Neben der Ideallinie

In den vergangenen zwei Jahrzehnten folgte ich der Formel Eins meist mit großer Begeisterung. Ich verpasste selten ein Rennen, auch wenn ich hin und wieder kurz nach dem Start auf der Couch einschlief und erst gegen Ende oder bei einem Unfall wieder aufwachte. Ich bin kein großer Autofan, aber mir machte es Spaß, den Fahrern die Daumen zu drücken und zuzuschauen wie sie um die verschiedensten Rennstrecken kurvten.

In diesem Jahr ist das anders. Ich habe manches Rennen verpasst. Und wenn ich geschaut habe, dann habe ich mich nur maßlos darüber aufgeregt, wie die aufgestellten Regeln wieder und wieder gebogen oder gebrochen wurden. Wie manche Fahrer anscheinend einen Freifahrschein haben und auf der Rennstrecke tun und lassen können, was sie wollen. Während andere darunter leiden und manchmal sogar in Gefahr geraten.

Das gestrige Rennen hat dem Ganzen die Krone aufgesetzt. Wenn es schon soweit ist, das Rennen an Schreibtischen entschieden werden und nicht auf der Strecke, und das manche Fahrer bevorteilt werden, weil sie vielleicht mehr Schmiergeld an Bernie Ecclestone überweisen als andere, dann sollte man gänzlich damit aufhören. Dann ist das Politik und nicht Sport. Ein großes Geschäft war es ja schon immer, aber so offensichtlich wie in diesem Jahr, war diese Tatsache noch nie.

Ich wünschte die Fahrer und Teams hätten den Mut einfach zu streiken und sagen, wir fahren erst wieder, wenn Gleichberechtigung herrscht. Denn so wie es jetzt ist, gewinnt nicht der beste Fahrer, sondern derjenige, der sich beim großen Boss (der er ja eigentlich nicht mehr ist, seit die F1 verkauft wurde) lieb Kind macht. Ich finde das verachtenswert und habe für mich die Entscheidung getroffen, dieses Machenschaften nicht mehr zu unterstützen, indem ich nicht mehr einschalte. Denn wenn keiner mehr guckt, dann versinkt die F1 in Zukunft wieder dort, wo sie in den Achtzigern schon mal war, in der Versenkung. Für die Umwelt wäre es ohnehin besser.