Ich warte im Fahrradladen. Hinter mir ein Mann um die Sechzig im Fahrradtrikot, der irgendein Ersatzteil in der Hand hält. Vor mir bedient der Ladenbesitzer eine junge Frau.
Sie ist höchstens fünfundzwanzig, schlank, braungebrannt und hübsch. Vor einer Reihe sportlich aussehender Mountainbikes erklärt ihr der Verkäufer die unterschiedlich Typen und Reifenbreiten. Sie entscheidet sich für ein Rad und fragt, ob sie eine Runde damit fahren dürfte.
»Klar doch«, meint der Verkäufer und fügt hinzu: »aber ich geb dir lieber einen frischen Akku mit, damit du unterwegs nicht stehenbleibst.«
Hinter mir stöhnt der Sechzigjährige auf. »Ja, Kruzitürken, jetzt will sich die Jugend nicht mal mehr beim Radlfahren anstrengen. Da können sie sich doch gleich ein Mofa kaufen.«
Ich grinse vor mich hin. So unrecht hat der Mann nämlich nicht. Ein Mountainbike ist für mich in erster Linie ein Sportgerät. Ein Mountainbike mit Elektromotor ist … nun ja … eigentlich kein richtiges Fahrrad mehr. Ich kann verstehen, wenn sich ältere Leute ein Pedelec zulegen. Bei City- oder Hollandrädern ergeben Hilfsmotoren einen Sinn. Aber nicht bei einem Mountainbike. Also bitte … das ist doch so, als wolle man Gewichte stemmen und stelle sich rechts und links zwei Bodybuilder hin, die die Hantelteller halten, während man den Stab auf und ab bewegt.
Der Verkäufer überhört die Bemerkung geflissentlich, die junge Frau ist eh schon mit dem Fahrrad vor die Tür gegangen. Aber die Zustimmung der drei anderen Kunden, die noch im Laden stehen, hat der Mann im Raddress sicher. Meine eingeschlossen.
Als ich dann mitbekomme, was das Rad kosten soll, wird mir kurzzeitig schwindlig. 3000 Euro kostet so ein E-Bike. Und ich wette, dass die junge Frau nochmal so viel Geld im Jahr für den Besuch im Fitnessstudio ausgibt. Irgendwo muss sie ja trainieren, wenn sie es schon nicht auf dem Fahrrad tut.