Aufstieg zwischen Brodem und Totleben

Quelle: Droemer-Knaur.de

»Das blutende Land« von Klaus N. Frick

Die Eskoher senden einen neuen Verwalter in das von Freibauern bewohnte Land Patloren. Ihn begleitet eine junge Frau mit einem geheimnisvollen Auftrag. Einer der Raureiter, die in Patloren für Ordnung sorgen, sieht im neuen Verwalter seine Chance aufzusteigen. Und dann ist da noch Sardev. Der junge Bauernsohn erlegt einen Geisterwolf und wird damit zum Versuchskaninchen eines Zauberers, der sich die letzten Reste von Magie zu Nutzen machen will. Doch das Experiment setzt Kräfte frei, die alle Parteien in einen blutigen Krieg stürzen.

Man merkt, dass Klaus N. Frick gern Geschichten erzählt. In seinem ersten großen Fantasyroman schwelgt er in Worten, wie in keinem seiner Romane zuvor. Er spricht alle fünf Sinne seiner Leser an, manchmal ist das fast ein bisschen zu viel, aber so bekommt man ein vollständiges Bild von der Inselwelt Patloren. Das Leben dort ist hart, die Herrschenden schonungslos. Ständig fließen Blut und andere Körperflüssigkeiten. Die Charaktere sind verschlagen, kaltherzig und wenig liebenswert. Doch gerade das macht für mich den Reiz dieser Geschichte aus. Es ist keine schöngefärbte Fantasy-Saga mit Elben und Einhörnern, die unter einem Regenbogen wandeln. Was Klaus N. Frick schildert, ist vielmehr die harte Realität des Mittelalters, das in unserer Gegenwart viel zu oft verklärt wird.

Zwischen den Intrigen von Verwalter Nesh-Tilan, der schönen wie klugen Zarg-Nolesa und des Raureiters Shorrn Mekeis gerät Sardevs Geschichte, der im Laufe der Handlung vom Geist eines Wolfs übernommen wird, ein wenig unter die Räder. Vor allem nach dem spannenden Prolog, verschwindet Sardev zunächst aus der Handlung, um erst mit Beginn des zweiten Drittels zurückzukehren. Auffällig ist, dass alle Figuren außer dem Jungen nach sozialem Aufstieg streben. Der Verwalter wünscht sich nach Eskoh zurück, der Raureiter schielt auf einen höheren Posten. Nur die persönlichen Motive der jungen Frau werden bis zum Ende nicht so recht deutlich. Sie scheint ausschließlich dem magischen Zirkel der Eskoher zu dienen. Sie ist es auch, die den Zauberer zu dem Versuch mit Sardev bestärkt. Möchte sie doch, die noch vorhandene Magie für die Eskoher nutzen.

Spätestens hier gewinnt der Roman an Spannung. Der sich durch das Experiment ausbreitende Brodem gebiert Totleben, welches alles eliminiert, was sich ihm in den Weg stellt. Diese »Zombie-Invasion« hat ihren eigenen Reiz und wirkt durch die plastischen Beschreibungen auch ziemlich authentisch. Genauso fassbar ist das Leiden Sardevs. Ein Wolf hat seinen Körper übernommen und die Raureiter richten ihn zu einer Kampfmaschine ab. Der unschuldige Junge muss miterleben, wie er zu einem vielfachen Mörder wird, ohne selbst etwas dagegen tun zu können. Das ist einfühlsam geschrieben und macht das Grauen der Magie für mich erlebbar. Das Geschehen um den Brodem spitzt sich zu und gipfelt in einer epischen Schlacht, bei der es nur Verlierer geben kann. Klaus N. Frick gelingt es, alle Handlungsfäden zu einem befriedigenden Ende zu bringen, ohne dass es hektisch wird oder Fragen offenbleiben.

Neben zwei größeren Kontinuitätsfehlern, über die sich der Autor sicher mehr grämen wird als die Leser, sind es vor allem Redigierleichen und unglückliche Formulierungen, über die ich gestolpert bin. Manche klingen unfreiwillig komisch, wie: »Sein Schreiber hatte bereits … alle Siegel erbrochen.« (vgl. S. 400) Andere sind einfach nur der Nachlässigkeit geschuldet. Auch hier, bin ich mir sicher, ärgert sich der Autor mehr darüber als die Leser.

»Das blutende Land« ist ein Fantasyroman der aus dem Rahmen fällt. Er besticht durch realistische Beschreibungen, die alle Sinne ansprechen und damit eine Wirklichkeitsnähe erzeugen, die man in vielen Bestsellerromanen vermisst. Die Geschichte um Patloren konnte sogar mich fesseln, die mit Fantasy sonst nichts anfangen kann. Deshalb habe ich mir fest vorgenommen nochmal das Sequel »Sardev – Im Schatten des Friedens« hervorzuholen (Das gibt es übrigens als E-Book beim Verlag in Farbe und Bunt). Ich bin mir sicher, dass ich diese Geschichte jetzt mit anderen Augen lesen werde.

Der Roman »Das blutende Land« von Klaus N. Frick erschien als Paperback und E-Book bei Droemer-Knaur und ist in jeder gut sortierten Buchhandlung sowie im Onlinehandel erhältlich.

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