Es hatte die ganze Nacht geregnet, die Straßen glänzten vor Feuchtigkeit. Feiner Nieselregen traf mein Gesicht, als ich auf dem Fahrrad zur Arbeit strampelte. Es roch nach Erde und Regenwürmern …
Ja, nach Regenwürmern. Kennt noch jemand den eigenartigen Geruch, der sich nur dann ausbreitet, wenn die Straße mit hunderten Regenwürmern gepflastert ist? Sie kringeln sich über den feuchten Asphalt, die meisten schon von Autoreifen zermatscht. Der Geruch des Todes.
Diese Woche habe ich in einem Magazin gelesen, dass es in Deutschland 47 Arten von Regenwürmern gibt. 19 davon stehen kurz vorm Aussterben. Ich wusste gar nicht, das es bei Regenwürmern eine so große Artenvielfalt gibt und das sie in ihrer Existenz bedroht sind. Wie so vieles andere auch. Dabei macht besonders die Chemie-basierte und auf Maschineneinsatz ausgerichtete Landwirtschaft den Regenwürmern zu schaffen. Dabei könnte die Landwirtschaft von den Würmern profitieren. Regenwürmer schaffen günstige Bodenstrukturen, machen aus abgestorbenen Pflanzen neue Nährstoffe, reichern die Böden mit Mineralien aus der Tiefe an, schaffen Kinderstuben für Nützlinge und fressen Pilze, die Nutzpflanzen gefährden. In Folge leiden die Böden an zu hoher Verdichtung, können weniger Wasser aufnehmen und ableiten, was wiederum zu Überschwemmungen und Bodenerosion führt.
Nach diesen Informationen bin ich gestern Morgen mit meinem Fahrrad Schlangenlinien gefahren, um nicht noch mehr Regenwürmer zu überfahren. Schon komisch, wie so ein paar Infos den Blickwinkel verändern!
Übrigens, der Forscher Otto Ehrmann hat für Baden-Württemberg berechnet, dass das Gewicht aller lebenden Regenwürmer der doppelten Masse aller Menschen, ihrer Rinder und Schweine entspricht.