Bei unserer Übernachtung im Hilton durften wir die Zukunft des Wohnens erleben.
Der Anbau, in dem unser Zimmer lag, war 2016 errichtet worden und mit allem ausgestattet, was man sich heutzutage einbauen kann. Das Zimmer war modern eingerichtet mit schlichten aber funktionalen Möbeln, großem Flatscreenfernseher und bis zum Boden reichenden Fenstern. Was in der 5. Etage schon ein bisschen Überwindung kosten kann, um hinaus zu schauen. Deswegen und wegen des Schallschutz konnte man die Fenster auch nicht öffnen. Für das richtige Klima sollte die hochmoderne Lüftung sorgen, aber es war irgendwie nicht dasselbe. Auch die Hitze ließ sich trotz Klimaanlage über Nacht nicht aus dem Zimmer vertreiben. Es war ziemlich warm. Eine Daunendecke für zwei Personen war dabei auch keine sonderlich gute Idee.
Dafür gab es ein Beleuchtungskonzept, dass wie alles im Zimmer über eine KNX-Steuerung und berührungssensitiven Schaltern gesteuert wurde. Es dauerte eine Weile, bis ich herausbekommen hatte, auf welches Symbol ich drücken musste, um die oder die Lampe anzumachen. Die Klimaanlage steuerte man genauso damit wie die Toilettenspülung. Ja, richtig gehört, die Toilettenspülung. Darauf komme ich später noch zurück.
Das Bad war nach aktuellem Standard ausgestattet, mit bodenebener Dusche (mit Regenbrause), Badewanne ohne erkennbare Armatur und einem riesigen beleuchteten Spiegel über dem Waschtisch. Alles in dezentem Beige gefliest und sogar mit einem Milchglasfenster zum Wohnraum und einer Glasschiebtür versehen. Alles sehr schick! Auch hier konnten wieder unterschiedliche Beleuchtungszustände ein- und ausgeschaltet werden. Es gab sogar einen Nachtmodus, bei dem nur zwei gedimmte LED-Lampen angingen. Da hatte sich der Planer echt austoben können.
Die technischen Spielereien haben aber auch ihre Tücken. Zum Beispiel sind die Lichtschalter beleuchtet. Das bedeutet unnötiger Stromverbrauch. Nachts werden sie zwar dunkler, aber leuchten immer noch das halbe Zimmer aus. Nichts für Leute die zum Einschlafen absolute Dunkelheit brauchen. Andererseits sind die Schalter auch nicht für Menschen mit Sehschwäche geeignet. Ich hatte das Ding neben dem Bett, konnte ohne Brille aber nicht erkennen, wo ich drücken musste, um das Licht an- oder auszumachen.
Das heikelste aber war die Toilettenspülung. Die funktionierte Berührungslos, wenn man die Finger vor ein silbernes Panel mit LED-Beleuchtung hielt. Kurzer Streifen hieß weniger Wasser, langer Streifen größerer Wasserverbrauch.
Kurz vorm Duschen sagte ich noch zu meinem Mann, dass man bei einem Stromausfall nicht auf Klo gehen könnte, weil dann die Spülung nicht funktioniert. Kurze Zeit später wusste ich, dass es dazu nicht mal eines Stromausfalls bedurfte. Ich stand nämlich nach erledigtem Geschäft vorm Klo und die Spülung ging nicht. Ich wedelte mit der Hand vor dem Sensor rum, aber außer, dass die Streifen die Farbe wechselten und den ganzen Regenbogen durchspielten, passierte nichts. Es war zum Heulen. Mein Mann stand unter der Dusche und meinte, dass ich irgendwas falsch machen würde. Aber als er es selbst probierte, brachte er es auch nicht hin. Die Spülung leuchtete wie ein Weihnachtsbaum, aber sie spülte nicht und war auch mit putzen und streicheln nicht dazu zu überreden. Irgendwann klopfte es an der Tür und als mein Mann aufmachte, stand ein Angestellter vom Hotel davor und meinte. »Okay!« Entschuldigte sich und verschwand wieder, ohne zu sagen, was er wollte. Dafür flackerte wenig später die Streifen der Toilettenspülung und als ich probierte, ging sie wieder. Da scheint das System einen Fehler gemeldet haben und der freundliche Herr hat wohl einen Reboot gemacht.
Als wir später im Bett lagen, lächelte mein Mann und meinte: »Solche Dinge passieren nur dir.« Wo recht er hat, hat er recht. Schließlich brauche ich Material zum Bloggen.
Fazit: Schön das es solche technischen Spielereien gibt, braucht man im Grunde alles nicht, ist aber ganz nett, wenn man’s hat. Aber manchmal tut es auch ein einfacher Knopf oder Hebel.