Beim Einkauf stolperte ich unlängst über eine rosa Verpackung mit KitKat-Riegeln. Soweit so gut.
KitKat-Riegel sind jetzt nichts besonderes, und ich hätte sie wahrscheinlich auch nicht gekauft, wenn ich mir die Verpackung nicht genauer angesehen hätte. Der Satz »Made with mit Ruby cocoa beans« weckte mein Interesse. Da ich in Sachen Lebensmitteln grundsätzlich offen für Neues bin, musste ich die rosa Schokoladenriegel einfach ausprobieren.
Interessant wurde es, als ich herausfinden wollte, was denn Ruby Kakaobohnen sind. Schließlich möchte man vorher wissen, was man isst. Die Hintergrundgeschichte ist spannend. Der große Schweizer Schokoladenproduzent Barry Callebaut stellte im Herbst 2017 die vierte Form von Schokolade vor, nach dunkler, Vollmilch- und weißer Schokolade. Die rosa Schokolade mit dem fruchtigen Geschmack sollte vorerst in Asien auf den Markt kommen.
Aus was die Schokolade besteht und woher die ungewöhnliche Farbe kommt, darüber schwieg sich der Hersteller weitgehend aus. Von Ruby Kakaobohnen war die Rede. Nur das kein Schokoladenexperte der Welt je von diesen Kakaobohnen gehört hatte. Schnell kam der Verdacht genetischer Manipulationen auf, was vom Konzern aber ebenfalls dementiert wurde. Ein besonderes Verarbeitungsverfahren wäre für die Farbe verantwortlich, hieß es.
Schokoladenspezialisten vermuten das Callebaut normale unfermentierte Kakaobohnen verarbeitet. Denn erst durch das Fermentieren bekommt Kakao seine typische dunkle Farbe und den schokoladigen Geschmack. Das bedeutet aber auch, dass sich der Hersteller langwierige Produktionsschritte spart und damit Schokolade auch billiger herstellen kann. Die ungewöhnliche Farbe ist natürlich ein Hingucker und reizt viele Leute zum Kauf, die ansonsten das Produkt nicht gekauft hätten. (So wie ich.) Insofern ist so ein Produkt aus rosa Schokolade natürlich gefragt.
Nur Chocolatiers und andere Hersteller können bei Callebaut die Ruby-Schokolade kaufen, die Ruby-Bohnen sind unverkäuflich. Was nicht nur mich stutzig macht, ob das Ganze nicht ein riesiger Marketinggag ist (wie im vergangen Jahr die Einhornschokolade von Ritter Sport). Ein großer Schwindel, um noch mehr Geld zu verdienen, als ohnehin schon. Schließlich gehört KitKat zu Nestlé und damit ist eigentlich schon alles gesagt.
Ach so. Wie schmeckt sie nun, die rosa »Superschokolade«? Ich finde, sie schmeckt wie säuerliche weiße Schokolade. Und wenn man mal einen Blick auf die Inhaltsstoffe wirft, stehen da unteranderem Aromen und Zitronensäure. Wenn man Rote Bete Saft und weiße Schokolade mischen würde, bekäme man wahrscheinlich auch die rosa Farbe hin. Insofern ist die Erfindung dann doch nichts weltbewegend neues. Egal, ob die Geschichte um die Ruby Kakaobohnen nun stimmt, oder nicht.
Ein spannender Artikel (englisch) zur Ruby Schokolade findet sich im Blog von Sharon Terenzi, einer Foodbloggerin, die ausschließlich über Schokolade schreibt.