PERRY RHODAN NEO Band 179 – »Seuchenschiff der Azaraq« von Rainer Schorm
Rhodan kehrt mit der Flotte der Apasos in das Ovi-System zurück und sieht sich dort mit einer Flotte von Gatasern konfrontiert, sondern auch den drohenden Zusammenbruch der Raumzeit. Zu allem Überfluss holen die Gataser-Blues auch noch ein Seuchenschiff ins System. Als Rhodan erfährt, dass auf dem Schiff der Sohn des gatasischen Flottenchefs an Choroba nemoc erkrankt ist, bricht er mit den Medizinern Tifflor, Sud sowie Gucky und dem Tetra Jeppafrom auf, um den jungen Gataser zu behandeln. Damit kann ein Blutvergießen zwischen den Apasos, den Gatasern und den Menschen verhindert werden.
Tuire Sitareh und Tim Schablonski suchen in den Katakomben von Impos nach der Zentrale der memetischen Maschine, um den drohenden Raumzeit-Zusammenbruch aufzuhalten und das Erwachen der supraheterodynamischen Existenz zu verhindern. Doch dazu benötigen sie den Darojib, den der Aulore an Bord der MAGELLAN zurückgelassen hat.
Derweil versuchen Icho Tolot und Erik Leyden zusammen mit dem Memeter Oxford die memetische Besatzung der AVENDANA-NAU zu wecken. Da taucht erneut der Wächter auf und erklärt ihnen, dass ihnen kaum noch Zeit bleibt, das Schiff zu reaktivieren. Weil die Raumzeitstörungen zu entarten beginnen, fordert er sie auf, den Darojib per memetischen Halbraumtransmitter an Tuire zu schicken.
Nach dem furiosen NEO von Kai Hirdt hatte ich mich sehr auf den Roman von Rainer Schorm gefreut. Auch weil der Autor mich mit seinen Romanen aus diesem und dem letzten Zyklus begeistern konnte. In »Das Seuchenschiff der Azaraq« fällt er aber leider in alte Gewohnheiten zurück. Mal davon abgesehen, das der Roman zu Beginn einen echten Schnitzer beinhaltet, erschlägt er mich durch viel zu viele metaphysische Ausführungen.
Besonders im Handlungsstrang um Sitareh und Schablonski schöpft er aus dem Vollen. Nur um eines klarzustellen: Ich mag physikalischen Exkursionen und ich habe auch kein Problem damit, wenn es technisch wird, so lange es nachvollziehbar bleibt. Aber was Rainer Schorm in diesem Roman versucht, ist einfach zu viel des Guten. Da werden Begriffe und Sachverhalte miteinander vermengt, die … sagen wir mal, nur bedingt verständlich sind. Das hört sich teilweise wie großer Hokuspokus an, aber nicht wie der ernsthafte Versuch einer Erläuterung. Sorry, aber für mich ist das zu weit weg. Das klingt zu sehr nach PERRY RHODAN-Erstauflage. Wenn ich so etwas lesen wollte, würde ich Erstauflage lesen und nicht NEO. Ich mag NEO gerade wegen seiner Bodenständigkeit und dem Versuch echte physikalische Erkenntnisse in den Geschichten zu verarbeiten. Solange eine gewisse Logik dahinter steckt, bin ich gern bereit, mich über die Schwelle der realen Physik hinaustragen zu lassen. In diesem Roman geht der Autor aber meines Erachtens zu weit, vor allem weil er viele Dinge nur anreißt, ohne sie einer intensiveren Betrachtung zu würdigen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Anschlussfehler aus einem der vorangegangenen Romane. Da tauchen plötzlich wieder Hornschreckwürmer auf, obwohl diese Gefahr in Band 177 gebannt worden war. Dabei haben sie keinerlei relevanten Handlungszweck, außer die Macht der Schiffsintelligenz der AVENDANA-NAU zu demonstrieren und durch den Energieverlust des Schiffs auch die Spannung für den Leser zu erhöhen. Ein vermeidbarer Fehler, weil das einfacher hätte gezeigt werden können, zum Beispiel durch die zusammenbrechende Statik des Schiffes.
Dieses Mal stört mich auch das ständige Geplänkel zwischen den Figuren, besonders zwischen Sitareh und Schablonski, bzw. Tolot und Leyden. Die Wortgefechte tragen oft nur wenig zur Handlung bei. Bei manchem fragte ich mich zudem nach dem Sinn. Weshalb ich der Besprechung auch den Titel »Schormscher Smalltalk« gegeben habe. Das hat er in den vergangenen Romanen deutlich besser im Griff gehabt.
Gelungen ist der Handlungsstrang um Rhodan auf dem Seuchenschiff. Das ist in der Tat emotional bewegend geschrieben und der Autor hat sich in dem Fall mit dem Geplänkel zurückgehalten. Mein Highlight sind die kurzen Logbucheinträge des Arztes auf dem Seuchenschiff. Davon hätte ich gern mehr gelesen.
Im vorletzten Roman der Blues-Staffel werden die Figuren vor dem großen Finale in Stellung gebracht. Das ist durchaus spannend, wenn man von den metaphysischen Erklärungsversuchen absieht, mit dem der Autor die Seiten füllt. Mir war klar, dass es schwierig werden wird, eine glaubhafte Auflösung des Konfliktes und der Rettung der Arche zu finden. Meine Befürchtung, dass an dieser Stelle wieder Deus ex machina-Lösungen herhalten müssen, scheint sich zu bestätigen. So sehe ich dem Finale der Staffel eher mit gemischten Gefühlen entgegen. Zumindest erahne ich, wie Perry Rhodan die elf Milliarden Menschen von Impos wegbringen wird.
»Das Seuchenschiff der Azaraq« ist keineswegs langweilig. Es bringt die Staffelhandlung voran und wirft einen sehr emotionalen Blick auf Krankheit und Leiden. Erkaufen muss sich der Leser die schönen Seiten im zweiten Teil des Buchs mit viel Technobabble und einem ärgerlichen Fehler am Anfang. In diesem Fall leider kein Meisterwerk von Rainer Schorm.