Unseren Kurztrip nach Paris hatten wir über Ameropa gebucht, was auch die Anreise mit der Deutschen Bahn beinhaltete. Und wie sollte es anders sein, klappte weder die Verbindung auf der Hin- noch auf der Rückreise.
Hinwärts kamen wir planmäßig bis Stuttgart, weil wir fast eine Stunde Aufenthalt hatten, gingen wir einen Kaffee trinken. Die Meldung, dass der ICE aus Paris mit einer halbe Stunde Verspätung angezeigt wurde, registrierte ich zwar, schuf gedanklich aber keine Verbindung zu unserer Abfahrt. Das hätte ich mal lieber tun sollen, denn als wir wieder in Richtung Gleis wollten, stand auf der großen Anzeigetafel, dass der Zug nach Paris wegen Vandalismus heute leider ausfällt. Uff! Jetzt war ich mir sicher, dass es eine übernatürliche Macht gab, die mich nicht nach Paris lassen wollte. Zumal ein erster Versuch bereits vor mehr als fünfundzwanzig Jahren gescheitert war. Sollte es auch diesmal wieder so sein? Ich steuerte den Servicepoint an und bekam von der netten Mitarbeiterin eine Verbindung nach Karlsruhe in die Hand gedrückt. Wir sollten den nächsten ICE nehmen und man würde in Karlsruhe einen Ersatzzug organisieren. Okay, so kamen wir erstmal weiter und sollten wir tatsächlich in Karlsruhe stranden, war mir das auch recht.
Während der Fahrt von Stuttgart nach Karlsruhe zückte ich erstmal mein iPad und informierte mich, was denn eigentlich los war. Die Information »wegen Vandalismus« war ja doch ziemlich ungewöhnlich. Wie ich schnell herausfand, hatte es in Bruchsal einen Brandanschlag auf eine Bahnanlage gegeben, die zu einer Stellwerkstörung geführt hatte. Dadurch musste auch der IC mit dem wir nach Karlsruhe fuhren, umgeleitet werden. Wir kamen daher gut zwanzig Minuten später in Karlsruhe an, als im Fahrplan vorgesehen. Über das Onlineportal der Bahn hatte ich auch in Erfahrung gebracht, dass unser Zug, mit dem wir eigentlich von Stuttgart nach Paris fahren wollten nur bis Karlsruhe gefahren war und nun dort auf uns wartete. Diese Information hätte man uns ja auch durchaus schon in Stuttgart, zumindest aber in dem IC geben können, mit dem wir unterwegs waren, schließlich waren wir nicht die einzigen Fahrgäste nach Paris.
Letztendlich stiegen wir in Karlsruhe in den wartenden Schnellzug nach Paris und fuhren mit fast fünfunddreissig Minuten Verspätung los. Vor Straßburg, dann ein unerwarteter Halt. Zumindest der Zugführer nahm es mit Humor und teilte den Fahrgästen mit: »Es sind Ferien, weshalb sich spielende Kinder im Gleis aufhalten und sich die Weiterfahrt verzögert.« Dennoch kamen wir trotz aller Schwierigkeiten heil in Paris an, wenn auch mit 58 Minuten Verspätung. Dafür bekam jeder Reisende auf dem Bahnsteig von den französischen Bahnangestellten eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt.
Die Rückfahrt war ebenso unterhaltsam wie nervig. Durch den Nebel und die Kälte hatte sich an den Oberleitungen der Hochgeschwindigkeitsstrecke Eis gebildet. Das schien den Zugführer aber nicht zu stören und so jagten wir mit ca. 320 km/h durch die französische Provinz. Dauernd schepperte und rumpelte es oberhalb und unterhalb des Waggons. Mitunter dröhnten die Schläge ziemlich besorgniserregend. Das Eis wurde vom Stromabnehmer von den Leitungen gerissen und flog mit lautem Getöse aufs Dach und gegen die Seiten des Zugs. Ich fragte mich nicht nur einmal, warum der Zug denn nicht langsamer fuhr, denn das hörte sich gar nicht gut an.
In Straßburg standen wir dann zwanzig Minuten am Bahnsteig, bis endlich jemand eine Durchsage machte. Die Eisklumpen hatten wohl mehrere Scheiben im hinteren Waggon zu Bruch gehen lassen. (Da musste man kein Prophet sein, um das vorherzusagen.) Es war unklar, ob wir unsere Fahrt überhaupt würden fortsetzen können. Das machte unseren eng gesteckten Zugfahrplan zunichte. Denn wir hätten in Stuttgart nur 13 Minuten Zeit zum Umsteigen gehabt. Nach sag und schreibe 50 Minuten kam endlich die erlösende Durchsage, dass es tatsächlich weiterging. Es waren übrigens die einzigen zwei Durchsagen in der ganzen Zeit. (Typisch Informationspolitik der Deutschen Bahn.) Weil wir im vorletzten Wagen saßen und ich neugierig bin, war ich kurz ausgestiegen und hatte mir das Dilemma mal angesehen. Man hatte Folie von außen auf die gebrochenen Scheiben geklebt und von innen die Rollos heruntergezogen.
Unseren Anschluss würden wir nicht schaffen, aber zumindest fuhren wir wieder. Der Umstieg in Stuttgart in einen ICE klappte dann problemlos und auch auf der Fahrt mit dem MERIDIAN ereigneten sich keine weiteren Vorfälle, obgleich es schneite. Allerdings waren wir wieder eine Stunde später daheim als geplant.
Das war meine erste Bahnfahrt in diesem Jahr und sie endete mit einer Stunde Verspätung. Ich werde dem Beispiel eines befreundeten Bloggers folgen und in diesem Jahr eine Liste über alle meine Zugfahrten mit allen Verspätungen führen. Bin schon sehr gespannt, was dabei herauskommt.