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Quelle: Perrypedia
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PERRY RHODAN NEO Band 87 – »Rückkehr der Fantan« von Michelle Stern

Mit einem soliden und spannenden Roman setzt Michelle Stern endlich die Ereignisse aus Band 85 fort, zumindest, was die Handlung um Thora betrifft. In Band 86 waren wir mit Rüdiger Schäfer an den Rand des Sonnensystems gereist. Ich muss zugeben, das mir dieses Durcheinander verschiedenster Handlungsstränge über mehrere Romane verteilt, so gar nicht gefällt. Für meinen Geschmack geht da Spannung verloren. Denn wenn auf einen Cliffhanger im nächsten Roman keine Auflösung erfolgt, sondern erst ein paar Romane später, kann das schon ziemlich frustrierend sein. Ich weiß nicht, was sich Exposéautor Frank Borsch dabei gedacht hat und vielleicht funktioniert das für andere Leser auch, für mich leider nicht.

Doch zurück zum Roman. Thora wurde also von den Mutanten Olf Stagge und Wuriu Sengu gerettet und arbeitet jetzt zusammen mit Free Earth an einem Plan, um Reekha Chetzkel zu entführen. Allein der Plan ist eine Ungeheuerlichkeit von der ich als Leser sofort weiß, dass er nicht gelingen kann und werde auch darin bestätigt, als der Einsatz von Thora und den Mutanten scheitert. Dann stellt sich jedoch heraus, das alles nur ein Übung war. Diese Finte macht die Angelegenheit nun wieder spannend. Dennoch habe ich wenig Hoffnung, als das Einsatzteam um Thora überstürzt zur Mission an den Kilimandscharo aufbricht.

Ganz ehrlich, ein Liebesnest des Reekha für sich und seine terranische Geliebte, das finde ich ziemlich abwegig. Chetzkel ist ein knallharter Kerl. Als Oberbefehlshaber der Truppen, wird er sicher nicht den Fehler begehen und persönlich gegen das Fraternisierungsverbot verstoßen. Da will man dem Arkoniden mit dem Schlangengesicht nachträglich noch eine menschliche Komponente verleihen, was aus meiner Sicht so gar nicht funktioniert. Interessant ist allerdings die Information, dass seine Augmentation in eine Schlange nicht freiwillig geschah. Wobei ich schon wieder zweifele, wie das Volk einer Marginalwelt über medizinische Kenntnisse verfügen kann, um tiefgreifende Veränderungen an Arkoniden durchzuführen, ohne das das Imperium davon weiß. Aber gut, die Information ist wichtig genug, damit sie in den nächsten Bänden noch eine Rolle spielen kann.

In dem Zusammenhang kommen wir zu Mia. Die zu einer Katze umgewandelte Berlinerin hat den schlangenhaften Arkoniden anscheinend um den Finger gewickelt, um ihre Augmentation zu vervollkommnen. Obwohl sie Angst vor ihm hat und ihm nicht traut, hält sie zu ihm. Da helfen auch nicht die Informationen, die sie von der Free Earth Aktivistin bekommt, dass Chetzkel ihren Ex-Freund Paul auf dem Gewissen hat. Nur kurz denkt sie daran, den Arkoniden an die Bewegung zu verraten, entschließt sich aber im entscheidenen Moment dagegen. Das war sehr glaubhaft umgesetzt, denn eine Person, die so weit geht, sich selbst zu verändern, wird nicht kurz vorm Ziel aufgeben.

Während die Autorin in dieser Hinsicht Wert auf Glaubwürdigkeit legt, funktioniert das am Beispiel der Free Earth Bewegung nicht so ganz. Das sich Free Earth nach so kurzer Zeit der Besatzung durch die Arkoniden schon an so vielen Orten der Welt organisiert und Widerständler rekrutiert hat, halte ich für umstritten. Auch der Aufbau einer Widerstandsorganisation braucht Zeit, denn nicht jeder Terraner scheint mit der Besatzung durch die Arkoniden ein Problem zu haben. Viele arbeiten ja freiwillig mit ihnen zusammen. Da braucht es schon ausgefeilte Methoden, um die Spreu vom Weizen zu trennen, wenn man nicht die falschen Leute rekrutieren will.

Im namengebenden Handlungsstrang des Romans geht es um den Fantan Set-Yandar, der auf der Jagd nach dem Besun seines Lebens ist. Es ist ihm so wichtig, dass er trotz arkonidischer Besatzung eine Rückkehr zur Erde wagt. Unter dem Vorwand die, beim letzten Besuch gestohlene, Golden Gate Bridge zurückzubringen, verschafft er seinem menschlichen Besun – dem Koreaner Bak Kien – Zeit, um das Besun aufzuspüren. An dieser Stelle kann ich Administrator Homer G. Adams nicht verstehen, wie er dem Fantan blind vertrauen kann. Er muss doch wissen, dass Set-Yandar etwas im Schilde führt, denn ein Fantan, der ein Besun zurückgibt, ist mehr als verdächtig. Hier ein großes Lob an die Autorin, der es gelingt die Fremdartigkeit der Fantan überzeugend mit allen Sinnen zu schildern. Auch der Charakter von Bak Kien ist ihr mehr als gelungen. Schön erzählt finde ich die Nebengeschichte um seinem Großvater und der Blick auf seine Freunde und das Leben, das er bis vor seiner Entführung durch die Fantan geführt hat.

Im dritten Handlungsstrang, der sich mit dem Zweiten am Ende überschneidet, geht es um Crest, Julian Tifflor und Mildred Orson. Set-Yandar ist hinter Crest’s Zellaktivator her. Und als Set-Yandar erkennen muss, das Crest nicht unsterblich ist, bricht für ihn eine Welt zusammen. Die Konfrontation ist sehr spannend und emotional geschildert und hat mir gut gefallen. Während ich mir jedoch nicht sicher bin, ob der Fantan wirklich so naiv ist, zu glauben, dass Crest ihm die richtigen Koordinaten jener Welt gibt, auf der er den Zellaktivator erhalten hat.

»Rückkehr der Fantan« ist ein spannender Roman, der wieder mal an der Zerrissenheit der NEO-Handlung leidet. Für mich beinhaltete diese NEO-Staffel zu viele parallele Handlungen, zu viele Geschichten, deren lose Fäden erst Bände später wieder aufgenommen werden. Das ist eine echte Herausforderung an den Leser. Was mir persönlich nicht gefallen hat, waren die Ortsdarstellungen, die meist wie Beschreibungen aus einem Reiseführer klangen. Sei es Südkorea, der Schauplatz am Kilimandscharo oder zum Schluss auf den Azoren. Da hatte ich oftmals das Gefühl, dass die Autorin ihre eigenen Reiseerlebnisse unterbringen wollte. Das ist gut gemeint, kommt mir an den Stellen (besonders bei den Azoren) durch zu viele Details zu aufgesetzt vor.