Das letzte Mal war ich auf einem Konzert irgendwann Anfang er 2000er. Damals hatte ich Karten für Vonda Shepard in München gewonnen. Die Sängerin war durch ihre Musik zur Fernsehserie »Ally McBeal« ziemlich bekannt und ich hörte sie damals sehr gerne. Seitdem hat es mich nicht mehr zu einem Konzert gezogen. Normalerweise ist es mir erstens zu laut und zweitens sind mir dort zu viele Leute. Das ich gestern Abend nach langer Zeit, doch wieder ein Konzert besucht habe, liegt an Alex Diehl. Jenem Sänger der es im November vergangenen Jahres mit seinem Protestsong »Nur ein Lied« nach den Anschlägen von Paris zu größerer Bekanntheit geschafft hat. Im Februar nahm er am deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest teil und wurde zweiter.
Als ich mitbekam, dass der Sänger aus meiner Wahlheimat Waging stammt, kaufte ich mir zunächst seinen Song und anschließend sein erstes Album und war fasziniert von der musikalischen Leistung des jungen Mannes. Er ist ein beeindruckender Mensch. Allen Widerständen zum Trotz hat sich Alex Diehl durchgekämpft, um das zu tun, was er immer tun wollte: als Musiker vor Publikum singen. Gestern Abend konnte ich mich nun live davon überzeugen, was für eine »Rampensau« er ist. Er überzeugt nicht nur mit seiner Stimme und den intelligenten Texten, sondern auch mit der musikalischen Performance und den Moderationseinlagen. Zu jedem der vorgetragenen Songs erzählte er ein wenig über die Entstehungsgeschichte und das mit so viel Authentizität, dass er die Zuschauer sofort in seinen Bann schlug.
Seine Bodenständigkeit ist auch dafür verantwortlich, dass er das Geld, das er mit »Nur ein Lied« verdient hat, Eins zu Eins an die Hilfsorganisation »Save the Children« gespendet hat. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem er das Geld selbst gut hätte gebrauchen können, da Sony seine zweites Album nicht produzieren wollte. Wenige Tage später kam der Erfolg mit »Nur ein Lied« und ab diesem Zeitpunkt standen die Plattenfirmen bei ihm Schlange. Er hat sich letztendlich für diejenige entschieden, die ebenfalls kein Geld mit dem Protestsong verdienen wollte. Alle Achtung, so viel Selbstlosigkeit muss man erstmal aufbringen.
Es war auch für den Künstler ein besonderes Konzert. Denn er spielte nicht vor gewöhnlichem Publikum, sondern auch vor Freunden und Familie. Sogar die beiden Omas waren anwesend. Erst mittendrin bekam ich mit, dass seine Eltern und seine Schwester direkt vor uns saßen. Kein Wunder, das Alex zu Beginn sagte, dass er ziemlich aufgeregt sei. Wovon man aber nicht viel gemerkt hat.
Beeindruckend war auch die Bandbreite der vorgetragenen Lieder, von Ballade bis rockiger Nummer war alles dabei. Das Publikum im Waginger Standkurhaus ging begeistert mit und forderte am Ende noch eine Zugabe.
Für mich war es ein gelungener Konzertabend, bei dem ich nicht nur tolle Musik zu hören bekam, sondern auch viel über den Künstler erfuhr. (So hörte ich ihn auch zum allerersten Mal bairisch reden.) Sein neues Album »Bretter meiner Welt« ist schon so gut wie gekauft.
Als wir nach 22 Uhr auf unseren Fahrrädern den Heimweg antraten, war es ziemlich frisch, aber ich war so euphorisch, dass mir das nicht mal etwas ausmachte.