Gestern Abend platzte völlig unerwartet unser Traum vom eigenen Haus. Seit zwei Wochen waren wir an einem Objekt dran, dass genau unseren Bedürfnissen entsprach und nicht zu teuer war. Wir sprachen mit Maklern, Bankangestellten, Finanzberatern und gestern Vormittag noch mit einem Anwalt, der den Kaufvertrag geprüft hat. Wir unterschrieben einen Kreditvertrag bei der Sparkasse, sichteten den Entwurf des Kaufvertrages und vereinbarten einen Notartermin. Weil wir am 26.5. auf den Weg nach Osnabrück waren, einigten wir uns mit der Maklerin auf den 30. Mai.
Gestern Abend kam dann eine E-Mail von der Maklerin, ob wir Fragen zum Vertrag hätten. Ich beging den Fehler und rief sie zurück. Sie druckste etwas herum und rückte nach und nach heraus, dass sich der Verkäufer mit der Entscheidung nicht Wohl fühle. Seine Tochter bewohnt nämlich mit drei Kindern das Haus und sie hätte ausziehen müssen, was wiederum den niedrigen Kaufpreis erklärte. Weil ihm der Nachbar aber versprach, dass seine Tochter wohnen bleiben kann, wollte er sich nun für ihn als Käufer entscheiden, obwohl er bei dem Geschäft mehrere zehntausend Euro Verlust machen würde.
Wir waren zunächst mal sprachlos und später dann völlig aufgelöst. Man richtet sich ja gedanklich schon mal ein, wenn man ein Haus kauft. Denn die Bestätigung, dass wir die Käufer sein würden, schien seit einer Woche festzustehen. Es war ja auch schon alles fertig: Finanzierung und Vertrag. Und jetzt fiel diesem Menschen ein, dass er doch nicht wollte …
Ich war sauer. Die Maklerin versuchte uns zu beruhigen. So einen Fall, hatte sie bisher auch noch nicht gehabt. Sie versprach uns, nochmals mit dem Verkäufer zu reden.
Heute morgen dann die ernüchternde Bestätigung. Der Verkäufer war nicht auf ihre Anrufe eingegangen, sondern schickte eine E-Mail, in der stand, dass er das Haus lieber an den Nachbarn verkaufen will. Damit seine Tochter wohnen bleiben kann.
Es ist einerseits verständlich, aber dann hätte er das von vornherein sagen müssen und die Immobilie nur als Investitionsobjekt ausschreiben dürfen. Oder zumindest sich nicht erst für uns entscheiden und eine Woche später seine Entscheidung zurückzuziehen. Es für einen Spottpreis an den Nachbarn zu verkaufen, unter dem Vorwand, dass dieser die Tochter wohnen lässt, ist in meinen Augen kein kluger Schachzug. Denn wer kauft schon ein Haus aus Nächstenliebe? Ich bin mir sicher, in ein paar Jahren klagt der Nachbar auf Eigenbedarf und die Tochter fliegt mit ihren drei Kindern raus. Dann verkauft er das Haus für hunderttausend Euro mehr, als er bezahlt hat. So viel ist es nämlich momentan wirklich wert (im leeren Zustand). Die anderen beiden Töchter, die von dem Hausverkauf ausbezahlt werden, werden sich bedanken, wenn sie jemals dahinter kommen.
Ich frage mich, was wir angestellt haben, dass bei uns nie mal etwas normal ablaufen kann. Wir sind einfach nur maßlos enttäuscht, traurig und sprachlos …