Warum ich als heterosexuelle Frau die Schwulen-Comics von Ralf König so toll finde, kann ich mir eigentlich nicht erklären. Es ist aber so. Die etwas schnoddrigen Zeichnungen und die anzüglichen Texte sind genau das Richtige für mein versautes Gemüt. Wobei ich glaube, dass sich die Probleme von Schwulen sich nicht so sehr von den Problemen heterosexueller Menschen unterscheiden. Da steht Konrad zum Beispiel in der Schlange an der Kinokasse und fragt sich, wann die Leute vor ihm endlich mit ihren Nachos versorgt sind und warum sie sich eigentlich nicht gleich eine volle Mahlzeit mit ins Kino nehmen. Ich frage mich auch immer, warum man im Kino unbedingt etwas zu Essen braucht. In meiner Kindheit war das Essen und Trinken in Kinosälen nämlich strengstens untersagt.
Protagonist von Raumstation Sehnsucht ist Paul, der einen Roman über den schwulen Weltraumhelden Barry Hoden schreibt. In der Geschichte geht es eigentlich nur um Sexfantasien mit behaarten Kerlen und einen geilen weiblichen Androiden. Während die Szenen auf dem Raumschiff meist als Text geschrieben sind, spielt sich drumrum das Leben von Paul als Comic gezeichnet ab. Der soll nämlich im Auftrag seiner Mutter seine hochschwangere Schwester besuchen, die mit einem Polen verheiratet ist. Dumm nur, dass der genau ins Beuteschema von Paul passt. Andererseits erliegt Pauls Lebenspartner Konrad daheimgeblieben dem Charme seines rumänischen Klavierschülers Anton und dessen Sammlung antiker Likörgläser.
Das klingt jetzt alles ziemlich verwirrend, ist es aber nicht. Es fügt sich alles wie selbstverständlich zusammen und wird in Pauls Erzählung gespiegelt. Da tauchen die Menschen aus seinem Leben als Figuren in seinem Roman wieder auf. Das alles wird mit anzüglichen, teils derben Sprüchen kommentiert. Die Dialoge und Zeichnungen sind nur bedingt jugendfrei. Wem sowas gefällt, dem wird die Lektüre des Buches so richtig viel Spaß machen. Wer eher Probleme mit so viel Freizügigkeit hat, dem sei es nicht empfohlen. Es gibt übrigens eine Fortsetzung, die ich bereits hier besprochen habe.
Das einzige was ich monieren kann, ist, das man den mit Hand geschriebenen Text in den Comics manchmal schwer entziffern kann.