Der Film »Die Kinder meines Bruders« lief bereits am 13. Mai, aber erst heute komme ich dazu, etwas darüber zu schreiben.
Gedreht wurde der Streifen unter dem Arbeitstitel »Blutmilch« schon vor gut zwei Jahren in Tangermünde und Umgebung. Warum er erst jetzt im Fernsehen gezeigt wurde, weiß ich nicht, aber der Zeitpunkt ist nicht verkehrt gewählt. Erst vorletzte Woche gab es wieder Demonstrationen von Milchbauern, die auf die abgeschaffte Milchquote und die daraus resultierenden niedrigen Milchpreise aufmerksam machten.
Im Film geht es um den alleinstehenden Milchbauern Christoph Steiner, der durch Schulden so unter Druck gerät, dass er sich umbringt. Als Vormund für Kinder und Hof setzte er seinen Bruder Eric Steiner (David Rott) ein. Der unstete Charakter hat zunächst mit Familie und Kindern nicht viel am Hut, besinnt sich aber eines Besseren und zettelt alsbald eine kleine Revolution unter den Milchbauern an. Im Gegensatz zu seinem Bruder wehrt er sich gegen den Druck der Molkerei, die ihnen die Milch zu Dumpingpreisen abkauft. Ganz nebenbei findet er Zugang zu seinem sechzehnjährigen Neffen Nico (Max Hegewald), der ihn anfangs als Versager abstempelt.
Die Produktionsgesellschaft DEGETO setzt seit ein paar Jahren auf Filme mit Hintergrund und versucht gesellschaftliche Themen mit Unterhaltung in ihren Fernsehfilmen zu verknüpfen. Was nicht immer gelingt. Auch in »Die Kinder meines Bruders« bleibt es beim gut gemeinten Versuch, auf das Thema aufmerksam zu machen, ohne jedoch eine überzeugende Lösung aufzuzeigen. Die Figuren wirken stereotyp und hilflos angesichts des eigentlich dramatischen Geschehens. Selbst über den Protagonisten Eric Steiner bekommt man als Zuschauer wenig Hintergrundinformation geliefert, außer die, dass er keine Kinder möchte und lieber unabhängig in der Großstadt Berlin leben möchte. Man erfährt weder etwas über seinen Beruf oder darüber, was die Brüder in all den Jahren entzweit hat. Das ist schade, weil der Charakter dadurch nicht an Tiefe gewinnen kann. Die anderen Erwachsenen werden noch weniger durchleuchtet und nur anhand ihrer Seil- und Machenschaften charakterisiert.
Das die Situation der Milchbauern nicht von ungefähr kommt, klingt nur am Rande an. Wer die Milch beim Discounter für wenige Cent kauft, weiß mitunter nicht einmal, welchen Schaden er anrichtet. Wie bei so vielem in unserer Konsumgesellschaft ist auch der Wert landwirtschaftlicher Erzeugnisse besonders der von Milch verloren gegangen. Es wird konsumiert ohne nachzudenken. So üben Discounter Druck auf die Molkereien aus, die den an die Bauern weitergeben. Was im Endeffekt bedeutet, dass diese, um rentabel zu bleiben, mehr Kühe anschaffen und mehr Kraftfutter (im übrigen meist Soja) verfüttern müssen. Das führt unweigerlich zu einem Überangebot an Milch und damit zu weiterem Preisverfall. Ein Teufelskreis, den man meiner Meinung nach nur durch ökologische Weidetierhaltung und über den Verkauf von Biomilch durchbrechen kann. Was aber auch ein Umdenken in der Bevölkerung voraussetzt.
Der Film lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits war es schön David Rott wieder in einer charmanten Hauptrolle zu sehen, andererseits ließ ihm diese Rolle wenig Entfaltungsspielraum. Anna Thalbach als seine Lebensgefährtin wirkte ihm gegenüber fast schon zu alt, und man spürte, dass die Chemie zwischen beiden nicht stimmte. Was mir aber besonders gut gefiel, waren die Darsteller der beiden Kinder, allen voran Max Hegewald. Der beim Dreh Dreiundzwanzigjährige gab den Teenager Nico mit so viel Überzeugung, dass er einen David Rott glatt an die Wand spielte. Sensationell!
Leider ist es oft auch so, dass die Konsumenten keine andere Wahl haben, als billig einzukaufen, da das Geld vorn und hinten nicht reicht. Das ist aber kein Wunder, wenn die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter wächst. Wären diese Menschen nicht arm, wären die da oben nicht reich.
Da gebe ich dir auch wieder recht. Wie man es auch nimmt, es ist irgendwie alles unbefriedigend.