er soll das Suprahet hindern auszubrechen, wenn die Transmitterstrecke aktiviert wird.
An Bord der Gelbschleier V befindet sich auch Tharvis Kerrek. Der ehemalige Gatasische Kommandant hat sich hierher zurückgezogen, um seinen Sohn zu betrauern, der einst von Perry Rhodan von der Seuche gerettet worden war. Er wird in die Begegnungen von Menschen und Faktor VII hineingezogen und erfährt nicht nur mehr über die drohende Gefahr für das Universum, sondern auch viel über sich selbst.

Die Länge der Zusammenfassung täuscht. Es scheint in diesem Roman viel zu passieren, doch einen richtigen Handlungsfortschritt enthält er nicht.

Ruben Wickenhäuser gelingt es zwar die handelnden Figuren sehr glaubhaft mit all ihren Sorgen und Nöten darzustellen, dennoch fühlt sich die Geschichte wie eine Wiederholung von Band 196 an. Wieder stehen Kämpfe gegen aggressive Pflanzen im Vordergrund. Warum in dem stillgelegten Schiff sich eine solche Flora überhaupt entwickeln konnte, wird am Ende eher beiläufig erläutert. Ebenso wie und warum Faktor VII und Baar Lun in die Milchstraße gekommen sind. Der Rest ist mit Beschreibungen, Innenansichten und Rückblenden gefüllt. Das liest sich alles etwas mühsam.

Vergebens wartete ich auf das Auftauchen einer Bestie, schließlich geben sie der Staffel ihren Namen. Stattdessen erfahre ich wie es den Azaraq nach der Ausrottung der tödlichen Seuche ergangen ist. Diese Informationen sind durchaus interessant, fühlen sich aber drei Romane vor dem Staffelende irgendwie fehl am Platz an.

Bitte nicht falsch verstehen, Ruben Wickhäuser macht das exzellent. Seine Beschreibungen sind plastisch, die Gedankengänge des Azaraq Kerrek über sein Volk und die Menschen haben viel Tiefgang. Ich halte diesen Roman für den bisher besten Beitrag des Autors für NEO, aber angesichts des bevorstehenden Finales habe ich einfache eine andere Erwartung an die Handlung.

Vieles erschließt sich mir auch auf logischer Ebene nicht. Warum muss das Datenpaket direkt übergeben werden? Hätte es nicht eine Übertragung von Schiff zu Schiff an anderer Stelle auch getan?
Warum betreten Dargas und sein Team das Seuchenschiff in den sichtlich beschädigten unteren Bereichen und nicht gleich auf der Kommandoebene, die unbeschädigt ist? Schließlich sollten sie einen Plan des Schiffes von Perry Rhodans letzten Besuch haben. Warum drehen sie nicht um, als sie die Gefahr erkennen und versuchen woanders anzudocken? In dieser Hinsicht muss ich Kapescu sogar recht geben, der sich genau darüber beschwert.

Überhaupt Kapescu! Der von Madeleine Puljic eingeführte Charakter nervt zwar ein wenig, zeigte aber großes Entwicklungs-Potenzial, dass gerade in einem solchen Roman hätte ausgeschöpft werden können. Stattdessen lässt man ihn einen idiotischen und sinnlosen Tod sterben. Die Anteilnahme und Rührung auf seiner Trauerfeier nehme ich keinem seiner menschlichen Begleiter ab, nicht so, wie sie den Ingenieur erlebt haben.

»Der Dimensionsblock«, so schreiberisch perfekt er auch in seiner Ausführung sein mag, hinterlässt den Eindruck von Bemühtheit. Die Exposé-Autoren versuchen fast schon krampfhaft alle Fäden zusammenzuknüpfen. Die Lockerheit, die die Staffeln in Andromeda und der Eastside ausgezeichnet haben, scheint verloren gegangen. Es bleibt zu hoffen, dass Kai Hirdt und Rüdiger Schäfer in den letzten verbleibenden Romanen vor Band 200 ein wenig mehr Spannung aufkommen lassen.

Datum zum Erinnern

Meine Eltern können sich noch lebhaft daran erinnern, obwohl sie damals Kinder waren.

Am 13. und 14. April 1945 marschierten die Amerikaner in Saalfeld und Umgebung ein. Das ist jetzt unglaubliche 74 Jahre her. In der Regionalpresse war dieser Tage nichts darüber zu lesen. Auch nicht über den Bombenangriff der am 9. April wenige Tage zuvor mehr als 200 Menschenleben gefordert und einen Teil der Stadt in Schutt und Asche gelegt hat.

Und weil anscheinend noch nicht genug kaputt gegangen ist, haben die Nazis kurz vor dem Eintreffen der Amerikaner auch noch die Saalebrücke gesprengt. Als ob die sich davon haben aufhalten lassen. Das amerikanische Bataillon errichtete wenige Meter weiter eine Ponton-Brücke, über die sie mit ihren Panzern und dem Begleittross ans andere Ufer der Saale gelangten.

Meine Mutter erinnert sich, wie die Jeeps in der Straße vor unserem Haus standen und sie von einem Soldaten eine Orange geschenkt bekam.

80 Tage später zogen sich die Amerikaner aus Saalfeld und dem Rest von Thüringen wieder zurück und die russische Armee wurde zur Besatzungsmacht im Austausch für Westberlin. Der Rest ist Geschichte.

Es gibt einen gut erhaltenen Film über den Einzug der Amerikaner in Saalfeld, auf dem auch die besagte Ponton-Brücke zu sehen ist.

DS9-Dokumentation vor Veröffentlichung

»What you leave behind« – die Dokumentation über Star Trek DS9 ist fertiggestellt. In den USA wird sie in ausgewählten Kinos am 13. Mai zu sehen sein. Danach sollen die DVDs und Blu-Rays an die Unterstützer ausgeliefert werden. Außerdem ist der Film für Unterstützer der Produktion auf einer Plattform als Stream zu sehen.

Wann der Film auch für das normale Publikum erhältlich sein wird, steht noch nicht fest. Auch nicht wann und ob man die Doku außerhalb der Staaten z. B. in Deutschland kaufen kann.

Ich hoffe sehr, dass dies nicht mehr so lange dauern wird. DS9 war die Star Trek Serie, mit der ich mich am meisten identifizieren konnte und über die ich die meisten Kurzgeschichten verfasst habe. Vielen deutschen Fans aus dem damaligen Fandom ging es ähnlich. Ich würde mich freuen, wenn diese besondere Serie eine würdige Dokumentation erhalten könnte, wenn schon eine Wiederaufbereitung und Veröffentlichung auf Blu-Ray nicht möglich zu seien scheint.

Einen kleinen Vorgeschmack auf die Dokumentation liefert der aktuelle Trailer.

Der Amazon-Effekt

Was ist eigentlich momentan los? Die letzten beiden Wochen waren echt die Hölle, sowohl auf Arbeit als auch Privat. Vor allem aber arbeitstechnisch. Fast ununterbrochen läutete das Telefon, jeder wollte was und das am liebsten schon vorgestern. E-Mails prasselten fast minütlich ins nicht richtig funktionierende Postfach. Weil ich gestern ausnahmsweise mal nicht auf Arbeit war, hatte ich heute gleich 66 neue E-Mails. Zum Glück waren die meisten nur ärgerlich, aber nicht relevant.

Ich gebe zu, nach dem langen Winter kommen die Bauvorhaben erst so nach und nach in die Pötte. Aber muss man unbedingt einen Tag vor Baubeginn anrufen und einen Plan anfordern, den ich schon in den vergangenen Wochen in Ruhe hätte zeichnen können? Oder glauben die Bauherren, wir hätten keine anderen Baustellen und stünden auf ihren Abruf bereit? Am Schlimmsten sind diejenigen, die sich erst ewig nicht entscheiden können und dann wollen, dass es am nächsten Tag fertig ist. Oder diejenigen, die gern noch eine Wand verschieben möchten, weil das Regal nicht richtig hinpasst, und zwar dann, wenn das Haus schon steht. Letzteres erinnert mich an eine Szene aus dem Film »Schlaflos in Seattle«, in der Tom Hanks als Architekt mit genau so einer Bauherrin zu tun hat. Das ist sowas von aus dem Leben gegriffen …

Ich nenne dieses Sofort-auf der Stelle-haben wollen »den Amazon-Effekt«: Heute bestellt, morgen erhalten. Viele glauben inzwischen, dass man das auch auf andere Bereiche des Lebens anwenden kann. Auf Handwerker zum Beispiel. Nur leider funktioniert das nicht so. Dieser unflätige Zeitdruck macht die Leute noch mal verrückt, die Ungeduld nimmt überhand. Alles muss schnell schnell schnell gehen und wenn deshalb was schief läuft, wird gleich mit dem Anwalt gedroht.

Ich wünsche uns und unserer Gesellschaft ein wenig Entschleunigung. Erstmal zurücklehnen, durchatmen, nachdenken und dann handeln. Das würde allen viel Geld und Ärger ersparen.

Autowahnsinn

Heute gönnten wir uns eine kleine Auszeit und waren in der Rupertus-Therme in Bad Reichenhall sowie anschließend in Traunstein zum Mittagessen.

Dabei ist uns mal wieder aufgefallen, wie voll die Straßen sind. Selbst an einem Mittwochvormittag kam man mit dem Auto nur schleppend voran. Als wir in Bad Reichenhall aus dem Parkplatz wieder auf die Umgehungsstraße zurückwollten, kamen wir nicht mehr raus. Ein Auto am anderen rollte an uns vorbei. Wir drehten um und machten einen Umweg durch die Stadt, um dahin zu kommen, wo wir hinwollten. In Traunstein dasselbe Szenario. Weil auch noch der Tunnel der Umgehungsstraße wegen Reinigungsarbeiten gesperrt war, zwängte sich alles durch die Innenstadt. Aber auch hier wird an den Straßen gebaut und die fetten Laster kamen kaum aneinander vorbei. Von dem Stau und dem vielen Verkehr auf der A8 gar nicht zu reden. Auffällig die unzähligen LKWs auf den Landstraßen, die sich um die Mautgebühren auf den Autobahnen und Bundesstraßen drücken. Die Ortsumgehung von Waging (nur eine Landstraße) kommt einem inzwischen vor wie eine Autobahn.

Ich bin mir sicher, noch vor zehn Jahren war das mit dem Verkehr nicht so schlimm. Jahr für Jahr fahren mehr Autos auf unseren Straßen und vor allem, sie werden immer größer und breiter. Jeder fährt mit dem Auto, selbst wenn die Wege nur kurz sind. Unsere Nachbarn fahren sogar zum 50 m entfernten Edeka mit dem Auto zum Einkaufen. Unglaublich!

Stoßstange an Stoßstange stehen sogar in einem kleinen Ort wie Waging die Autos an den Straßen. Großstädte wie Berlin und München jammern, weil die Autos zunehmend auf den Gehwegen parken. Parkplätze werden immer knapper und vor allem immer enger für die großen Kisten. Jeder muss unbedingt einen SUV fahren oder bekommt ihn vom Autohändler aufgeschwatzt. Und dann fahren die SUV-Fahrer so rücksichtslos als säßen sie in einem Panzer und nichts und niemand sollte sich ihnen in den Weg stellen. Wir wurde heute mindestens drei Mal von Rasern an unübersichtlichen Stellen überholt, geschnitten und bedrängt. Nur damit die an der nächsten Ampel zwei Autos weiter vorn standen.

Wo bitte soll das hinführen? Werden wir uns in zehn Jahren überhaupt noch fortbewegen können? Oder steht Deutschland dann im Mega-Stau?

Wir wollen am Freitag nach Thüringen fahren. Mit dem Auto! Mir graust es jetzt schon davor. Aber wir müssen endlich die Couch fürs Hobbyzimmer holen, die noch bei meinen Eltern steht. Ich würde lieber den Zug nehmen, auch wenn ich damit eine Stunde länger unterwegs bin.

SOL die zehnte

Und jetzt gehts wieder an die Arbeit für die SOL

Heute eine weitere Folge: »Aus dem Alltag einer Hobby-Redakteurin«

Die SOL 94 war eine schwere Geburt in vielerlei Hinsicht. Schon im Vorfeld lief nicht alles so, wie ich mir das gewünscht hätte. Die angekündigten Artikel trudelten nicht ein oder nicht rechtzeitig. Ich musste mehrfach bei den Autoren per E-Mail nachhaken und mir Gedanken über einen adäquaten Ersatz machen, was zu noch mehr E-Mail-Konversation führte.

Nach Redaktionsschluss am 5. März hatte ich gerade Mal ein Drittel des Heftinhalts zusammen. Also dachte ich mir noch schnell ein Interview aus und fragte bei meinen Redaktions-Kollegen an, ob sie Beiträge für die SOL liefern könnten. Ende März wurde ich dann unerwartet mit so viel Material bombardiert, dass ich meine Planung umwerfen musste. Viele Artikel waren zu lang und mussten gekürzt werden, weil wir sonst die 64 Seiten-Marke überschritten hätten. Artikel, die ich gar nicht eingeplant hatte, mussten berücksichtig werden.

Das vorbereitete Interview klappte dagegen leider nicht, dafür bekam ich aus heiterem Himmel ein anderes angeboten. Also noch mal umplanen, Zeichen zählen und rechnen, ob der Text für 64 Seiten reicht oder ob es mehr werden wird.

Von der neuen Druckerei hatte ich mir Papierproben bestellt. Ich wollte wissen, auf welchem Papier sich die SOL gut anfühlt, ohne die Kosten unnötig in die Höhe zu treiben. Beim letzten Mal war das Heft auf zu starkem Papier bestellt worden, was es nicht nur teuer, sondern auch schwer gemacht hatte.

Als ich heute das Editorial geschrieben habe, dachte ich kurz daran, dass dies bereits die zehnte Ausgabe der SOL ist, die ich betreue. Inoffiziell jedenfalls. Offiziell bin ich erst seit SOL 85 Chefredakteurin, aber im Hintergrund hatte ich 2016 schon die SOL 84 koordiniert.

Unglaublich wie viel Zeit in ein solches Heft fließt, bis man es gedruckt in der Hand halten kann. Zeit die gleichsam von meinen Redaktions-Kollegen und mir aufgebracht wird und die die Leser hoffentlich zu würdigen wissen.

Eine Überraschung haben wir mit der SOL 94 allerdings für die Fans der PRFZ noch parat. Ich verrate noch nicht, was es sein wird, bin aber schon auf die Reaktionen gespannt.

Im Reich der Chemie – Elemente und Moleküle

Quelle: Amazon

Warum Chemie zu meinem absoluten Lieblingsfach in der Schule avancierte, weiß ich nicht mehr. Mathematik lag mir wegen der Zahlen nicht, in Physik mochte ich nur den Teil, der mit Atomen und Elektronen zu tun hatte, also keine klassische Mechanik und bei Biologie fand ich vor allem die Vorgänge in den Zellen faszinierend.

Dabei hat mir als Kind Chemie immer Angst gemacht. Wenn im Fernsehen irgendetwas mit qualmenden Reagenzgläser gezeigt wurde, habe ich umgeschaltet oder bin davon gelaufen. Ich erinnere mich da an die Folge »Clown Ferdinand und die Chemie«, bei der ich zu meiner Oma geflüchtet bin, weil meine Eltern den Fernseher nicht ausmachen wollten. Ich war auch ziemlich feige, wenn es darum ging, ein Streichholz anzuzünden (beim Ersten war ich etwa 12 Jahre) vom Anmachen des Gasherds ganz zu schweigen (weshalb ich immer den Elektro-Herd von meiner Oma erben wollte).

In der Schule aber war ich fasziniert von den Möglichkeiten der Chemie. Von den Eigenschaften der Elemente, die sich durch Verbrennung, oder dem Mischen mit Säuren oder Basen komplett verändern ließen. Dabei gefiel mir eher das theoretische Prozedere, als die praktischen Versuche. Wie gesagt, in der Hinsicht war ich eher feige. Von den abstrakten Gleichungen wurde ich geradezu angezogen. Ich konnte das damals ziemlich gut durchexerzieren und hatte keine Mühe, mir die vielen Elemente und ihre Eigenschaften zu merken. Kovalente-Bindung, Pauli-Prinzip, Komplex-Verbindungen, Valenzbindung das waren Themen, bei denen ich mich wohlfühlte. Ich hätte Chemie studieren können, wollte aber nicht, weil mich die Versuche abgeschreckt haben. Nach dem Grundstudium dachte ich kurzzeitig darüber nach Werkstoffwissenschaften im Hauptstudium zu wählen, habe mich dann aber doch für Medientechnik entschieden. Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn ich zu den Werkstoffen gegangen wäre?

Quelle: Amazon

Für Bücher, die sich mit Chemie befassen, bin ich noch heute zu haben. Und wenn sie dann so toll und informativ aufgemacht sind, wie die von Theodore Gray, erst recht. Sein erstes Buch »Die Elemente« steht schon seit längerem in meinem Bücherregal. Jetzt habe ich mir auch den Nachfolger »Moleküle« zugelegt. Den finde ich fast noch informativer, weil man sehr viel über Stoffe erfährt, die einem im täglichen Leben begegnen. So weiß ich jetzt, warum mehrere Zuckeraustauschstoffe zusammen gemixt werden, oder welcher Stoff Propangas beigefügt wird, damit wir es rechtzeitig riechen. Diese Informationen werden nicht nur mit schönen Bildern begleitet, sondern sind auch witzig geschrieben. So wird unterhalten und informiert.

Beide Bildbände kosten mit 17 Euro nicht viel Geld und sind überall erhältlich, wo es Bücher gibt. Ich habe »Moleküle« zum Beispiel in der Bahnhofsbuchhandlung gekauft. Eine Anschaffung die sich lohnt, nicht nur für Leute mit schulpflichtigen Kindern. Die beiden Bände machen im Bücherschrank auch richtig was her.

Sportunterricht in der DDR

Nachdem ich mich am Dienstag seit langem mal wieder auf die Waage gestellt habe und mich dabei der blanke Schrecken ereilte, habe ich beschlossen, diese Woche nach der Arbeit nach Hause zu »walken«. Drei Kilometer sind keine Entfernung, außerdem war das Wetter schön, da macht so ein bisschen Bewegung Spaß.

Sport gehörte in der Schule nie zu meinen Lieblingsfächern. Mich als unsportlich zu bezeichnen, soweit würde ich nicht gehen. Ich war halt dünn, zierlich und hatte kaum Kraft. Mir lagen eben nicht alle Sportarten, die wir im Sportunterricht exerzieren mussten. In Ballsportarten war ich eine Niete. Ich hasste Volleyball, weil ich mir dabei regelmäßig die Handgelenke aufschlug. Beim Basketball traf ich nicht, wurde dafür aber beim Völkerball regelmäßig schmerzhaft abgeschossen. In der Leichtathletik gab es Sportarten, die ich mochte und andere eher nicht. Hochsprung gefiel mir und ich gehörte dabei zu den besten in der Klasse. Leider durften wir nicht jede Sprungtechnik anwenden, weil die Matten nicht dazu ausgelegt waren. Daher war bei mir bei 1,15 m Schluss.

Was ich so gar nicht gern machte, waren Dauer- oder Crosslauf oder Kurzstreckenläufe. Ich schaffte niemals die geforderten Zeiten, um eine halbwegs vernünftige Zensur zu bekommen. Im 2000 Meterlauf kam ich stets keuchend als eine der letzten ins Ziel und bekam eine Fünf. Die Mädchen aus der Klasse, die gar nicht erst losgelaufen waren, lachten mich aus. Die bekamen auch eine Fünf, ohne sich dafür anzustrengen. Was ich echt ungerecht fand. Bei Weitwurf oder Kugelstoßen versagte ich ebenso. Wo sollte bei nicht mal 50 kg Lebendgewicht auch der Schwung herkommen.

An dieser Stelle muss ich mal abschweifen und erzählen, womit wir immer Weitwurf gemacht haben. Das glaubt mir immer keiner, wenn ich das erzähle. Wir warfen nicht mit Ball, Diskus oder Speer, wir warfen mit Handgranaten-Attrappen. Ja, ernsthaft. Das waren mit Sand gefüllte ausrangierte Handgranaten. Außerdem gab es Stöcke mit einem Metallende, die wir »Panzerfäuste« nannten. Die Jungs fanden das sicher gut. Wir Mädchen bekamen von der Lehrerin immer gesagt, dass wir mit in die Luft gehen würden, wenn die Granaten echt wären, weil wir nicht weit genug warfen. Auch eine Art der Motivation. Interessant ist, dass wir uns damals keine Gedanken darüber gemacht haben. Wenn ich heute daran denke, stellen sich mir die Haare auf. Schulkinder mit Handgranaten – unglaublich! Das gab es nur in Bürgerkriegsländern oder in der DDR.

Im Winter hatten wir immer Geräteturnen. Das liebte ich sehr und hier konnte ich endlich mit guten Noten punkten, um die schlechten Ergebnisse aus den anderen Sportarten auszubügeln. Bodenturnen und Pferdsprung gehörten zu meinen Favoriten. Beim Stufenbarren fehlte mir ein bisschen das Krafttraining. Ein oder zwei Jahre ging ich sogar in eine Sportgruppe für Geräteturnen. Ich war die Jüngste und wurde von den großen Mädels gnadenlos gemoppt, worauf ich irgendwann nicht mehr hinwollte.

Sportunterricht in der DDR war hart. Ich erinnere mich, wie ich beim Rundenlaufen auf dem Schulhof gestürzt war und die Lehrerin fragte, ob ich mir ein Pflaster aus dem Sekretariat holen dürfe. Ich durfte nicht. Ich musste die Sportstunde blutend beenden, um mich anschließend umziehen und im Sekretariat verarzten lassen. Dazu hatte ich zehn Minuten Zeit, so lang war die Pause bis zur nächsten Stunde. Hinzu kamen die hohen Anforderungen. Die DDR war ein Leistungssport-Land und das spiegelte sich im Sportunterricht wieder. Die Ansprüche stiegen von Klassenstufe zu Klassenstufe. Gute Noten bekamen nur die Sportasse, die dann irgendwann auf die Sportschule wechselten, wenn es ihre schulischen Leistungen erlaubten. Die unsportlichen, körperlichBeeinträchtigten fielen da hinten runter. Es gab so einige, denen der Schulsport das Zeugnis versaute. Eine Drei war das Beste, was ich am Ende des Schuljahres rausholen konnte. Dafür musste ich mich ziemlich anstrengen und schaffte es meist nur mit vielen Einsen im Geräteturnen.

Ich weiß nicht, wie der Sportunterricht heute so abläuft, aber so streng wie damals sicher nicht. Dennoch wäre ich dafür, Noten im Sportunterricht abzuschaffen. Sport soll Freude machen und keine Qual sein. Ich denke, dass viele als Erwachsene heute mehr Sport machen würden, wenn sie in der Schule nicht irgendwelche Traumata im Schulsport durchlitten hätten.