Die Sonne knallte auf das Dach der Bahnhofshalle, heizte die Luft zu tropischen Temperaturen auf. Nicht nur mir lief der Schweiß in Strömen, auch meine Begleiter litten unter der Hitze. Wir warteten seit über zwei Stunden auf unseren Besuch, da sich die Deutsche Bahn mal wieder nicht an ihren Fahrplan halten konnte. Doch dann entdeckte ich unsere Gäste und hielt das Plakat hoch, was ich extra für das Treffen angefertigt hatte.
Die Mitglieder der brasilianischen PERRY RHODAN-Redaktion César Maciel, Rodrigo de Lélis und sein Sohn Gabriel waren zu einem Besuch nach München gekommen. Wir hatten schon vor Wochen diesen Termin geplant, aber keiner hatte ahnen können, dass es fast so heiß wie in Brasilien sein würde. Am überraschtesten waren die Brasilianer selbst. César verriet mir, dass sein diesjähriger Besuch sein Bild über Deutschland verändern würde. Zum einen wegen des tropischen Wetters und zum anderen wegen der Unpünktlichkeit der deutschen Züge. Ja, wir Deutschen können auch unorganisiert sein.
Beim Spaziergang durch das heiße München zeigte ich den Drei die eine oder andere Sehenswürdigkeit und erzählte, was ich an Wissenswerten innerhalb der zwölf Jahre aufgeschnappt hatte, die ich in München gewohnt hatte. Mit von der Partie waren mein Mann und Ekkehardt Brux vom Münchner PERRY RHODAN-Stammtisch, der extra von Landshut hergefahren war. Leider hat es keiner der anderen Stammtischmitglieder geschafft, an dem Treffen teilzunehmen. Einer war kurzfristig erkrankt, die anderen im Urlaub.
Unsere Gespräche drehten sich über die PERRY RHODAN-Serie, aber auch über Geschichte und die Unterschiede zwischen Brasilien und Deutschland. Dabei blieben wir immer wieder stehen und Rodrigo fotografierte alles, was ihn interessierte. Ich stellte fest, dass mein Englisch ein wenig holperte, weil ich in den vergangenen Jahren aus der Übung gekommen war. Umso erstaunter war ich, als César mitten in der Fußgängerzone mit mir mehrere akzentfreie Sätze in Deutsch wechselte. Da schämte ich mich ein wenig, dass sich mein Portugiesisch nur auf wenige Worte beschränkt. Später erzählte er mir, dass er die Heftromane des aktuellen Zyklus (nicht alle) auf deutsch liest und am Ende jedes Zyklus‘ eine Zusammenfassung für die brasilianischen Fans verfasst.
Im Englischen Garten angekommen, besuchten wir zunächst die Surfer am Eisbach. Da es so heiß war, herrschte an der stehenden Welle ein unglaubliches Gedränge. Aber auch der Rest des Englischen Gartens wurde von Menschen belagert. Das Grün des Rasens war zwischen den vielen Leibern kaum zu erkennen. Dazu rannten viele Teenager in Badehose und Bikini den Weg neben dem Eisbach entlang und stürzten sich von den Brücken aus in die Tiefe, wo sie sich vom reißenden Wasser davon treiben ließen. Wir rasteten an einer schattigen Stelle. Ich kühlte meine heißgelaufenen Füße in einem der Seitenkanäle, während ich mich bei César über Veröffentlichung der PERRY RHODAN-Serie in Brasilien informierte.
Selbst die Brasilianer wären gern noch länger geblieben, weil es im Park etwas kühler war, als in der Stadt. Aber wir waren alle durstig und machten uns auf die Suche nach einem Biergarten. Vor dem Hofbräuhaus tummelten sich Massen an Touristen. Und als wir in einer Seitenstraße endlich ein Restaurant mit freien Tischen im Schatten entdeckten, wussten wir spätestens nach einem Blick auf die Preise in der Speisekarte, warum so wenig Leute hier saßen. Zudem ging unablässig ein grüner Niederschlag auf uns nieder, der aus der von Wein bewachsenen Fassade regnete. Wir tranken etwas und tauschten Geschenke aus.
Rodrigo de Lélis, der Chefredakteur, überreichte mir sechs PERRY RHODAN-Bände der brasilianischen Ausgabe. Es waren vor allem Jubiläumsbände, die zusätzlichen zu den zwei Romanen, Interviews und Artikel zur Serie enthielt. Besonders angetan, war ich von den Illustrationen der brasilianischen Fans. Unter den Gaben war sogar der letzte Band, der als gedruckte Ausgabe erschien. Inzwischen werden die Romane in Brasilien nur noch als E-Books veröffentlicht und zwar parallel aus den Zyklen: »Die Altmutanten«, »Bardioc« und »Die Kosmischen Burgen«. Demnächst soll aber mit Ausgaben aus den Zweitausender Bänden gestartet werden.
Anschließend gingen wir langsam zum Bahnhof zurück, natürlich nicht ohne einen Abstecher über den Viktualienmarkt. Die Straßen schienen noch bevölkerter als am Nachmittag. Menschen aller Nationen tummelten sich in Cafés und Geschäften. Unsere brasilianischen Gäste zeigten sich beeindruckt wie kosmopolitisch sich die bayerische Landeshauptstadt präsentierte. Kaum eine Weltsprache, die wir an diesem Tag nicht gehört hatten.
Die Sonne hing schon tief, als wir uns am Hauptbahnhof verabschiedeten und zu einem letzten Foto aufstellten. César, Rodrigo und sein Sohn reisten zurück nach Rastatt. Während Ekkehardt sich auf den Heimweg nach Landshut machte und wir zum Ostbahnhof fuhren, wo wir den Abend im Bar-Restaurante-Portugal mit den STAR TREK-Fans vom Münchner Trekdinner ausklingen ließen.
Auf der Heimfahrt hing der verfinsterte Mond die ganze Zeit rostrot über den Alpengipfeln und der auch Mars hielt sein Versprechen und prangte hell am Himmel. Ich war von dem langen Spaziergang und der Hitze völlig erschöpft, aber glücklich. Denn der Tag in München hat mir erneut bewiesen, dass gemeinsame Interessen Menschen über Kontinente hinweg verbinden können.
Vielen Dank an César, Rodrigo und Gabriel dafür, dass sie den weiten Weg nach München auf sich genommen haben.
Das klingt nach einem sehr schönen Treffen. Ich empfand die brasilianischen Besucher ebenfalls als sehr positiv (und schämte mich ein wenig für mein nicht gerade geschäftsmäßiges Englisch).
Ganz toll, dass Ihr diese Reise auf Euch genommen habt, Christina!
Und danke für Deinen Bericht. Auch einen lieben Gruß an Ekkehard und Deinen Mann!
Angelika