Als Autor lebt man von konstruktiver Kritik und kann sich nur mit ihrer Hilfe verbessern. Ich bin immer dankbar für ein offenes Wort, auch wenn es wehtut. Das muss so sein, sonst hilft es nicht. Wogegen ich aber empfindlich reagiere ist, wenn jemand dass Genre der Phantastik an sich kritisiert.
Es geht um eine Geschichte, die ich bereits vor »zwanzig« Jahren schrieb und die jetzt von einem Kritiker (Pädagoge und nicht SF-Fan) unter die Lupe genommen und hinterfragt wurde. Die damalige Publikation (Printausgabe aus dem STAR TREK-Forum) enthält, ohne Frage, eine Menge Rechtschreibsünden. Wobei ich zu meiner Entschuldigung sagen muss, dass ich damals der Korrekturleserin bedingungslos vertraute, weil sie Lehrerin war. Da ich um meine Rechtschreibschwäche wusste, nahm ich an, dass sie das ordentlich erledigen würde. Das dem nicht so war, stellte ich später im Zuge der E-Book Überarbeitung fest. Im Nachhinein betrachtet, glaube ich, dass sie es wahrscheinlich gar nicht gelesen hat. Aber egal. Ich habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und sehe jetzt doppelt und dreifach hin, bevor ich etwas herausgebe. Doch darum geht es mir nicht.
Vielmehr klang in der Kritik an, dass sich meine Geschichten ähneln und es doch eine Schande wäre, mein Talent an solche Art Literatur zu verschwenden. Nun, es ist tatsächlich so, dass meine Geschichten mehr oder weniger ähnlich sind. Wofür es Gründe gibt. Man sollte nicht vergessen, dass es sich dabei um FanFiction handelt. Das heißt, um Geschichten die auf einem bestehenden Franchise beruhen, sei es STAR TREK oder PERRY RHODAN. Dort gilt das Gesetz der Serie, was nichts anderes bedeutet, als das die Protagonisten jede Woche in eine Situation oder Anomalie gebracht werden, aus der sie entkommen oder mit der sie fertig werden müssen. Wir sprechen außerdem über eine phantastische Serie.
Das ist ein Punkt über den sich streiten lässt. Als Science Fiction-Autorin möchte ich keine Abbildung der Realität schaffen. Der Betreuer des Resorts Science Fiction vom Heyne Verlag – Sascha Mamczak – hat es folgendermaßen gesagt: »Denn Phantastik schreiben, heißt ja nicht, die Realität mit anderen Mitteln nachzuerzählen, sondern die Realität mit anderen, eben phantastischen Mitteln aufzubrechen.« Mir ging es nie darum, einen Roman über Flüchtlinge zu schreiben, sondern meinen überheblichen Protagonisten aus einer heilen Zukunftswelt, mit dem Problem zu konfrontieren. Ihm seine Überlegenheit vor Augen zu halten und zu sagen: »Schau mal! Das sind deine Vorfahren, deine Wurzeln. Du stammst von diesen Leuten ab. Und nur weil du eine Chance auf Bildung bekamst und in einer friedlicheren Zeit aufgewachsen bist, bist du nicht besser als sie.« Vielleicht ist es mir in dem Roman nicht gelungen, diesen Gedanken zu transportieren. Aber mir ging und geht es beim Schreiben nicht darum, Realität zu dokumentieren. Das können andere besser.
Es ist leider immer noch so, dass man sich als Autor dafür entschuldigen muss, wenn man Phantastik schreibt, weil das Genre in Deutschland in bildungspolitischen Kreisen nach wie vor als Schundliteratur angesehen wird. Im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen es genauso akzeptiert ist wie Krimis oder Liebesromane. Das mit der Phantastik ist schlicht Geschmacksache. Es gibt entweder Leute, die sie mögen oder welche, die damit nichts anfangen können. Das ist wie mit Krimis. Ich mag zum Beispiel keine Krimis, weil sie mich langweilen. Ein Mord. Jemand ermittelt. Der Täter wird anhand von Beweisen oder in einem Verhör überführt – die Vorgehensweisen sind stets dieselben. Ich habe keinen Spaß daran, den Täter zu erraten, weil sich mir das durch den bekannten Aufbau der Geschichten, meist nach der ersten halben Stunde erschließt. Was aber nicht heißt, dass ich Krimiautoren für ihr Können nicht bewundere. Es ist sehr viel Arbeit eine solche Geschichte zu entwicklen und eine Kunst dem Leser gerade so viel Informationen zu geben, damit er dabei bleibt, ohne die Auflösung zu früh zu verraten. Niemals würde ich einem Krimiautoren vorschreiben, er solle doch mal etwas anderes schreiben, wenn er Spaß dabei hat. Jeder hat seine eigenen Gründe, warum er was schreibt und und jeder meint, das Richtige zu tun. Und das sollte auch so sein.
Im Nachhinein wünschte ich mir, schon damals von der Bundesakademie in Wolfenbüttel gewusst zu haben. Die Phantastikseminare gibt es dort seit den Neunzigerjahren und hätten mir wahrscheinlich schon früher Möglichkeiten eröffnet, mein Talent entsprechend zu fördern. Aber es ist ja bekanntlich nie zu spät, um etwas Neues zu lernen.