SF und Metaphysik

Quelle: Amazon

Seit ich »Spin« von Robert Charles Wilson gelesen habe, bin ich großer Fan des Autors. Der Roman gehört zu einem der besten Science-Fiction-Romane die ich kenne. Deshalb habe ich nicht nur die Fortsetzungen von »Spin«, »Axis« und »Vortex« gelesen – letzteres war eine herbe Enttäuschung – sondern kaufte auch Romane, die der Autor vor seinem großen Wurf geschrieben hat. Eines davon ist »Quarantäne«.

Die Geschichte um eine Forschungseinrichtung, die abgeriegelt wird und in der am Ende seltsame Dinge geschehen, hat mich die vergangenen Tage regelrecht in Atem gehalten. Dabei gibt der Klappentext auf dem Buch nicht einmal die Handlung richtig wieder. Die intelligenten Lebensformen, die von den Menschen durch eine neue Teleskop-Technik beobachtet werden, fühlen sich nicht gestört. Es ist eher die Technik selbst, die das Inferno auslöst. Dass die Menschen diese Technik zwar nutzen, aber dennoch nicht wissen wie sie funktioniert (obwohl sie sie selbst geschaffen haben), damit hält Wilson der Menschheit einen Spiegel vor. Und er gibt gleichzeitig eine Warnung aus, was passiert, wenn wir etwas erschaffen (in diesem Fall ein Quantencomputer), was wir nicht verstehen. Sein Blick in in eine nahe Zukunft ist glaubhaft umgesetzt, ohne überladen zu sein.

Es ist ein typischer Roman von Robert Charles Wilson: eine ins Metaphysische abgleitende technische Grundidee ausgeschmückt mit spannenden Hintergründen der Charaktere. Dabei sind diese niemals eindimensional, sondern entwickeln sich mit der Handlung glaubhaft weiter. Das Zwischenmenschliche steht in den Werken des Autors eindeutig im Vordergrund. Das phantastische Element entblättert sich in »Quarantäne« erst nach und nach. Und so meint man zunächst einen Thriller zu lesen, bevor es am Ende tatsächlich ins Esoterische umschlägt. Auch das ist typisch Wilson, die Frage nach einer höheren Macht, war schon in der Spin-Triologie das übergreifende Thema. Er überlässt seinen Lesern die Interpretation, wie und ob es sich um eine göttliche Macht handelt oder nicht. Das finde ich auch in »Quarantäne« gut gelöst.

Fazit: Es sind die Protagonisten in Wilsons Romanen die mich fesseln, weniger die Science. Obwohl seine Ideen eigentlich simpel sind, entfalten sie ein interessantes Potenzial an Spekulationen. Der Leser muss sich wie die Protagonisten, die Informationen mühsam zusammenklauben. Dabei bleibt ihm eine Interpretationsfreiheit, die man in Romanen selten vorfindet und spannend ist es obendrein. Absolut empfehlenswert.

Das Buch erschien bereits 2007 im Heyne-Verlag, hat aber an Aktualität nichts eingebüßt. Im Gegenteil!