Sommer im Herbst

Nachdem sich der Nebel lichtet, knallt die Sonne vom Himmel, als müsse sie die verlorene Zeit aufholen. Sie bringt die Farben des Herbstes zum Leuchten und den blauen Himmel gleich mit. An den Wegen blüht der Löwenzahn, gleichzeitig hat er Pusteblumen ausgebildet, die hoffen, beim nächsten Windhauch ihre Samen der Luft zu übergeben. Das Laub raschelt unter meinen Füßen. Es riecht nach Erde und modrigem Holz. Selbst das Licht scheint anders. Weich und mild senkt es sich über die Landschaft, lockt noch die letzten Pigmente aus Laub und Boden. Obwohl es in diesem Jahr so trocken war, zeigen sich die Bäume erstaunlich bunt. Selbst jetzt noch Mitte November. Die Wiesen sind grüner als im Sommer und weil es so warm und mild war, blüht der Raps. Die letzten Schmetterlinge flattern auf der Suche nach einem Winterquartier über die blattlosen Hecken. Zugvögel ziehen in Formation über den Himmel und machen mit lautem Geschnatter auf sich aufmerksam. Der See liegt da wie ein bleierner Spiegel, eingerahmt vom hellbraunen Schilfgürtel und reflektiert das flach einfallende Sonnenlicht.

Ich bin ein großer Herbstfan, in keiner Jahreszeit fühle ich mich wohler als im Herbst. Da kann der Himmel auch mal grau sein, denn es gibt dazwischen immer Tage wie gestern, an denen mich Licht und Farben begeistern. Nirgends im Jahr ist das Farbspektrum der Natur so umfangreich wie in den Monaten Oktober und November. In diesem Jahr scheint die Sonne besonders warm und hinterlässt am Abend einen rosa Schimmer in meinem Gesicht. Ich habe mir auf unserem zweistündigen Spaziergang tatsächlich einen Sonnenbrand geholt – im November! Nun, die Fotos waren es wert.

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