Manchmal frage ich mich, wer bei der Deutschen Bahn die Fahrpläne macht. Man sollte doch meinen, das dabei höchstmögliche Effizienz angestrebt wird, schon allein wegen der hohen Energiekosten. Aber dem ist anscheinend nicht so, wenn ich an meine heutige Irrfahrt durch Bayern denke.
Nehmen wir mal an, ich plane eine Reise und möchte eine Route fahren, die mich zu einer bestimmten Zeit ans Ziel bringt. Vor der Abfahrt erhalte ich die Information, dass ich eine andere Strecke fahren muss, weil die Gewünschte gesperrt ist. Nun ist die neue Strecke nicht so schön, dafür komme ich aber schneller ans Ziel. Was mache ich, um zum vereinbarten Zeitpunkt einzutreffen? Richtig, ich fahre später los, damit ich nicht zu früh da bin. Ich könnte aber auch dreimal im Kreis fahren, um dann ebenfalls zum richtigen Zeitpunkt anzukommen. Nur würde ich dann unnötig Kraftstoff verbrauchen, und das geht bekanntlich ins Geld.
Die Deutsche Bahn interessiert letzteres anscheinend nicht. Denn als ich heute morgen in München in den IC stieg, stand an der Anzeige, dass die Halte in Augsburg und Donauwörth entfallen. Das bedeutete, dass der Zug über Ingolstadt nach Nürnberg fahren würde und auf dieser Strecke eine gute Dreiviertelstunde früher in Nürnberg sein müsste. Irritiert war ich, dass sich die Abfahrtszeit nur um fünf Minuten nach hinten verschob und keine 45 Minuten. In den vielen Jahren in denen ich Bahn fahre, bin ich niemals früher als zwanzig Minuten angekommen. Also nahm ich an, dass der Zug auf der Strecke über Ingolstadt herumbummeln würde. Aber, denkste!
Der alte IC rauschte so schnell über die Gleise, dass mir Angst und Bange wurde. Könnte ja sein, dass die dreißig Jahre alte Kiste unterwegs zusammenbricht. Hinter Ingolstadt sah ich aus dem Fenster und wunderte mich. Das sah irgendwie nicht nach der Hochgeschwindigkeitsstrecke aus, die nach Nürnberg führt. Sie war es auch nicht. Der Zug machte nämlich einen großen Bogen und fuhr über Treuchtlingen und Schwabach nach Nürnberg und verbummelte dabei die 45 Minuten. Von dem Strom der dafür verbraucht wurde, ganz zu schweigen. Ich hätte ja noch verstanden, wenn er wenigstens in Treuchtlingen gehalten hätte. Hat er aber nicht.
Pünktlich nach Fahrplan fuhr der Zug in Nürnberg ein. Viele Fahrgäste stiegen ein, die wenige Minuten vorher mit dem ICE aus München angekommen waren, der über die Hochgeschwindigkeitsstrecke über Ingolstadt gefahren war und der natürlich erst 40 Minuten nach dem IC in München losgefahren war. Das muss man nicht verstehen. Aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass da am Fahrgast vorbeigeplant wird. Und zwar zu Lasten des Fahrgastes natürlich.
Zumindest verstehe ich jetzt, was die Deutsche Bahn unter einem »Quer durchs Land«-Ticket versteht. Dabei wird man einmal quer durchs Land chauffiert. Auch nicht schlecht. Die nächste Stufe wird dann die »Fahrt ins Blaue« sein, alternatives Ziel inbegriffen.