Mobil im Osten

Mein Oma und ich vorm Trabi

Viele Erinnerungen kamen gestern Abend wieder hoch, als wir uns eine Dokumentation auf ZDFinfo angesehen haben. Es ging dabei um die Mobilität in der DDR, um Trabi, Wartburg und Co.

Schon weit vor meiner Geburt besaßen meine Eltern ein Auto. Das war in der DDR nicht selbstverständlich. Als ich geboren wurde, hatten sie sogar schon ihren zweiten Wagen. In den Fünfzigern fuhr mein Vater mit dem Motorrad durch die Gegend. Meine Mutter erzählt immer, dass er eigentlich kein Auto wollte und sie ihn heimlich in der Fahrschule angemeldet hat. Nachdem er schließlich die PKW-Fahrerlaubnis hatte – in der DDR durfte es nicht Führerschein heißen (man kann sich denken wieso) – musste dann unbedingt ein Auto her. Das war irgendwann Mitte der Sechziger. Es wurde ein gebrauchter Trabant 500, der eine Monsarote Lackierung bekam. Die Farbe sponserte mein Onkel aus dem Schwarzwald.

Ich habe erst das Nachfolgemodell kennengelernt. 1971 legten sich meine Eltern einen weißen Trabant 601 zu und ließen ihn mit einem dunkelgrünem Dach und Streifen versehen. Noch nach Jahren färbte die grüne Farbe ab.

In der DDR musste man sehr lange auf ein Auto warten. Man füllte eine Anmeldung aus und dann dauerte es 12-15 Jahre, bevor man ein Schreiben bekam, dass man sein Auto abholen kann. Den weißen Trabi hatten wir bis 1984, dann bekamen wir einen neuen. Ich weiß noch, er war Monsungelb mit Papyrusweißem Dach. Paprusweiß deshalb, weil es ein schmuddeliges Weiß war. In der Fabrik bekam man zu der Zeit einfach kein reines Weiß hin. Aber das machte nichts. Verglichen mit unserem alten Auto hatte es eine »moderne« Ausstattung. Dazu gehörten Rollgurte und Nackenstützen vorn, und ausstellbare Fensterscheiben hinten. Es war ein Trabant 601 de lux und mein Vater war ziemlich stolz auf das Auto. Bis 1997 ist er damit gefahren und erst vor zwei Jahren hat er es schweren Herzens verkauft.

Unsere Trabis waren immer treue Begleiter, wir fuhren damit zur Arbeit, ins Wochenendhaus und zurück, besuchten Verwandte und reisten damit sogar durch die ganze Republik bis an die Ostsee. Dabei ließ er uns nur wenige Male im Stich. Einmal war es ein gerissener Keilriemen, dann hakte mal die Zylinderkopfdichtung und ein anderes Mal auf der Autobahn vor Potsdam riss der Spannreifen vom Gebläse. Letztendlich aber haben uns die Autos immer ans Ziel gebracht.

Ich selbst habe allerdings nie versucht, mit einem Trabi zu fahren. Da ich ohnehin kein großartiger Autofahrer bin, scheute ich das Abenteuer. Meinen Führerschein machte ich 1994 unter Zwang und fuhr dann bis 2012 einen roten Golf II. Als ich ihn verkaufte, war er 23 Jahre alt und hatte nicht mal 80.000 Kilometer auf dem Tacho.

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