Wie sehr ich den Geschmack vermisst hatte, merkte ich erst, als ich einen der grünen Kaugummis in den Mund steckte. Es war Jahre her seit ich die letzte Packungen aufgemacht hatte. Damals im Hofer (dem österreichischen Aldi) hatte ich einen großen Vorrat eingekauft. Inzwischen gibt es aber auch dort meine favorisierte Marke nicht mehr.
Die Rede ist von Wrigley’s Airwaves Green Mint. Die gibt es bei uns leider schon lange nicht mehr. Erhältlich sind nur die blauen Eukalyptus-Menthol, Strong und diverse Fruchtsorten. Letztens entdeckte ich auch schwarze mit Lakritz. Da ich aber Eukalyptus so gar nicht mag, musste ich wohl oder übel auf eine andere Kaugummi-Marke ausweichen. Nachdem es jetzt auch diese Alternative nicht mehr zu kaufen gibt, musste ich mir was einfallen lassen. In einem Online-Shop für Süßwaren wurde ich fündig. Da gab es sie noch die grünen Airwaves, die ich so mag. Ich habe gleich eine Großpackung bestellt.
Wenn ich zurückblicke gibt es ganz viele Dinge, die ich früher gern gegessen habe und die nicht mehr im Handel sind. Vor allem aus den Neunzigern. Da fällt mir spontan Pizza Crossa ein, die Pizza, die man sogar in der Mikrowelle warm machen konnte, ohne das sie zäh und labbrig wurde. Oder später dann, Chocolat Pavot von Storck, die Pralinen mit Mohnfüllung, auch die sind schon seit Jahren aus den Läden verschwunden. Ebenfalls verschwunden ist die Alberto-Pizza mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum.
Aber auch Nichtlebensmittel sind dem Rostift zum Opfer gefallen. Ich denke da an die Shampoos Sunsilk und Dralle Ultra Beauty Kamille. Wobei ich letzteres jetzt in Portugal wieder entdeckt habe. Ich kaufte mir natürlich gleich eine Flasche. Es scheint die Produkte also doch noch zu geben, wie man an den Kaugummis sieht, sie werden aber nicht mehr für den deutschen Markt produziert. Zum Glück gibt es inzwischen das Internet, wo man »fast« alles kaufen kann.
Wer kennt sie nicht, die Feueralarmübungen aus der Schulzeit, wenn die Sirene heulte und alle das Schulgebäude verlassen und sich auf dem Schulhof aufstellen mussten. Mir wurde damals immer ganz heiß und kalt, obwohl ich wusste, dass es nur eine Übung war. Aber noch heute bekomme ich ein seltsames Gefühl wenn ich eine Sirene höre, obwohl ja die meisten Brandmeldeanlagen heute ganz anders klingen. In den vergangenen Wochen hatte ich mehrfach das »Vergnügen« einem Feueralarm beizuwohnen.
Im April war es der Rauchmelder im Treppenhaus, der uns Nachts um halb zwei aus dem Bett holte. Zum Glück war weder Feuer noch Rauch zu sehen oder zu riechen. Aber wir brauchten eine Leiter um den Rauchmelder auszuschalten. Nach so einer Aktion ist man auf jeden Fall hellwach.
Anfang Mai nahm ich an einem Webinar der Bayernwerke teil. Es ging um die Funktionen des neuen Online-Portals, dort kann man jetzt die Anträge für Strom und die Inbetriebnahme von Erzeugeranlagen online ausfüllen. Die Dozentin war gerade in Schwung gekommen, als ein merkwürdiges Piepsen durch die Lautsprecher dran. Etwas perplex erklärte sie, dass es gerade einen Feueralarm gäbe und sie das Webinar unterbrechen muss. Sie würde sich in ein paar Minuten wieder melden. Es dauerte ein halbe Stunde, bis die Übung vorbei war und das Webinar fortgesetzt werden konnte. Erstaunlicherweise hatte sich nur einer der 30 Teilnehmer in der Zwischenzeit ausgeklinkt.
Selbst im Urlaub blieben wir nicht verschont. An unserem vorletzten Abend kurz vorm Abendessen, ich zog mich gerade um, ging der Feueralarm im Hotel los. Wir schnappten unsere Wertsachen und wollten gerade losgehen, da stoppte der Alarm. Auf dem Flur waren die Brandschutztüren geschlossen, aber niemand war zu sehen. Unser Zimmernachbar kam aus der Tür, nur mit einem Handtuch begleitet und fragte was los sei. Da wir ohnehin zum Essen wollten, gingen wir gleich runter. Im Foyer gellte noch ein Rauchmelder, aber ansonsten war nichts los. Die meisten Hotelgäste saßen im Restaurant, ließen sich das Essen schmecken und hatten anscheinend nicht einmal bemerkt, dass es einen kurzen Alarm gegeben hatte.
Ich bin immer froh, wenn nichts Ernstes passiert ist und rege mich auch nicht auf. Besser ein Alarm zu viel, als einer zu wenig.
Ob dieser Film nun notwendig war oder nicht, darüber lässt sich streiten. Letztendlich erfahren die Fans nur das über Han Solo, was sie ohnehin schon längst wussten, von der Sache mit dem Namen mal abgesehen.
Schlecht gemacht ist der Streifen sicher nicht. Mir war es ein bisschen zu viel Kampf und Action. Ich hätte mir mehr ruhigere Momente gewünscht. Aber die Geschichte war schlüssig erzählt, und die Darsteller nicht übel – herausragend Danny Clover als Lando Calrissian.
Ob die durchgeknallte Droidin mit Freiheitssinn sein musste, ist auch fraglich. Ich fand die Figur etwas überzogen. Zumindest wissen wir jetzt, warum Hans Schiff später so exzentrisch ist.
Gut gefallen haben mir die Sets. Vorallem die Raffinerie auf Sevrin wirkte sehr echt. Die Szenen entstanden auf Fuerteventura in einem Nationalpark, zu dem eigentlich niemand Zutritt hat. So viel ich weiß, wurden die Bauten nach dem Dreh auch sofort wieder entfernt.
Der eigentliche Star des Films war allerdings der Millennium Falcon. Da hat man mal gesehen, was für ein schönes und modernes Schiff das gewesen ist, alles so schön neu und sauber.
Fazit: SOLO ist sicher kein schlechter STAR WARS-Film, zumindest besser als Episode VIII, aber von der Tiefgründigkeit her kommt er nicht an Rogue One heran.
Der Urlaub ist vorbei und ich blicke mit positiven Gefühlen zurück.
Das Wetter war genau richtig, nicht zu warm aber auch nicht zu kalt. Ich habe mir einen neuen Sonnenhut gekauft, der sehr viel schicker aussieht als der Alte. Wir haben uns viel bewegt, sind viel gelaufen, vor allen an den unzähligen Stränden entlang. Nur mit den bloßen Füßen im Sand bekommt man einen richtigen Eindruck vom Untergrund, mal weich und nachgiebig, mal steinhart, mal grobkörnig und mal wie Samt. Ich habe das dieses Mal so richtig genossen, auch wenn ich an einem Tag ockerfarbene Fußsohlen hatte (es ist immer noch ein wenig zu sehen).
Wir sind über 800 Kilometer durch die Gegend gefahren, haben tolle Ausblicke und Anblicke genossen und kleine Abenteuer durchlebt. Wir haben unseren Hochzeitstag und meinen Geburtstag am Strand gefeiert, außerdem haben wir jeden Tag lecker gegessen.
Atlan bzw. Arraúl – der einzige Überlebende von Atlantis
Und wir haben Atlan getroffen. In Olhão stießen wir bei einem Stadtbummel auf eine Statue. Mein erster Gedanke war: Das ist Atlan. Erst dann entdeckten wir das Schild, auf dem die Legende von Arraúl erzählt wurde. Arraúl war der einzige Überlebende von Atlantis. Er strandete an der Küste vor Olhão, die ihm so gut gefiel, dass er Inseln aus Sand baute um den Ort vor dem Meer zu schützen.
Ich bin mir sicher, dass wir irgendwann wieder an die Algarve fahren. Wenn dann auch wieder ins Porto Bay Falesia, denn der Service war sehr gut, man ging auf unsere Wünsche ein, sofern sie erfüllbar waren, das Essen war lecker und die Aussicht ist durch nichts zu toppen. Das nächste Mal buchen wir aber gleich ein Zimmer mit Meerblick, dann gibt es auch keine Enttäuschungen.
PERRY RHODAN NEO Band 174 – »Der Pfad den Auloren« von Kai Hirdt
Von seinem Bett in der Medostation aus, erzählt Tuire Sitareh seinem Freund Perry Rhodan, was ihm in der vergangenen Monaten zugestoßen ist. Wie er auf Multidon den Menschen zur Flucht verhalf, indem er als Meister der Insel auftrat … wie er in einem Situativ fliehen konnte und wie er auf den Geist des toten Meisters Kolin-Uns traf. Er berichtet von Thaynar seinem geistigen Begleiter, von seiner Abhängigkeit vom Memeteranzug, von den beiden sich ständig streitenden Stimmen in seinem Kopf. Zu denen sich schließlich noch die Stimme des Meisters gesellt, als dieser die Kontrolle über den Memeteranzug übernimmt. Und er erzählt von seiner Vergangenheit, Erinnerungen an Liebe, Schuld und Verzweiflung, die ihm der Memeteranzug schenkte. Seine Reise durch den Sonnentransmitter endet genauso wie die von Perry Rhodan in der Eastside der Milchstrasse. Mit ihm unterwegs ist Kolin-Uns. Als er erfährt, das der Imperator Regnal-Orton tot und das Imperium der Arkoniden gefallen ist, versucht er mittels der Blues das totalitäre System der MdI in der Milchstraße zu etablieren. Tuire kann ihn nur aufhalten, indem er sich selbst opfert. Und das tut er gern, denn er weiß jetzt, wer er ist: Der Schlächter von Ul (Taui).
Ich gebe zu, dass mich selten ein NEO-Roman so gefesselt hat, wie die Erzählung über Tuire Sitareh. Hier stimmt jedes Detail. Die vielen Puzzleteile, die man bisher über den Auloren sammeln konnte, ergeben plötzlich ein Bild. Aus dem geheimnisvollen Fremden wird endgültig ein Charakter, der dem Leser ans Herz wächst und dem man bedingungslos folgen möchte.
Kai Hirdt hat sich mit diesem Roman als Autor erneut gesteigert. Er beweist, dass es nicht viel Action und viele Erzählperspektiven braucht, um eine lebendige Geschichte zu erzählen. Die gut strukturierte Handlung wartet mit einigen Überraschungen auf. Das ist zwar keine Hard SF mehr, aber in diesem Fall hat mich das nicht gestört, weil es stimmig war.
Die Figur des Tuire Sitareh in die NEO-Handlung einzuführen, war ein kühner Schachzug der Expokraten. Einer, der sich vor allem jetzt auszahlt, wenn sich die Handlungsfäden verdichten und so langsam zu einem Muster verwoben werden. Wenn das weiterhin so konsequent und intelligent fortgesetzt wird, so stehen den NEO-Lesern noch spannende Romane bevor.
Fazit: »Der Pfad des Auloren« ist ein toller Roman, atemberaubend zu lesen und mit einer Menge Querverweisen gespickt, die das Große und Ganze des NEOversums Gestalt werden lassen. Absolute Leseempfehlung von mir.
Seit ich »Spin« von Robert Charles Wilson gelesen habe, bin ich großer Fan des Autors. Der Roman gehört zu einem der besten Science-Fiction-Romane die ich kenne. Deshalb habe ich nicht nur die Fortsetzungen von »Spin«, »Axis« und »Vortex« gelesen – letzteres war eine herbe Enttäuschung – sondern kaufte auch Romane, die der Autor vor seinem großen Wurf geschrieben hat. Eines davon ist »Quarantäne«.
Die Geschichte um eine Forschungseinrichtung, die abgeriegelt wird und in der am Ende seltsame Dinge geschehen, hat mich die vergangenen Tage regelrecht in Atem gehalten. Dabei gibt der Klappentext auf dem Buch nicht einmal die Handlung richtig wieder. Die intelligenten Lebensformen, die von den Menschen durch eine neue Teleskop-Technik beobachtet werden, fühlen sich nicht gestört. Es ist eher die Technik selbst, die das Inferno auslöst. Dass die Menschen diese Technik zwar nutzen, aber dennoch nicht wissen wie sie funktioniert (obwohl sie sie selbst geschaffen haben), damit hält Wilson der Menschheit einen Spiegel vor. Und er gibt gleichzeitig eine Warnung aus, was passiert, wenn wir etwas erschaffen (in diesem Fall ein Quantencomputer), was wir nicht verstehen. Sein Blick in in eine nahe Zukunft ist glaubhaft umgesetzt, ohne überladen zu sein.
Es ist ein typischer Roman von Robert Charles Wilson: eine ins Metaphysische abgleitende technische Grundidee ausgeschmückt mit spannenden Hintergründen der Charaktere. Dabei sind diese niemals eindimensional, sondern entwickeln sich mit der Handlung glaubhaft weiter. Das Zwischenmenschliche steht in den Werken des Autors eindeutig im Vordergrund. Das phantastische Element entblättert sich in »Quarantäne« erst nach und nach. Und so meint man zunächst einen Thriller zu lesen, bevor es am Ende tatsächlich ins Esoterische umschlägt. Auch das ist typisch Wilson, die Frage nach einer höheren Macht, war schon in der Spin-Triologie das übergreifende Thema. Er überlässt seinen Lesern die Interpretation, wie und ob es sich um eine göttliche Macht handelt oder nicht. Das finde ich auch in »Quarantäne« gut gelöst.
Fazit: Es sind die Protagonisten in Wilsons Romanen die mich fesseln, weniger die Science. Obwohl seine Ideen eigentlich simpel sind, entfalten sie ein interessantes Potenzial an Spekulationen. Der Leser muss sich wie die Protagonisten, die Informationen mühsam zusammenklauben. Dabei bleibt ihm eine Interpretationsfreiheit, die man in Romanen selten vorfindet und spannend ist es obendrein. Absolut empfehlenswert.
Das Buch erschien bereits 2007 im Heyne-Verlag, hat aber an Aktualität nichts eingebüßt. Im Gegenteil!
Zu den schönsten Stränden zählt die Praia da Marinha, nicht weit von den berühmten Benagilgrotten entfernt. Einem Felsendom, der nur schwimmend oder per Boot erreicht werden kann.
Da ich mich wegen meiner »Motionsickness« ungern auf ein schaukelndes Boot begebe, reichte mir der Besuch des Strands. Und tatsächlich ist schon die Aussicht über den Strand und auf die Felsentore ein Gedicht. Die vom Wasser ausgespülten Hohlräume sind von der Ferne gut zu sehen und ihre Erhabenheit ist zu erahnen. Wir spazierten zunächst über die Klippen oberhalb des Strandes. Obwohl Montag, war richtig viel los. Irgendwie schienen alle Touristen, darunter viele Deutsche, sich genau diesen Tag und diesen Ort für ihren Besuch ausgesucht zu haben.
Eine schön angelegte Treppe führte die steile Felswand zum Strand hinunter, wo der Sand sehr grobkörnig und locker war. Die Tide war hoch und der Strand dementsprechend schmal. Einige Sonnenhungrige ließen sich schon braten. Wir spazierten am Strand entlang und machten ein paar Fotos. Wobei es fast unmöglich war, allein auf einem Bild zu sein. Immer wieder kamen Schiffe und Ausflugsboote in die Bucht und umrundeten die Felsentore. Es herrschte reger Verkehr und es war laut. Zum Sonnenbaden hätte ich mir persönlich einen ruhigeren Strand ausgesucht. Einen, an dem auch der Sand schöner ist.
So verließen wir den Strand schnell wieder und wanderten einen Weg an den Klippen entlang zum nächsten Strand. Obwohl er zu Fuß nicht zu erreichen ist, waren auch hier Leute: Schnorchler, die mit Neoprenanzügen herübergeschwommen waren.
Wir beobachteten, wie immer mehr Boote kamen, sogar der Nachbau eines Piratenschiffs schipperte herbei, aber auch Paddelboote und ein Segel-Katamaran. Als wir zum Parkplatz gingen, begegneten wir Touristen aus aller Welt, mit Sonnenschirmen und Gummitieren bewaffnet. Es war Mittags und wir flüchteten regelrecht, vor den Menschen und dem Lärm.
Da spazierten wir lieber nochmal an der Praia do Falesia vor unserem Hotel herum und beobachteten die Süßwasserquellen am Strand, die bei Ebbe aus dem Sand sprudeln. Das Meerwasser war deutlich wärmer als an den vergangenen Tagen und ich traute mich sogar bis zu den Knien ins Wasser.
Heute nun, gaben wir unseren Mietwagen zurück und gingen zu Fuß zurück zum Hotel. Eigentlich wollten wir für die fünf Kilometer den Bus nehmen, aber, da den Tafeln an den Bushaltestellen nicht zu entnehmen ist, wann ein Bus fährt, sind wir einfach weitergegangen. Ach ja, mal einfach ein Taxi heranwinken, wie in New York City hat auch nicht funktioniert. Das nächste Mal buchen wir den Mietwagen wieder gleich am Flughafen, dass erspart eine Menge vergeudete Zeit.
Seltenheit: Eine Menschenleere BuchtDer Anblick von oben ist schöner als von unten.Reste einer Brücke oder ein trinkendes Pferd?Piratenschiff in Sicht
An der Westküste der Algarve wähnt man sich ein bisschen wie am Ende der Welt und irgendwie war es das ja auch viele Jahrhunderte lang. Bevor Eroberer wie Kolumbus nach Westen über den Atlantik segelten, endete die Welt hier an diesen steilen Felsen. An denen sich die Wellen des Ozeans brechen und salzhaltiges Wasser in weißen Gichtwolken in der Luft verteilen.
Auch am gestrigen Sonntag gab es hier eine eindeutige Grenze. Nämlich die zwischen Sonnenschein und dichter Wolkendecke. Die Wolken zogen vom Meer heran und legten sich als kalter Nebel bis zu einem Kilometer ins Landesinnere. Sehen konnte man die Klippen nur unscharf und an dem Strand, den wir angefahren hatten, blies ein kräftiger Wind. Dummerweise hatte ich nicht daran gedacht, eine Jacke mitzunehmen, denn noch wenige Minuten zuvor hatte das Thermometer des Autos 25 Grad angezeigt. Auf den Felsen über der Praia Bordeira waren es nur noch 17 Grad und der strenge Wind von der See ließ einem die Temperatur noch kühler erscheinen.
Ich kam mir vor wie an einem Novembertag in Deutschland. So richtig hell würde es nicht mehr werden und gemütlich war es auch nicht. Wir fuhren von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt des angelegten Weges, den man auch zu Fuß erkunden kann. Einige taten das sogar, aber noch interessanter fand ich die Indie-Camper in ihren Fahrzeugen. So eine Mischung aus Kelly-Family und Windsurfer, mit Rastalocken und Jesuslatschen. Die Caravans hatten Bambusvorhänge an den Türen und Wäscheberge auf dem Beifahrersitz. Um das Klischee perfekt zu machen, fehlten eigentlich nur noch die kreisenden Joints. Es waren erstaunlich viele Deutsche darunter. Sicher eine spannende Art Urlaub zu machen, aber definitiv nichts für mich. Da ziehe ich das gemachte Hotelbett am Abend doch der freien Natur vor. Spießig, ich weiß.
Der Landstrich im Westen wirkt verlassen, verglichen mit dem quirligen Leben entlang der Touristenzentren. Doch die Vegetation aus Pinienwäldern und sanften von bunten Blumen bewachsenen Hügeln, hat durchaus ihren Reiz. Vom nahen »Weltende« spürt man auf der Hauptstraße nach Norden nichts. Nichtmal das schlechte Wetter war von hier aus zu erahnen. In Aljezur bogen wir Richtung Monchique in die Berge ab, machten eine kurze Rast zwischen Eukalyptus und Kiefern und fuhren dann eine steile und abenteuerliche Straße hinunter Richtung Meer.
Ich wollte unbedingt die Rennstrecke sehen, die man hier vor Jahren in die Landschaft gesetzt hat. Und die durchaus Formel Eins tauglich ist. Doch ohne das Navi vom Handy wären wir daran vorbei gefahren, da die Straße nur noch einer Schotterpiste glich und wir uns nach der Ausschilderung richteten, die wahrscheinlich Touristen und Einheimische an dem Wunderwerk vorbeileiten soll. So drehten wir wieder um und vertrauten uns den Schlaglöchern und staubigen Untergrund an, um nach einer Hügelkuppe, plötzlich auf der modernsten Straße zu stehen, die man sich vorstellen kann. Aus der Piste wurde eine vierspurige Autobahn mit riesigen Kreisverkehren und gesäumt von gigantischen Parkplätzen. Von der Rennstrecke sieht man nur die Hauptribüne von hinten. Die lässt jedoch erahnen, wie spektakulär und groß das Gelände ist. Den abrupten Übergang von Buckelpiste zu Autobahn diskutierten wir fassungslos noch auf der Heimfahrt.
Kurz vor der Abfahrt von der Autobahn begann es zu tröpfeln. Die dicken Regenwolken, die vom Land zum Meer zogen, hatten wir schon von weitem bemerkt. Bisher hatte sich stets die Sonne durchgesetzt und die Wolken aufgelöst, dieses Mal jedoch nicht. Im Hotel angekommen, brach ein Gewitter herein, dass uns eine Stunde lang mit Blitz, Donner und kräftigen Regen unterhielt. Ein Schauspiel, das man im Sommer hier nicht oft erlebt. Danach schien aber wieder die Sonne, bevor sie im Westen hinter der Silhouette von Albufeira unterging.
Das Autodromo Internacional do AlgarveDer »wilde« Westen der AlgarveDurch Pinienwälder
Auch das ist die Algarve: grüne Hügel, bewaldete Berghänge und ausgedehnte Orangenheine. Lavendel und Ginster färben die Straßenränder lila und gelb. Zwischen den Hügeln liegen Stauseen, die entfernt ans Thüringer Meer erinnern, kleine Ortschaften oder weidende Tiere. Die Kühe tragen sogar Glocken um den Hals, so dass man sich, wenn man die Augen schließt, wie auf einer Alm vorkommt. Und dann sind noch die vielen Vögel, in etwa 150 Arten.
All das stand gestern auf unserem Urlaubsprogramm. Wir fuhren mitten hinein ins Hinterland, über schöne und kaputte Straßen, durch Korkeichenwälder und trieben eine Gruppe Rennradfahrer vor uns her.
Wenn man möchte, kann man die Gegend mit allen Sinnen genießen. Neben großartigen Ausblicken, gehört der Duft der Eukalyptus- und Pinienwälder ebenso dazu, wie das Vogelgezwitscher und der Geschmack einer frisch gepflückten Orange. Bauern stehen an der Straße und verkaufen für wenig Geld Säckeweise Orangen oder Zitronen direkt von ihrer Plantage.
Ach ja, allerlei Getier ist uns auch begegnet. Streunende Hunde, die die Straße als Schlafplatz verwenden, eine Kolonie Störche und sogar eine 1,50 Meter lange Schlange, die vorm Auto schnell ins Gebüsch flüchtete.
Wer gern wandern geht oder allgemein Naturliebhaber ist, kann hier so manches Kleinod entdecken. Man braucht aber unbedingt ein Auto.
Im Hotel lösten wir am Nachmittag noch unseren Gutschein für einen Willkommenstrink ein und nach dem Abendessen stand ein Klippenspaziergang auf dem Programm.
Sonnenuntergang auf den KlippenStörche okkupieren jeden Mast, nisten aber auch in BäumenZitronen wachsen hier wie bei uns die ÄpfelKorkeichenwälderLavendel am Straßenrand
80 Strände gibt es an der Algarve – in Worten: achtzig! Um an jedem Strand nur einen Tag zu verbringen, braucht man also ziemlich viel Urlaub. Wir haben am Freitag nur wenige besucht, aber die waren richtig cool.
Bevor es los ging, haben wir uns eine Gezeitentabelle an der Rezeption geholt. Diese ist ganz wichtig, weil man wissen muss, wann Ebbe und wann Flut ist. Manche Strände sind nämlich nur bei Ebbe zu erreichen. Die niedrigste Tide war am Freitagvormittag um 11:11 Uhr und wir sind daher kurz nach zehn losgefahren, um gegen elf an der Praia dos Três Irmãos einzutreffen.
Am großen breiten Sandstrand war schon einiges los, aber die Leute verliefen sich in der Weitläufigkeit des Geländes. Die Ebbe hatte neben Felsen auch jede Menge Muscheln freigelegt, darunter handtellergroße Exemplare, die bunt schillerten. Manche sogar in einem dunklen Violett. Nein, ich konnte nicht widerstehen und musste ein paar davon in den Rucksack stecken.
Zwischen den Felsen führte ein schmaler Pfad zum nächsten Strand. Von da aus musste man über einen Felsen klettern und durch eine ausgewaschene Felsengrotte gehen, um zum nächsten Strand zu gelangen und zum übernächsten und zum überübernächsten. Das Spiel hätten wir noch eine Weile fortsetzen können, aber die vielen mit Seegras überwucherten Steine dämpften irgendwann meinen Entdeckerdrang. Auch setzte inzwischen die Flut wieder ein und ich hatte keine Lust an einem der Strände festzusitzen. Sicher, allein wären wir nicht gewesen, weil es viele Touristen dorthin gezogen hatte. Und im Notfall hätte man über eine Steintreppe auch die Felsen hinaufklettern können, aber irgendwann tun einem auch die Füße weh. So gingen wir zurück zum breiten Strand und sahen noch eine Weile dem Spiel der Wellen zu.
Diese waren nicht sehr hoch, dennoch trauten sich nur ganz Mutige ins Wasser. Das war uns schon am Strand vorm Hotel aufgefallen. Als wir die Füße ins Wasser tauchten, wussten wir auch warum. Die Wassertemperatur liegt bei 17 Grad Celsius, nicht gerade die angenehmste Badetemperatur. Selbst im Sommer wird das Meer hier nicht wärmer als 23 Grad. Atlantik eben.
Zurück im brütendheißen Auto fuhren wir ins wenige Kilometer entfernte Zentrum von Portimao, einer großen Stadt mit vielen Hochhäusern. Hier liegen die Praia do Vau und die Praia da Rocha, wobei letztere »nur« ein breiter flacher Sandstrand ist. An der Praia do Vau kann man dagegen jede Menge großer Felsen bewundern, umrunden oder hindurchgehen. Doch Vorsicht! Überall stehen hier Schilder, die vor Felsabbrüchen und Steinschlag warnen. So war ein Teil eines stattlichen Felsmassivs, das wir vor sechs Jahren noch bewundert hatten eingestürzt und es war nur noch ein einzelner Felszahn übrig.
Von der Sonne und vom barfuß durch den Sand laufen, waren wir am Nachmittag so erschöpft, dass wir ins Hotel zurückfuhren und uns im kühlen Hotelzimmer ersteinmal erholen mussten.
Strand einsDurch diese hohle Gasse …Vorsicht, Steinschlag möglich.Strand zweiStrand drei