Wegen meinem Knie und auch wegen den Verletzungen durch den Unfall musste ich den vergangenen Wochen häufig einen Physiotherapeuten aufsuchen. Die Hausärztin empfiehl mir dafür einen älteren Herrn aus dem Ort, von dem alle ihre Patienten so schwärmen, weil er angeblich Unmögliches möglich macht.
Nun, die Praxis ist nicht die modernste (Stand der 90er), alle Therapeuten, die ich gesehen habe sind Männer und Diskretion gibt es dort keine, weil die neun Kabinen nur durch Vorhänge getrennt sind. Man bekommt also einiges mit, wenn man da liegt und wartet. Der Ton des Chefs ist bayrisch ruppig und vom Aussehen ähnelt er einem Charakter aus einer meiner Kurzgeschichten. Der leibliche Sohn eines Feldmarschall und Rumpelstilzchen. Außerdem muss man viel Geduld mitbringen. Trotz Termin warte ich immer ewig bis ich dran bin, dann kommt erst ein Therapeut zu einer Lymphdrainage für mein Knie und dann warte ich noch auf den Chef, der sich dann speziell mit meinen Gelenken und dergleichen beschäftigt.
Anfangs war ich ja echt skeptisch, ob das Drücken, Ziehen und Streicheln an Knie und Handgelenk wirklich was bringt. Es hat zwar hin und wieder geknackt, aber viel gemerkt habe ich sonst nicht. Und so ein Vorgehen kenne ich bisher von keinem Physiotherapeuten – und ich war, weiß Gott, schon bei so einigen in Behandlungen. Aber ich muss mich korrigieren. Mein Knie fühlt sich besser an und mein Handgelenk ist auch wieder einigermaßen beweglich. Nur mein Zeh, an den er sich bisher nicht herangewagt hat, ist noch steif.
Heute habe ich von der Hausärztin ein Rezept für weitere sechs Termine bekommen. Ich würde ja wieder zum dem Experten gehen, wenn ich dabei nicht immer so unheimlich viel Zeit verlieren würde. Heute morgen verbrachte ich wieder fast eineinhalb Stunden dort, für 20 Minuten Behandlung. Doch wenn ich meinen steifen Zeh so betrachte … das vordere Glied scheint nach wie vor nicht richtig im Gelenk zu sitzen. Ich glaube kaum, dass sich das mit herkömmlicher Krankengymnastik wieder beweglich machen lässt. Also muss ich wohl doch wieder zum »Knochenbrecher«.