Seit erstem August gibt es eine neue Verordnung in Deutschland, die sich dem anfallenden Gewerbemüll widmet. Und weil ich mich für meinen Arbeitgeber kundig machen wollte, habe ich das ganze Dilemma nun an der Backe.
Die neue Gewerbeabfallverordnung soll dazu dienen, dass Müll, der in Betrieben anfällt, noch besser recycelt wird. Eigentlich eine gute Idee sollte man meinen. Der Teufel liegt mal wieder im Detail.
Es reicht nicht mehr, die Abfalltrennung dem beauftragten Containerdienst zu überlassen – wahrscheinlich traut da keiner keinem – sondern man muss den Müll selbst trennen, wo er entsteht. Das heißt auf dem Firmengelände oder der Baustelle, auf der man gerade arbeitet. Die Sortierung muss nicht nur in Papier, Glas, Kunststoffe, Metalle, Bio- und Restmüll erfolgen, sondern bei Baubetrieben auch in Holz, Dämmmaterial, Bitumengemische, Baustoffe auf Gipsbasis, Beton, Ziegel sowie Fliesen und Keramik. Das sind 13 verschiedene Arten von Müll, die in 13 verschiedenen Behältern eingelagert und getrennt abgeholt werden müssen. Die meisten Handwerksbetriebe haben mehr als eine Baustelle, da ist es fast unmöglich auf jeder mehrere Tonnen aufzustellen. Außerdem arbeiteten ja mehrere Gewerke, bzw. mehrere Firmen an einem Bau. So viel Platz kann es gar nicht geben, damit jeder Betrieb seine 13 Tonnen aufstellen kann.
Ich vergaß zu erwähnen, dass das Abfallaufkommen natürlich gewogen, protokolliert und abgelegt werden muss, damit es bei Kontrollen vorgezeigt werden kann. Es gibt auch Ausnahmen, wenn wenig Platz da ist (Aber wer bestimmt das, und wieviel ist zu wenig?) Auch darf man unter 10 Kubikmeter den anfallenden Müll weiterhin ohne Trennung entsorgen. Auch hier eine Frage, auf die ich noch keine Antwort bekommen habe. Auf was beziehen sich die 10 Kubikmeter: pro Woche, pro Monat oder pro Baustelle?
Bei Nichteinhaltung werden bis zu 100.000 Euro fällig. Wie wollen die Behörden das kontrollieren? Viele Entsorgungsunternehmen bieten den Betrieben bei dem Problem Unterstützung an, indem sie den Papierkram übernehmen, lassen sich das aber auch gut bezahlen. Ein Großbetrieb zahlt das aus der Portokasse, so einem Handwerksbetrieb tut das schon weh.
Man sieht, so eine Verordnung zur Erhöhung der Recyclingquote klingt auf den ersten Blick gar nicht schlecht, nur die Umsetzung in der Praxis steht halt auf einem anderen Blatt. Manchmal habe ich den leisen Verdacht, dass viele Verordnungen nur geschaffen werden, um Geld zu kassieren, eben weil sie schwer oder gar nicht einzuhalten sind.
Nächste Woche versuche ich nochmal bei der Innung ein paar Antworten zu bekommen und beim Containerdienst ein paar Bestätigungen einzuholen. Ich wüsste sonst nicht, wo wir die vielen Tonnen auf dem Firmengelände aufstellen sollten.