Die Spezialisten – Im Namen der Opfer, »Zersetzt«
Mit einem emotionalen Finale endet die erste Staffel der neuen ZDF-Vorabendserie.
Weil das Thema »Stasi« im deutschen Fernsehen bereits zu oft »aufgegriffen« wurde, ist es inzwischen auch dementsprechend »abgegriffen«. Es gibt darunter einige originelle Produktion wie beispielsweise »Deutschland 83«, aber der Rest hebt sich nicht sonderlich ab und ist für den Zuschauer inzwischen ermüdend. Nichtsdestotrotz haben die Macher der Serie versucht auch hier mit erhobenem Zeigefinger ein Zeichen zu setzen. Ob das einer Vorabendserie, die sich mit ungelösten Kriminalfällen beschäftig, gut tut, darüber kann man streiten. Es war zumindest streckenweise sehr unterhaltsam. Unteranderem auch deshalb, weil zumeist die Beziehungen zwischen den Hauptfiguren in den Vordergrund stand. Ob es dabei um Assistent Rufus Haupenthal und Kriminaltechnikerin Samira Vaziri ging oder um Hauptkommissar Mirko Kiefer und Rechtsmedizinerin Dr. Katrin Stoll. Zwischen letzteren beiden war endlich wieder die Spannung aus der Pilotfolge spürbar.
Katrin hilft einem jungen Mann, der nach 30 Jahren endlich den angeblichen Selbstmord seines Bruders (eines DDR-Punks) aufgeklärt haben will. Er glaubt, dass die Stasi seinen Bruder auf dem Gewissen hat. Da der damals heimlich Videos drehte, in denen Insassen von Jugendwerkhöfen von den menschenunwürdigen Erlebnissen berichten. Und weil die heutige Justiz eine Wiederaufnahme des Falles verweigert, hat Dr. Stoll Mitleid mit ihm. Sie riskiert damit nicht nur ihre berufliche Karriere, sondern setzt auch ihre Beziehung zu Mirko aufs Spiel. In Teamarbeit wird ermittelt. Jannik gräbt sich durch Berge von Stasi-Akten, Samira untersucht Küchenmesser, während Katrin und Mirko das Umfeld des Opfers unter die Lupe nehmen. Natürlich bleibt dem Hauptkommissar nicht verborgen, dass seine Freundin ihn angelogen hat. Er beantwortet den Vertrauensbruch mit seinem sofortigen Auszug aus der gemeinsamen Wohnung.
Am Ende klärt sich der Fall und der Bruder des Opfers hat endlich Genugtuung darüber, dass sein Bruder kein Verräter war. Doch zu welchem Preis. Die Beziehung zwischen Katrin und Mirko ist zerbrochen.
Endlich konnten die beiden Hauptdarsteller David Rott und Valerie Niehaus wieder einmal zeigen, was in ihnen steckt. In den vergangenen Folgen wirkten sie eher wie blasse Randfiguren. Dieses Mal fliegen die Fetzten und das ist für den Zuschauer interessanter als der Fall selbst.
Nach einer durchwachsenen Staffel mit Höhen und Tiefen bleibt zu hoffen, dass der Sender grünes Licht für eine weitere Folgen gibt. Nicht nur den Fans von David Rott zuliebe. Denn wenn sich die Drehbuchautoren auf die Konflikte zwischen den Hauptcharakteren konzentrieren, könnte noch viel mehr drin sein. Die richtigen Schauspieler dafür, haben sie jedenfalls.