Ein paar höchst vergnügliche Stunden bescherte mir dieser Tage Jan Weiler. Sein neuestes Buch »Im Reich der Pubertiere« erstand ich im Rahmen der Leipziger Buchmesse und bekam es dort auch vom Autor signiert. Nachdem ich daheim aber nicht gleich zum Lesen kam, schnappte es sich kurzerhand mein Mann. Der kicherte dann drei Abende lang auf der Couch vor sich hin, so dass ich vor Neugier schier platzte.
Auch ohne ein eigenes Pubertier zuhause zu haben, hatte ich viel Spaß an den scharfzüngigen Texten. Weilers Erfolgsgeheimnis ist, dass er sich selbst nicht ernst nimmt. Mit großer Lockerheit erzählt er allzu menschliches aus dem Zusammenleben mit seinen pubertierenden Kindern. Dass er als Vater plötzlich nicht mehr ernst genommen wird und nur noch als Chauffeur dient, ist nur ein kleiner Teil der Geschichte. Stets ironisch und mit herzlichem Humor berichtet der den Lesern aus dem Pubertierlabor oder weiht sie ein, in die kleinen und großen Geheimnisse des Pubertierlebens. Man merkt, dass der Autor mit einer guten Beobachtungsgabe gesegnet ist, denn seine Beschreibungen sind treffend und die Dialoge lebensnah. Dabei ist er sich nie zu schade, auf die eigenen Schwächen einzugehen.
Wirklich beeindruckt hat mich aber das Nachwort. Die ernsthafte Auseinandersetzung mit seiner Rolle als Vater und dem Los der heutigen Jugend, die im Dschungel der medialen Dauerberieselung die Orientierung zu verlieren droht, war großartig geschrieben. Er spricht über den Jugendwahn, der die Eltern auf die gleiche Stufe mit ihren Kindern stellt und den Jugendlichen damit erschwert, sich von den Erwachsenen abzugrenzen. Danke für so viel ehrlichen Scharfblick!
Mein Fazit: Die kleinen Geschichten erfreuen nicht nur das Herz leidgeprüfter Teenager-Eltern. Jan Weilers Nachwort regt auch zum Nachdenken an, über eine Gesellschaft, die ihre Jugend nicht ernst nimmt, im gleichen Zug aber von ihr fordert, in Zukunft die Fehler zu korrigieren, die heute gemacht werden.