PERRY RHODAN NEO Band 133 – »Raumzeit-Rochade« von Michael H. Buchholz
Genial! Anders kann ich den Roman des (Mit)Exposéautors nicht bezeichnen. Da war alles drin, was das Herz eines SF-Fans höher schlagen lässt: Zeitreisen, fremde Raumschiffe und Technologie, phantastische Welten, überlegene Entitäten und vielschichtige Protagonisten. Der Roman hat mir zwei Tage lang spannende Lesestunden beschert. Ich habe ihn extra über zwei Tage verteilt gelesen, damit ich länger etwas davon habe.
Ich gebe ja zu, dass ich nach dem letzten Band einige Befürchtungen hegte, was die Zukunft der Serie angeht. Da verlief vieles nicht so, wie ich mir das gewünscht oder vorgestellt hatte. Doch der Nachfolgeband hat mich komplett umgehauen. Wie aus einer anderen Welt ist die Handlung nicht nur spannend, sondern auch intelligent verstrickt. Mehrere Handlungsstränge auf verschiedenen Zeitebenen, da muss man erstmal den Überblick behalten. Überraschend das Auftreten eines Widersachers von ES (Anti-ES), aber auch die Vergangenheit von Tuire Sitareh birgt Bemerkenswertes. Dazu die Kapitel aus dem Wilden Westen, die sich wie eine Mischung aus »Billy the Kid« und »Die glorreichen Sieben« lesen. Hätte man mich vorher gefragt, ob eine Verbindung zweier so unterschiedlicher Genres funktioniert, hätte ich nur den Kopf geschüttelt. Aber Michael H. Buchholz hat nicht nur bewiesen, dass es funktioniert, sondern es auch brillant umgesetzt.
Auch wenn ich am Anfang meine liebe Not mit den verschiedenen Start- und Zielzeiten hatte, so bin ich dann doch gut mitgekommen, ohne mir einen Zeitstrang malen zu müssen. Es werden viele offenen Fragen aus den ersten beiden Staffel beantwortet. Vor allem lüftet der Autor das Geheimnis um die Szenen aus Band 116. Die Information zu den Zeitbrunnen, die als die »Alten Wege« bezeichnet werden, ließen mich hellhörig werden. Technologie, die aus einer Zeit vor den Liduuri stammt. Ich frage mich, ob das ein Hinweis auf die Cappins werden soll.
Was mich etwas erstaunte, ist die Tatsache, das Mirona Thetin den Menschen quasi die Informationen zur Entstehung des Sonnenchasmas einfach so überlassen hat. Da fragte ich mich zunächst nach ihren Motiven. Aber wahrscheinlich tut sie es nur, um ihre Heimat Liduur zu schützen, weniger wegen der Menschen. Man kann spekulieren, ob und wie diese Informationen in die Hände der Terraner gelangen werden. Und ob sie damit das Chasma schließen können. Keine Erklärung bekommen wir über die Hintergründe und die Verursacher des Sonnenchasmas, da spannen uns die Exposéautoren weiter auf die Folter.
Die Entstehung des Rico-Dublikats am Ende hat mir ein breites Lächeln aufs Gesicht gezaubert, weil die Idee doch sehr stark an STAR TREK-TOS (»Kirk : 2 = ?«) erinnerte. Nur das dieses Mal kein Transporter sondern ein Transmitter involviert war.
Obwohl Tuire diese Geschichte Ishy Matsu erzählt, finden sich im Roman viele Kapitel aus der Sicht anderer Protagonisten (Anathema di Cardelah/Mirona Thetin, Rico oder Billy Ray Dawson). Das hat mich anfangs verwirrt, weil Tuire ihre Geschichte gar nicht kennen kann. Aber das war der einzige Schwachpunkt in dem rundum gelungenen Roman.
Fazit: Ein furioser Roman mit Anspruch, der mich sehr gut unterhalten hat. Er beantwortet viele offene Fragen und gewährt gleichzeitig einen Blick in die Zukunft der NEO-Serie. Ich möchte nicht jede Woche einen solchen komplexen Roman lesen, aber ab und zu muss das einfach sein.
Ebenso gelungen ist das Titelbild von Dirk Schulz: Tuire und die Dinosaurier. Genial!
Noch eine kleine Beobachtung am Rand. Mindestens einer der Exposéautoren liest die »PM«. Anders kann ich mir nicht erklären, dass mir manche wissenschaftliche Information irgendwie bekannt vorkommen, die in die Romane einfließen. Das Bärtierchen (als Beschreibung für die Sitarahk genutzt) wurde zum Beispiel unlängst in einem PM-Artikel erwähnt.