Vergangene Woche wurde die Longlist des Deutschen Phantastik Preis veröffentlicht und das Voting eröffnet. Die Fans sind angehalten über die Publikationen aus dem Jahr 2016 in den Genres »Fantasy« und »Science Fiction« abzustimmen. Die Sache hat nur einen Haken. Bisher konnten die Fans ihre Lieblingspublikationen nominieren und die Liste für die Abstimmungsrunde selbst zusammenstellen. In diesem Jahr hat das eine Jury gemacht. Aus wem diese Jury bestand und wie sie gearbeitet hat, darüber erfährt man nichts, aber das Ergebnis ist katastrophal. Da tauchen unbekannte Selfpublisher auf der Liste auf, während Publikationen professioneller Verlage einfach ignoriert werden.
PERRY RHODAN ist seit vielen Jahren in der Kategorie »Beste deutschsprachige Serie« nominiert. In diesem Jahr sind nur die Miniserien PR-ARKON und PR-TRIVID gesetzt. Keine Rede von der Erstauflage oder NEO. Selbst bei den Comics ist nur der erste Band der PR-Comicreihe angegeben, nicht aber der Sammelband mit allen drei Teilen. Bei den Grafikern, das gleiche Phänomen. Zeichner der PR-Serie sind nur mit zweitklassigen Covern vertreten. So geniale Arbeiten wie die von Alfred Kelsner für Band 2827 und 2839 (siehe Bilder unten), oder die NEO-Cover von Dirk Schulz fehlen völlig.
Warum ist ARKON nominiert und JUPITER nicht? Warum taucht NEO nicht auf? Ich denke das PERRY RHODAN als Oberbegriff richtig wäre, um alle Fans zu bündeln. Doch genau hier scheint das Problem der Verantwortlichen zu liegen, die haben Angst vor zu viel Dominanz. Hinter der Jury-Entscheidung, unter dem Namen PERRY RHODAN nur mäßig gute Publikationen und Grafiken zu nominieren, steckt die klare Absicht, die Großen des Genres in die Ecke zu drängen.
Unter der seltsamen Zusammenstellung der Veröffentlichungen leidet nicht nur PERRY RHODAN. Es fehlen großartige und wichtige Publikationen aus dem Jahr 2016. Angefangen von der dreiteiligen Star Trek-Serie »Prometheus« von Christian Humberg und Bernd Perplies (CROSSCULT). Da haben zum ersten mal deutsche Autoren das Star Trek-Universum erweitert und dann wird das nicht gewürdigt, oder bei der Sekundärliteratur erscheinen weder »Invasion der Zukunft« von Hans-Peter von Peschke (THEISS) noch »Das SF-Jahr 2016« von Sascha Mamczak (HEYNE). Dergleichen fehlen wichtige Anthologien wie »Sternenfeuer« und »Schattenfeuer« aus dem Drachensternverlag (BOOKSPOT).
Mir kommt es so vor, als hätte die Jury bevorzugt Kleinverlage und Selfpublisher nominiert und die »Großen« einfach ignoriert. Dann sollte man vielleicht darüber nachdenken, einen Extrapreis für Selfpublisher zu vergeben und nicht diejenigen bestrafen, die seit Jahren das Genre am Leben erhalten.
Boykott ist das einzige, was man tun kann: einfach in den Kategorien »Keine Stimme abgeben« anklicken und dafür seinen eigenen Vorschlag eintragen. Vielleicht wachen die Verantwortlichen dann auf, was für eine sinnentleerte Liste sie da aufgestellt haben.
Das Schärfste jedoch ist, dass auf der Internetseite des Deutschen Phantastik Preis ein Foto veröffentlicht wurde, das vom PERRY RHODAN-WorldCon 2011 stammt. Es zeigt Tom Hillebrand, der ein paar mal den Preisverleihung moderiert hat. Entweder derjenige, der die Seite gestaltet hat, hatte keine Ahnung, oder war zu faul sich ein Bild von den Preisverleihungen in Dreieich zu besorgen. Bei alledem dann noch ein Foto von einer PERRY RHODAN-Veranstaltung für die Internetseite des Phantastik Preis zu verwenden, finde ich einfach nur frech.
Apropos Dreieich. Dei Verleihung des Deutschen Phantastik Preis fand all die Jahre auf dem BuCon in Dreieich statt. Im letzten Jahr durfte ich der netten kleinen Veranstaltung sogar beiwohnen. In diesem Jahr werden die Preise im großen Rahmen mit viel Pomp auf der Phantastika in Oberhausen vergeben. Das die Preisgelder auch schon mal höher waren, fällt da schon gar nicht mehr ins Gewicht.