PERRY RHODAN NEO Band 125 – »Zentrum des Zorns« von Rüdiger Schäfer
Nun ist sie also bei PERRY RHODAN NEO angekommen, die Macht, die die Galaxis durchdringt … korrigiere: »die das Universum am Beginn aller Zeiten ausgeatmet hat.« An der Stelle konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Manche Ideen sind einfach zu gut, um sie nicht mehrfach zu verwenden. Doch zurück zum Roman.
Die MAYA dringt, mit Perry Rhodan an Bord, in die Dunkelwolke im galaktischen Zentrum vor. Er landet zusammen mit Tuire, Atlan, Marshall, Matsu, Hanafe sowie Rainbow und Schablonski auf der Heimatwelt der Maahks. Als ich las, dass sie schon wieder einen Einsatz in den MAKOTOS planten, fragte ich mich unwillkürlich, was wohl dieses Mal schief laufen würde. Bisher war ja keiner der Einsätze von Erfolg gekrönt. Die Maahks lassen sich eben nicht für dumm verkaufen. Die Truppe entdeckt auf Maahkaura eine ungewöhnliche Zivilisation. Sie lernen die Maahks von einer Seite kennen, die sie nicht erwartet haben. Rau aber herzlich und vor allem zweckorientiert. Sie dringen zum Nest der Neunväter vor, wo sie nach Tuires Angaben die Informationen bekommen, die ihnen im Kampf gegen die Maahks weiterhelfen sollen. Vor Ort geraten Atlan und Rhodan aneinander, weil der Arkonide die Zeitbombe mit Hilfe dreier Springer von der CREST zur MAYA geschmuggelt hat und bereit ist, sie auf der Maahkwelt zu zünden, um den Krieg ein für alle Mal zu beenden. Doch da hat Tuire plötzlich einen starken Erinnerungsschub und fordert die Freunde auf, schnellstens von dem Planeten zu fliehen. Die anschließende Flucht gelingt den Menschen nur, weil es einen Maahk gibt, der an seiner Existenz und der seines Volkes zweifelt.
Jener Maahk heißt Jaahkarim und man erfährt in einem parallelen Handlungsstrang, wie er geboren wird, sich entwickelt und zu einem ausgewachsenen Maahk heranwächst. Hautnah lässt der Autor den Leser teilhaben an den Erlebnissen eines Individuums dessen einziger Zweck der Kampf ist. Er schickt die Figur durch Drill und Demütigungen und konfrontiert sie mit wachsenden Zweifeln, zeigt aber sehr plastisch die Auswirkungen des Permazorns, dessen Einfluss Jaahkarim mit einer tragischen Entscheidung entkommt. Diese Kapitel sind fast spannender als die Rhodanhandlung. Und sie dienen als Gegengewicht. Sie wecken so viel Sympathie bei mir als Leser, dass ich Rhodans Zögern verstehen und Atlans Wut nicht mehr nachvollziehen kann.
Kurz vor Schluß kommt die Zeitbombe doch noch zum Einsatz, als Rhodan sie von Tuire im Bündler zünden lässt. Diese Szene gehörte zu den wenigen Schwachpunkten der Geschichte. Nicht nur das es Atlan gelingen konnte, die Zeitbombe, die sicher gut bewacht wurde, unbemerkt von der CREST auf die MAYA zu schaffen. Nein, Rhodan geht mit der Zündung eines Blindgängers auch noch ein unkalkulierbares Risiko ein. Zudem gefährdet er die Mission, in dem er Gucky zwingt, mit vier Personen zu teleportieren. Anstatt ihn nur mit Tuire und der Bombe ins Innere des Bündlers zu schicken, geht Rhodan selbst mit und überredet auch noch Atlan, sie zu begleiten. Dafür gab es keinen zwingenden Grund, weil Gucky einen eventuellen Angriff ebenso hätte abwehren können. Die Mission gelingt, wenn auch nicht so reibungslos, wie geplant. Die Bombe funktioniert nicht, aber sie blockiert den Bündler und verhindert vorerst, dass die Maahks Nachschub nach M13 schicken können.
Mit der MAYA zurück in M13 berichtet Tuire Sitareh von den Erkenntnissen, die ihm der Erinnerungsschub gebracht hat und enthüllt dabei einige erstaunliche Zusammenhänge. Er war schon einmal auf Maahkaura. Es gibt dort keine Neunväter, sondern nur einen Goldenen mit dem Namen Trivet Donkar. Denn die Goldenen haben die Maahks vor mehr als fünfzigtausend Jahren geschaffen. Donkar war einst Tuires Freund.
Die Kapitel um den Maahk Jaahkarim sind stark geschrieben. Die Charakterstudie die Rüdiger Schäfer mit dem Maahk in Band 125 betreibt, ist spannend und so intensiv, das mir Jaahkarim stellenweise näher war als Perry Rhodan. Letzterer hat trotz seines Geredes von überlegener Moral eine ziemlich unschöne Szene, in der er Tani Hanafe anschnauzt. Er kann von Glück reden, dass die Mutantin darauf so reagiert, wie erhofft. Bei mir hätte er damit genau das Gegenteil bewirkt. Aber es zeigt, wie sehr es in ihm arbeitet. Thora und Crest sind verschwunden, Arkon liegt in Trümmern, die Bedrohung für die Menschen durch die Allianz wächst und dann stellt sich auch noch Atlan gegen ihn. Das Streitgespräch zwischen Rhodan und dem Arkoniden, war beispielhaft für vieles was wir in unserer täglichen Realität erleben. Rüdiger Schäfer stellt die richtigen Fragen und zeigt, dass es viele Antworten aber keine unumstößliche Wahrheit gibt.
Auch die Beschreibungen der Methanwelten ist ihm gelungen. Man fühlt den Sense of Wonder, wenn sich der Maahk durch eine sturmgepeitschte Landschaft zäher Methannebel schleppt oder Rhodans Gruppe durch die Hauptstadt von Maahkaura schlendert. Manchmal konnte man die herrschende Enge, den Trubel und die Kälte fast körperlich spüren. Die Analogien die Rüdiger Schäfer in seinen Beschreibungen verwendet, sind fremd und vertraut zu gleich. Titelbildzeichner Dirk Schulz bringt die Eindrücke von der Atmosphäre ziemlich gut zur Geltung.
Der Konflikt zwischen der Allianz und den Humanoiden ist größer als geglaubt, auch das ist eine Erkenntnis, die Perry Rhodan am Ende erfahren muss. Tuire Sitareh kommt seiner Vergangenheit einen Schritt näher und durch ihn erfahren nicht nur Rhodan und seine Mitstreiter ein paar wichtige Zusammenhänge. Die Goldenen haben also die Maahk erschaffen. Eine Antwort die neue Fragen aufwirft. Warum taten sie das? Worin besteht der Zweck ihres Vorhabens, die Humanoiden aus der Galaxis zu tilgen? Man darf gespannt sein, welche Antworten die Expokraten für uns bereithalten.
Fazit: »Zentrum des Zorns« ist definitiv einer der Schlüsselromane des Zyklus, weil er viele Fragen beantwortet. Außerdem gewährt er einen tiefen Blick auf eine fremde Lebensform, die einem am Ende vertrauter ist, als man anfangs glaubt. Großartig!