PERRY RHODAN NEO Band 145 – »Hafen der Pilger« von Rüdiger Schäfer
Ich muss mich schon fast entschuldigen, weil ich die Rezension zu diesem NEO-Roman so spät veröffentliche. Seitdem ich nicht mehr pendle, hinke ich meinem Lesepensum etwas hinterher. Dann kamen noch die Ostertage dazwischen, an denen ich keine Zeit zum Lesen hatte und so kommt meine Besprechung zum aktuellen Roman meines Lieblings-NEO-Autoren erst heute.
Doch zurück zur Geschichte. Wie die meisten Romane in dieser Staffel fällt auch »Hafen der Pilger« etwas aus der Reihe.
Der Inhalt ist kurz zusammengefasst. Perry Rhodan gerät im Kugelsternhaufen Suurt in Gefangenschaft abtrünniger Gurrads. Auf ihrem Schiff trifft er auf Tuire Sitareh. Mit der Zeit können beide die Löwenmenschen von ihrer Harmlosigkeit überzeugen und durch Hilfe bei der Reparatur des Raumschiffes und ihrer Basis als Freunde gewinnen. Die Gurrads helfen ihnen sogar dabei fünf wichtige Prüfungen zu bestehen, um auf Pilgerreise nach Ambaphal gehen zu können.
Der Autor schickt Rhodan und Sitareh auf ein klassisches Planetenabenteuer. Fern von kosmologischen Verwicklungen müssen sich die beiden Freunde mit ziemlich weltlichen Dingen herumschlagen, sei es, sich vor tausenden Zuschauern nackt auszuziehen, eine Bürstenmassage über sich ergehen lassen, Verse auswendig lernen, einen Turm zu erklettern oder einen schleimigen Wurm zu verspeisen. Das bringt etwas Abwechslung ins Übermaß an kosmischen Entwicklungen in den vergangen Staffeln. Ich finde es schön, dass mal keine Schlachten geschlagen werden müssen und auch sonst nicht viel gekämpft wird. Der ruhige Handlungsfortschritt, der sich über einige Wochen hinzieht, entspannte mich regelrecht. Spannung bezieht Rüdiger Schäfer wie immer mehr aus dem Inneren der Figuren und ihrem Agieren mit der phantastischen Umwelt. Das gefiel mir außerordentlich gut und ich habe an einigen Stellen gedacht, dass ich das wahrscheinlich genauso geschrieben hätte. Diese Parallelität der Schreibstile freut mich immer. Ungewöhnlich, aber interessant, finde ich die Gurrads. In ihrem Verhalten ähneln sie den Klingonen bei STAR TREK.
»Hafen der Pilger« ist sicherlich kein schlechter Roman, dennoch bleiben nach wie vor Fragen. Warum unternimmt Perry Rhodan die Pilgerreise, obwohl sie nicht ungefährlich ist? Was erwartet er sich davon? ES hat ihn nach Sagittarius geschickt und nicht in den davor liegenden Kugelsternhaufen. Oder, doch …? Schließlich machen sich sowohl sein Wasserschiff, als auch die Verrytsphäre von Tuire Sitareh einfach so aus dem Staub. Das lässt ihm wenig Spielraum, so ganz ohne technische Hilfsmittel der Superintelligenz. Mir persönlich ist das zu »plot-driven«, um mich zu überzeugen. Irritiert hat mich auch Sitarehs plötzliche Fähigkeit sein Gegenüber mittels seiner Ausstrahlung zu beeinflussen. Wenn ich mich richtig erinnere, ist das bisher nie so offensichtlich angesprochen worden. Auch wenn mir der ruhige und langsame Handlungsfortschritt des Romans gefallen hat, in Bezug auf die Staffelhandlung spüre ich nur wenig Fortschritt. Ich bin unsicher, wohin die Reise gehen und wie das enden soll. Ich möchte die vergangenen Bände von METEORA nicht schlecht reden. Aber diese Staffel plätschert so vor sich hin, dass ich mich frage, ob da nicht schon zu Beginn die Luft raus war. Wollen die Expokraten nach den schlimmen Ereignissen auf der Erde und der überstürzten Handlung sich und den Lesern eine Verschnaufpause gönnen? Angesichts der schweren Krankheit von Exposéautor Michael Buchholz hätte ich sogar Verständnis dafür.
Trotz alledem bin ich gespannt, wie die Handlung weitergeht, sowohl mit Rhodan und Sitarehs Pilgerreise, also auch auf der Erde.
Das starke Cover von Dirk Schulz erinnert mich an den Planeten Scarife bei Rouge One.
Mein Fazit: »Hafen der Pilger« ist nicht der überragendste NEO-Roman den ich von Rüdiger Schäfer gelesen habe, aber sicher der Ungewöhnlichste. Im Gedächtnis bleiben mir die plastischen Bilder der Pilgerstadt, die interessanten Charaktere und die über einen ungewöhnlich langen Zeitraum verlaufende Handlung.