Würde ich eine Geschichte erzählen, die ein anderer bereits erzählt hat? Vermutlich nicht! Und schon gar nicht innerhalb eines Jahres. Selbst wenn es eine wahre Geschichte ist, die man aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten kann, entsteht bei Außenstehenden doch der Eindruck, als wolle man zeigen, dass man es besser kann als der andere.
Nun ja, die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sehen das wohl nicht so eng, denn sie haben genau das gemacht. Einen Film produziert, der die gleiche Geschichte erzählt, wie ein Film, der bei RTL bereits im vergangenen Jahr ausgestrahlt wurde. Es geht um die Gebrüder Dassler aus Herzogenaurach, besser bekannt durch Adidas und Puma. Nach anfänglicher Zusammenarbeit im eigenen Betrieb, zerstreiten sie sich, gründen jeder seine eigene Firma und spalten damit einen ganzen Ort.
Zugegeben, die Geschichte ist spannend und absolut verfilmungswürdig. Und RTL hat das auch überraschend gut hinbekommen. Die Darsteller waren lebendig und glaubwürdig, und der dramatische Konflikt der Brüder wurde mit einer gewissen Frische erzählt.
Das alles fehlt in der ARD-Version. Die Schauspieler sind nicht schlechter, aber sie wirken steif und passen für meinen Geschmack nicht so richtig in ihre Rollen. Außerdem wirkt vieles an dem Film pathetisch, fast schon muffig. Und nicht nur in den Figuren steckt diese gewisse Biederkeit auch die Bilder wirken so. Da ist keine Frische zu spüren. Ich glaube, man wollte wohl die Zeit der Weltwirtschaftskrise und der Naziherrschaft abbilden und hat den Film damit zu schwer und zu schwerfällig gemacht. Und auch die Masken, die die Darsteller stark gealtert zeigen, sehen nicht wirklich echt aus. Ich bin ja nicht unbedingt ein Fan der Privaten, aber dieses gewollt künstlerische, dass bei vielen Produktionen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu spüren ist, gefällt mir nicht. Das man einen Kulturauftrag hat und den auf Teufel komm raus erfüllen will, gereicht da vielen Produktionen zum Nachteil.
So richtig überzeugen konnte mich »Die Dasslers« also nicht. Vielleicht lag es auch daran, dass ich die Geschichte bereits kannte und sie in ähnlicher Weise schon gesehen habe. Und noch eines gefiel mir bei RTL besser, nämlich die Dokumentation im Anschluss an den Fernsehfilm. Die war richtig gut.
Vielleicht besinnt man sich in Zukunft bei ARD und ZDF mal nicht darauf, etwas, das bei den Privaten erfolgreich war, zu kopieren, sondern sucht sich Geschichten heraus, die noch nicht erzählt wurden. Davon gibt es mehr als genug.