Die Lüge um die Pillenpause

Es ist unfassbar, was man so erfährt. Da lese ich unlängst in einem seriösen medizinischen Magazin, über die Wahrheit hinter der sogenannten Pillenpause.

Den meisten Leserinnen muss ich wahrscheinlich nicht erklären, was eine Pillenpause ist, aber zumindest für die männlichen Leser will ich kurz etwas dazu sagen. Frau nimmt die Pille 21 Tage lang ein und setzt dann neun Tage aus, bevor ein neuer 21-tägiger Zyklus beginnt. In den neun Tagen kommt es zur normalen Regelblutung.

Ich musste die Pille viele Jahre lang nehmen, wegen meiner Endometriose. Dabei habe ich zeitlebens gedacht, es gäbe einen medizinischen Grund für diese Pillenpause. Vielleicht, damit sich die Gebärmutterschleimhaut erneuert, damit keine Tumore oder so entstehen oder aus anderen lebensnotwendigen Gründen. Denkste!

Die Pillenpause wurde von ihren Erfindern deshalb eingeführt, um das Verhütungsmittel der katholischen Kirche bzw. dem Papst besser »verkaufen« zu können. Quasi, soll damit der natürliche Zyklus der Frau suggeriert werden, der der von der Kirche anerkannten Knaus-Ogino-Rechenmethode ähnelt. Tatsächlich ist die Pause zwischen den Zyklen medizinisch nicht notwendig. Wow!

Im Gegenteil, diese Pause verursacht bei vielen Frauen gesundheitliche Probleme, die sie ohne die Pause nicht hätten. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Das geht von Kopfschmerzen wegen des sinkenden Östrogenspiegels, über Migräne, bis hin zu starken Regelschmerzen und -blutungen. Mir ging es an diesen Tagen meistens ziemlich schlecht, vor allem mit fortschreitendem Alter. Weswegen mir mein Frauenarzt im Endometriosezentrum schließlich eine Pille verordnet hat, die ich im Langzeitzyklus nehmen musste. Bei der ich nur einmal alle drei Monate eine Pause gemacht habe. Schon damals hätte mir eigentlich klar sein müssen, dass das mit der Pillenpause nicht so ganz stimmen kann. Ich sah es jedoch als Behandlungsmethode meiner Endometriose an.

Letztendlich ist es sogar logisch, die Pille ohne Pause einzunehmen. Sie gaukelt schließlich dem Körper durch die Anhebung des Östrogenspiegels eine Schwangerschaft vor. Schwangerschaften dauern bekanntlich neun Monate und wenn man anschließend noch lange genug stillt, bleibt auch der Östrogenspiegel hoch. Das ist ein natürlicher Vorgang.

Das mir die Einahme im Langzeitzyklus letztendlich nicht gegen die aggressive Form der Endometriose geholfen hat, die ich hatte, steht auf einem anderen Blatt. Aber die Tatsache, dass etwas, nur gemacht wurde, um die Akzeptanz eines Produktes zu erhöhen, ist schon stark. Vor allem, dass man es so viele Jahrzehnte lang nicht publik gemacht hat, finde ich nicht in Ordnung. Schließlich konnte man über einen langen Zeitraum genug Erfahrungen zur Langzeiteinnahme sammeln.

Andererseits muss ich hier aber auch bemerken, dass die Pille eine Menge unschöner Nebenwirkungen hat, die auch mich ereilt haben. Meine Blutwerte sind über die vielen Jahre schlechter geworden, vor allem Leber- und Bauchspeicheldrüsenwerte (sie besserten sich nach dem Absetzen innerhalb weniger Monate). Außerdem ist die Pille bei Migräne mit Aura ein enormes Risiko, was vom migralen Schock bis hin zum Schlaganfall führen kann. Und ich bin heute echt froh, dass ich sie nicht mehr nehmen muss. Also man sollte als Frau schon abwägen, ob man sich dies wirklich antun möchte, oder ob es nicht auch andere Wege gibt. Endometriose-Patientinnen bleibt allerdings kaum eine andere Wahl.