Ich bin skeptisch, wenn ich von Selfpublishern angeschrieben werde, die um eine Rezension ihrer Romane bitten. Oftmals sind die Texte so unterirdisch, dass ich das E-Book schnell zur Seite lege und in den Mantel des Schweigens hülle. Eine Bewertung solcher Texte ist schwierig und man kann als Rezensent eigentlich nur ins Fettnäpfchen treten. Zu viel Kritik und man wird vom Autor oder der Autorin angegangen, zu viel Lobhudelei würde Betrug am Leser bedeuten.
Das es unter Selfpublishern viele herausragende Autoren gibt, hat nicht zuletzt Madeleine Puljic mit ihrem preisgekrönten Roman »Noras Welten« bewiesen. Zudem kenne ich inzwischen mehrere Autoren, die als Selfpublisher nicht nur erfolgreich im Geschäft sind, sondern auch ihr Handwerk verstehen.
André Nagerski ist einer dieser Selfpublisher, der mich mit seinem Roman »Roboter weinen heimlich« überzeugen konnte. Der studierte Kommunikationswissenschaftler hat mit seinem ersten Science-Fiction-Roman eine vergnügliche Variation des Genres geschaffen, das sich durchaus an Douglas Adams messen kann. Dabei ist die Geschichte um vier Freunde vom Planeten Bop, die ihrer trostlosen Welt entfliehen und sich ins Abenteuer Weltall stürzen, eher simpel. Es mangelt dem Roman ein wenig an Wendungen, aber auch an Spannung. Das ziellose Vorgehen der Protagonisten ist nicht jedermanns Sache. Diese Schwäche macht der Autor durch originelle Ideen und viel Humor wett. Die vielen Anspielungen aufzuzählen, die im Text versteckt sind, ist eigentlich unmöglich. Die originellste Idee war für mich die Speisekarte, die aus dem Speichel des Gastes die passenden Speisen errechnete. Aber auch bei den Namen von Erfindungen, Planeten und Begriffen ist die rheinische Frohnatur des Autors zu spüren.
Was dem Roman leider fehlt, ist der Feinschliff durch einen Lektor. Denn da wechseln die Erzählperspektiven mitten im Kapitel. Hin und wieder stimmen die sprachlichen Details nicht (Fäuste kann man nicht ballen, höchstens Hände. Eine Faust ist quasi schon geballt.) Auch die zusammenbrechenden Spannungsbögen und die manchmal nicht korrekte Verwendung der Zeitformen, sind in diesem Fall aber nur kosmetische Schönheitsfehler, die mein Lesevergnügen nicht schmälerten. (Nun, je nachdem wie pingelig man als Leser ist.) Auch das der Autor die Geschichte oftmals auktorial erzählt, störte mich am Roman nicht, weil er den Leser direkt anspricht.
Mein Fazit: Humor ist schwierig zu schreiben und Humor in der Science Fiction fast noch schwieriger. Allein das nötigt mir vollen Respekt ab. Das André Nagerski die Herausforderung angepackt hat und mit viel Witz und Leichtigkeit zu Papier bringt, sollte honoriert werden. »Roboter weinen heimlich« ist der erste Band einer Trilogie. Band zwei ist bereits erschienen und wird von mir sicher auch gelesen werden. Toll finde ich auch das kunterbunte Cover, das die Geschichte gut illustriert.
»Roboter weinen heimlich« ist als E-Book und Taschenbuch auf Amazon erhältlich. 115 Seiten die sich lohnen.