… Widdewidde wie sie mir gefällt …
Die Passage aus dem Kinderlied von Pipi Langstrumpf scheinen sich die Stadtoberen meiner Heimatstadt zu Herzen genommen zu haben. Anders kann man es sich nicht erklären, was da gerade passiert.
Wie immer geht es dabei … richtig … ums liebe Geld. Um Geld, das in die Modernisierung einer Straße fließen soll. Seit Jahren werden von den Städten hierbei vor allem die Anwohner zur Kasse gebeten. Und dabei heißt es, je größer das Grundstück, umso größer der Beitrag, den jeder zahlen muss. Daran sind schon so einige Existenzen zugrunde gegangen.
Der neueste Coup, ist aber fast schon als Zwangsenteignung anzusehen.
In besagter Straße, die sich in einem dörflich geprägten Stadtteil befindet, liegt ein großer Garten mit Obstbäumen, der sich idyllisch entlang eines kleinen Baches schmiegt. Er wird seit vielen Jahren von seiner Besitzerin gehegt und gepflegt. Nun soll die Straße saniert werden. Weil aber das Grundstück als Garten ausgewiesen ist, müsste die Besitzerin der Stadt nur 1.000 Euro für den Straßenbau überweisen. Weil das für die Stadt natürlich viel zu wenig ist, hat jetzt ein findiger Beamter das Grundstück der Besitzerin kurzerhand zu Baugrund ernannt, ohne die Dame auch nur zu fragen. Die ist jetzt im Besitz von Baugrund für zwei Mehrfamilienhäuser, obwohl sie niemals etwas bauen, sondern eigentlich weiter ihren Garten bewirtschaften wollte. Dafür soll sie jetzt Straßengebühren von 18.000 Euro an die Stadt überweisen.
Da sie die Summe nicht aufbringen kann, muss sie nun ihren Garten verkaufen. Als Baugrund zwar, der ein paar Euro mehr einbringt, als es der Garten getan hätte. Aber eigentlich hätte sie lieber ihren Garten behalten. Und auch den Anwohnern gefällt das nicht. Denn nun wird über kurz oder lang das Ensemble aus Bauernhäusern und Gärten von protzigen Neubauten zerstört. Und das nur wegen 17.000 Euro.
»2 x 3 macht 4 – widdewiddewitt und 3 macht 9e!«, heißt das Einmaleins aus Pippi Langstrumpfs Lied. Das Rechenexempel der Stadtväter scheint in gleicher Weise zu funktionieren, denn die machen aus 1.000 schnell mal 18.000 Euro. Streng nach dem Motto: »Ich mach‘ mir die Welt – wie sie mir gefällt.«
Unglaublich!