Die Deutsche Post hat ein Problem.
Jahrelange Einsparungen und der Börsengang haben dazu geführt, dass sie kaum noch zuverlässiges Personal hat und solches auch nicht mehr findet. Verständlich, denn wer möchte schon unter den derzeitigen Bedingungen arbeiten. Einige wenige Mitarbeiter müssen viel zu viel Post austragen und machen teilweise unbezahlte Überstunden, damit sie ihr Pensum schaffen und das zu einem Lohn, der kaum über dem des Versandriesen Amazon liegt. Glück haben jene Mitarbeiter, die verbeamtet sind, denen geht es nicht ganz so schlecht, aber auch hier herrscht Frustration über die widrigen Bedingungen.
Für Zulieferdienste zwischen den Zentren nutzt die Post vereinzelt sogar externe Firmen, und schreibt diese Aufträge jedes Jahr neu aus. Die meist unerfahrenen Mitarbeiter dieser Dienste verursachen schon mal, dass die Briefe und Pakete nicht rechtzeitig vom Verteilzentrum in den lokalen Verteildepots ankommen. So passiert es, dass bei uns Montags grundsätzlich keine Post ausgetragen wird, weil der Lieferwagen aus dem Verteilzentrum Rosenheim erst mittags ankommt, wenn die Postboten schon unterwegs sind. Auch Samstags verirrt sich selten ein Brief oder ein Paket in den Briefkasten.
Auffällig ist auch, das jede Woche ein neuer Zusteller bei uns klingelt. Früher kam immer ein und derselbe Postbote. Man kannte sich, was vieles erleichterte. Heute steht man ständige einem Fremden gegenüber.
Anscheinend will die Deutsche Post dem Personalmangel nun mit einer Job-Kampagne begegnen. In der hiesigen Postagentur entdeckte ich am Freitag einen Flyer auf dem Brief- bzw Paketzusteller gesucht wurden. Und nicht nur das. Auf der Rückseite ist eine Anzeige, die sich an Schüler und Studenten richtet. Beim Blick auf den Zettel fragte mich mein Mann, was ein »Semster« wäre. Ich guckte und da las ich es auch, da war ein Schreibfehler, ein ziemlich offensichtlicher sogar. Statt Semester stand da »Semster«. Im gleichen Moment fragte ich mich, in welcher Auflage die Flyer wohl gedruckt worden waren, es müssen zehntausende sein. Anscheinend hat niemand den Fehler bemerkt, weder der Designer, noch der Verantwortliche bei der Post, der das Ding abgesegnet hatte, noch diejenigen, die das Ding verteilt haben. Nicht einmal der Angestellten der Postagentur, die die Flyer ausgelegt hatte, war es aufgefallen. Erst als ich sie darauf aufmerksam machte, wusste sie, warum ihr der Text so seltsam vorgekommen war.
Es scheint, als wären die Probleme bei der Deutschen Post noch größer als angenommen.
Ich habe eine ganze Weile einer Freundin beim Reklame Austragen geholfen, dass ist echt ein Scheißjob. Man bekommt fast kein Geld, dafür darf man fünf Stunden im Regen durchs halbe Dorf rennen (auch wenn man krank ist, weil man raus geschmissen wird, wenn man sich krankmeldet). Meiner Meinung nach ist dass moderne Sklaverei, vor allem an Jugendlichen und Senioren, weil mans mit denen ja machen kann.
Das ist exemplarisch für die gesamte deutsche Wirtschaft und dem „Erfolgsmodel“ PPP. Ich habe aber auch den Eindruck, dass das Pendel jetzt langsam wieder in die andere Richtung schwingt. Haben die Firmen vor fünf Jahren noch versucht, möglichst viele Kostenfakten aka Mitarbeiter loszuwerden, haben sie jetzt feststellen müssen, dass es die guten Leute waren, die zuerst gegangen sind, denn die haben gleich einen neuen Job gefunden. Und jetzt suchen sie händeringend.
Und unser Bildungssystem ist da auch noch nicht angekommen…