Uhrlos = Zeitlos

Seit zirka drei Wochen ist meine Uhr kaputt.

Bereits vor unserem Urlaub löste sich der Rahmen der Datumsanzeige vom Ziffernblatt und kullerte lose im Gehäuse herum. Am letzten Urlaubstag wickelte sich das Teil so unglücklich um Stunden- und Sekundenzeiger, dass die Uhr stehen blieb. Weil es an meinem Wohnort keinen Uhrmacher gibt, nahm ich die Uhr zum Uhrmacher meines Vertrauens nach Thüringen mit. Da liegt sie wohl immer noch, obwohl man mir zugesichert hatte, sie mir per Post zuzusenden.

Ich ohne Uhr – eigentlich eine Katastrophe. Dachte ich. Die ersten drei Tage waren auch furchtbar, ständig wollte ich zur Uhr sehen und starrte stattdessen auf mein leeres Handgelenk. Inzwischen hat sich das gegeben und mir fehlt sie nicht einmal mehr. Schließlich gibt es dort, wo ich mich aufhalte, fast überall Uhren: auf dem Computer, im Zug oder auf dem Radiowecker. Und wenn dann doch mal keine in der Nähe sein sollte, habe ich immer noch das Handy. Mit der Zeit stellte ich fest, dass ich weniger oft zur Uhr blicke und irgendwie entspannter bin. Der ständige Zeitdruck ist weg und außerdem finde ich es ausgesprochen angenehm bei der Hitze, dass kein Armband mein Handgelenk einengt.

Bisher hatte ich nicht gedacht, länger als einen Tag ohne Uhr auskommen zu können, doch inzwischen denke ich, dass es leichter ist, als gedacht. Vielleicht sollten wir das alle mal machen. Es würde unser Leben entschleunigen. Zumindest ein bisschen.

(K)ein IKEA-Kaffee …

Da fahren wir alle fünf Jahre einmal zu IKEA (weil mein Mann das Möbelhaus meidet wie die Pest), kaufen drei Bretter für mein IVAR-Regal und wollen anschließend nur einen Kaffee trinken und einen Muffin essen, weil wir noch ein wenig Zeit haben und dann …

»Ich glaub, die Maschine ist in Reinigung«, teilt mir die Dame an der Theke hinter der Kasse mit.

Ich sehe sie fragend an. »In Reinigung?«

Sie rennt weg, kommt nach einer Minute zurück und nickt dann bestätigend: »Ja, die Kaffeemaschine ist noch in Reinigung.«

»Und wie lange dauert das?«

»20 Minuten. Wollen Sie dann trotzdem den Muffin kaufen.«

»Ähm!« Ich bin so perplex, dass ich erstmal nicht reagiere. Es ist Samstagmittag 13 Uhr, der Laden ist voll; draußen auf dem Parkplatz, stehen die Autos dicht an dicht; hinter mir Leute mit Einkaufswägen, die hungrig darauf warten, bedient zu werden und es gibt in diesem riesigen Laden scheinbar nur eine Kaffeemaschine, die gerade jetzt gereinigt werden muss und dann auch noch 20 Minuten lang …

»Was ist jetzt, wollen Sie den Muffin oder nicht.«

»Nein Danke, ohne Kaffee möchte ich nichts«, antworte ich und gehe.

Auf dem Parkplatz verhöhnt mich eine große Werbetafel auf der für BIO-Kaffee im IKEA-Restaurant geworben wird. Nun ja, nur dann, wenn nicht gerade die Maschine gereinigt werden muss.