Der Funke ist übergesprungen

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 154 – »Die magnetische Welt« von Susan Schwartz

»Die magnetische Welt« ist seit langem mal wieder ein NEO-Roman von Susan Schwartz, der mich von Anfang an überzeugt hat. Man sollte der Autorin öfters die Möglichkeit geben, eigene Figuren und Geschichten zu entwickeln. Dann bekommen ihre Romane auch die notwendige Tiefe, und werden nicht zu einer Aneinanderreihung von Actionszenen und Nahkämpfen.

Die Geschichte um die junge Kerra, deren Bruder Kors auf der Suche nach Erzen in eine Felsspalte gestürzt und für tot erklärt wurde, ist überzeugend geschrieben. Der Autorin gelingt es, das Volk der Etrinonen mit all ihren körperlichen Merkmalen und ungewöhnlichen Sitten fassbar zu machen. Dabei bindet sie den Leser mehr an die Figur der Kerra, als an die Terraner, die mit der jungen Etrinonin agieren. Leyden und Co verblassen neben der starken Protagonistin. Es ist womöglich der einzige Weg, Kerras Reaktion für den Leser nachvollziehbar zu machen. Denn, als sie erfährt, dass ihr Volk von Meister Etrin einst genetisch verändert wurde und bis heute ausgebeutet wird, nimmt sie das mit stoischer Gelassenheit hin und offenbart den irdischen Wissenschaftlern eine überraschend weitsichtige Haltung. Kerra sagt offen, dass das Wissen um das Schicksal ihres Volkes niemanden weiterbringen wird. Im Gegenteil, es könnte das Gleichgewicht der Gemeinschaft zerstören und das Ende ihrer Zivilisation heraufbeschwören.
Ich finde gut, wie Leyden und seine Mitstreiter darüber nachdenken müssen, ob eine Einmischung ihrerseits nicht schädlicher ist, als der Status Quo.

Natürlich diente auch diese Geschichte, um darzulegen wie skrupellos die Meister der Insel sind. Schließlich haben sie auch in diesem System den Hauptstern in einen Magnetar verwandelt und dabei Millarden intelligenter Thetiser geopfert, und sie sogar noch manipuliert, um sie für ihre Zwecke einzusetzen. Ihr Imperium benötigt Metalle, die nur durch extreme Bedingungen wie eine Supernova entstehen können. Aber Erzabbau auf einer Welt deren Magnetfeld mit dem des Magnetars interferiert, kann nicht ohne humanoide Unterstützung funktionieren. Dies hat sogar Miras Etrin, Faktor IV, begriffen, der das Projekt leitet und einst die Randbedingungen festlegte. Diese und weitere Informationen holt sich Leyden aus der Positronik des geheimen Stützpunktes, der über das Leben der Etrinonen wacht. Wie genau der Physiker das macht, bekommen wir als Leser leider nicht erklärt, weil wir es nur durch die Augen von Kerra beobachten. Aber das hat mich in diesem Fall nicht einmal gestört.

Die plastische Schilderung von fantastischen Welten ist die Stärke von Susan Schwartz und ich finde, dass ihr dies an Etrinon besonders gut gelungen ist. Sie versucht all die Effekte anschaulich zu schildern, die eine solche Welt in sich trägt. Auch wenn sie nicht alle potentiellen Gefahren einbezieht. Auf einem Planeten auf dem ständig und überall ein Ladungsaustausch stattfindet, auf dem im Boden ungeheure elektrische Potentiale lauern, könnte man ungeschützt kaum einen Schritt tun. (Ich sage nur Schrittspannung.) Dennoch hatte ich beim Lesen Spaß. Was ich ganz besonders begrüße, es gab keine einzige Kampfszene.

Die Nebenhandlung um Rhodan auf der MAGELLAN ist im Vergleich zur Geschichte auf Etrinon eher dünn. Die Besatzung beobachtet erst einen seltsamen Asteroiden und entdeckt dann einen weiteren Situationstransmitter. Das die MAGELLAN am Ende nicht selbst durch den Transmitter geht, sondern nur eine Sonde schickt, ist verglichen zum alten MdI-Zyklus ein richtiges Novum.

Als Fazit kann ich nur sagen, der Funke ist übergesprungen und das nicht nur zwischen den Protagonisten und ihrem Planeten, sondern auch bei mir. Ein funktionierender Plot, eine fantastische Welt und eine berührende Geschichte, die zum Nachdenken anregt … so macht NEO Spaß.