Eine Hochzeit und viele Erkenntnisse

Wie einigen aufgefallen sein wird, gab es gestern keinen Blogeintrag meinerseits. Der Grund war eine Hochzeit, auf die ich eingeladen war. Die fand auf der Schwäbischen Alb statt. Und weil das für uns nicht gerade um die Ecke liegt, fuhren wir am Freitagnachmittag schon mal nach Ulm zur Verwandtschaft und von dort Samstagmorgen zur Trauung.

Außer auf meiner eigenen war ich (zumindest als Erwachsene) noch nie auf einer Hochzeit. Und wenn wir ehrlich sind, fuhren wir nur, weil die Umstände ungewöhnlich und spannend klangen. Eine deutsch-italienische Trauung mit zweihundert Gästen, die von einem evangelischen Pfarrer und einem katholischen Priester aus Afrika geleitet wurde, versprach so einiges. Doch vielleicht waren die Erwartungen auf meiner Seite einfach zu groß. Der Pfarrer schwäbelte in seiner Predigt etwas über Eheberatung und Ringe, der Priester las auf italienisch aus der Bibel vor. Bei den Liedern sang eigentlich nur der Pfarrer. Wobei mir sehr gut die Gesangseinlagen einer Sängerin gefielen, die man von der Empore hörte, aber leider nicht zu sehen bekam. Sie sang »You’ll Be In My Heart!« von Phil Collins und »Vivo per lei« von Andrea Bocelli, was die anwesenden Italiener natürlich in Verzückung versetzte.

Nach der Trauung fuhren wir zur Feier, die überraschenderweise in einem Soldatenfreizeitheim am Rande eines Truppenübungsplatzes stattfand. Die Location war riesig, um die vielen Hochzeitsgäste unterzubringen. Die Menge an Leuten hatte aber auch den Nachteil, dass man nur gestaffelt ans Büffet konnte. Und eh unser Tisch aufgerufen wurde, war es halb drei. Dennoch schmeckte das Essen und keiner ging leer aus. Außerdem hatten bei dem heißen Wetter viele ohnehin keinen Hunger. Nach dem Mittag vertraten wir uns ein wenig die Beine und erkundeten die Umgebung, die hauptsächlich aus neuangelegten Wohngebieten und ehemaligen Kasernen bestand. Das in der Nähe liegende Museum für Militärgeschichte hat leider nur am ersten Sonntag im Monat auf und so konnten wir den ausgestellten Starfighter nur von Weitem bewundern. Um Fünf gab’s Kaffee und Kuchen. Neben einer klassischen Hochzeitstorte, hatten die meisten Gäste nach siebenbürgischer Tradition Kuchen und kleine Leckereien mitgebracht.

Bis zum Abendessen schien sich die Zeit für mich endlos zu ziehen, weil ich von den Anwesenden nur zirka 3% kannte, nämlich die, die zur Familie meines Mannes gehörten. Es wurde italienisch, deutsch und siebenbürgen-sächsisch gesprochen. Ich bin ein kommunikativer Mensch, aber die Gespräche am Tisch drehten sich entweder um Kinder oder um die Vergangenheit in Siebenbürgen. Zwei Themen bei denen ich definitiv nicht mitreden kann. Ich war also umgeben von zweihundert wildfremden Menschen, die entweder 20-30 Jahre älter oder 10-15 Jahre jünger waren und die ich oftmals nicht verstand, weil die Musikkapelle so laut spielte, dass man schon sein eigenes Wort nicht verstand. Auch die Hitze machte mir zu schaffen. Und weil wir beide absolute Tanzmuffel sind, kam auch dieses »Vergnügen« nicht für uns in Frage. So spazierte ich mit meinem Mann vor und nach dem Abendbüffet herum und wartete darauf, dass wir endlich zurückfahren konnten. Da wir jedoch noch jemanden mitnehmen mussten, zog sich das ganze noch bis halb elf Uhr abends. Auf dem Weg nach Ulm verfuhren wir uns auch noch in Sigmaringen und waren erst halb eins im Bett. Von Hitze gezeichnet und völlig platt.

Eine Hochzeit, bei der man nicht selbst im Mittelpunkt steht, kann richtig langweilig sein. Vor allem, wenn man wie ich dauernd daran denken musste, wie viel Arbeit daheim auf dem Schreibtisch wartete. Ich habe mich nicht nur einmal an diesem Tag zurück an meinen Mac gewünscht. Und so zogen sowohl mein Mann als auch ich das Fazit, dass wir nie wieder zu einer Hochzeit dieser Größe gehen. Vor allem dann nicht, wenn wir Braut & Bräutigam sowie den Rest der Hochzeitsgäste nur flüchtig bis gar nicht kennen. Denn was soll man auf einer Hochzeit, wenn man weder tanzt, noch sich unterhalten kann. Da kann sich das Brautpaar noch so viel Mühe geben.

Der eindrucksvolle Ort der Festlichkeit
Der eindrucksvolle Ort der Festlichkeit