Teuflischer Gott

das-brandneue-testament_hochGott lebt in Belgien und er ist alles andere als nett. Eigentlich ist er ein gemeines Schwein, dass nicht nur seine Frau und Tochter tyrannisiert, sondern auch den Rest der Menschheit. Mit seinen Geboten erfindet er immer wieder neue Methoden, um die Menschen zu schikanieren, zu quälen oder sonst wie zu demütigen. Seine Tochter Éa, seit zehn Jahren im obersten Stockwerk eines Wohnblocks eingesperrt, hat schließlich die Nase voll. Von der Statue ihres Bruders Jesus ermuntert, flieht sie zu den Menschen. Doch zuvor legt sie Papas Computer lahm und die Todesdaten aller Menschen offen. Natürlich per SMS. So bekommt jeder auf der Welt mit, wann er sterben wird. Das verändert alles.

Doch Gott steigt seiner Tochter nach (in die Trommel einer Waschmaschine) und landet letztendlich selbst in der Realität der Menschen. Das, was eigentlich ein Paradies sein sollte, entpuppt sich als – unfreundlich und voller Gewalt. Genauso, wie er es konstruiert hat. Während er seine Tochter verfolgt, gerät er durch seinen fiesen Charakter immer wieder in Konflikte.

Tochter Éa sucht indes nach sechs Aposteln, um ein brandneues Testament zu schreiben und der sadistischen Herrschaft ihres Vaters ein Ende zu setzen – mit Erfolg.

Im Film »Das brandneue Testament« sind Gott und der Teufel in einer Person vereint. Ich frage mich gerade, was wohl ein gläubiger Mensch von dem Film halten mag. Wahrscheinlich würde er ihn als pure Blasphemie abtun. So respektlos wie mit dem Glauben umgegangen wird, mag er für hartgesottene Gläubige harter Tobak sein. Und doch steckt eine Menge Wahrheit in der Geschichte. Nicht nur über den Glauben selbst, sondern auch über das menschliche Zusammenleben. Egal, ob es um den Handy-Wahn oder die Vernichtung von Lebensmitteln geht. Die Kritik an der Gesellschaft ist bestens verpackt in surrealem Humor und einschlägigen Bildern, eindrucksvoll gespielt von bekannten Darstellern, wie Benoît Poelvoorde (»Nichts zu verzollen«) und Catherine Deneuve. Gleichfalls erwähnenswert ist die Darstellerin der Éa, die mit ihren zwölf Jahren eine beeindruckende Arbeit abliefert.

Der Film lief im vergangenen Herbst leider nur in wenigen ausgesuchten Kinos. In diesem Monat erschien die DVD und ich konnte mir den Film endlich ansehen. Entweder ich saß mit offenem Mund staunend davor oder lachte mich schlapp. Die belgisch-französisch-luxemburgische Komödie ist ein Beispiel dafür, dass skurrile Ideen und schwarzer Humor immer ihr Publikum finden. Bei mir hat es geklappt. Obwohl ich gern noch mehr von Jesus gesehen hätte, der von seinem Vater nur als »Weichei« bezeichnet wird. Leider ist er nur in zwei Szenen zu sehen.

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