Und wieder eine Krimiserie im Deutschen Fernsehen. Ich frage mich ja ernsthaft, warum alle Welt so scharf auf Krimis ist. Ich schreibe gerade einen und kann das, trotzdem oder gerade erst recht, nicht nachvollziehen. Aber egal. Selbstverständlich hätte ich auch »Die Spezialisten – Im Namen der Opfer« genauso links liegen gelassen, wie alle anderen Serien des Genre. Das ich es dennoch nicht getan habe, liegt an – richtig – David Rott.
Normalerweise verkörpert er in Krimis meist den Bösen, was oft herausfordernder ist, als den Helden zu mimen. In der neuen ZDF-Produktion spielt er den Hauptkommissar einer Spezialeinheit, was recht unterhaltsam ist. Doch so ganz kann er das Sunnyboy-Image auch hier nicht ablegen. Und so schimmert sein Charme oft genug durch die harte Schale des Ermittlers, der mit einer sehr guten Beobachtungsgabe ausgestattet ist. Schön ist die Reibung zwischen ihm und der neuen Kollegin, gespielt von Valerie Niehaus. Leider wird der Konflikt überraschenderweise bereits am Ende der ersten Folge in ein Liebesverhältnis verwandelt. Das finde ich persönlich nicht gut und hätte es frühestens in der letzten Folge der ersten Staffel erwartet. Aber womöglich haben die Serienschreiber andere Pläne mit den beiden.
Übrigens Niehaus und Rott spielten schon einmal ein Paar und zwar im Udo Jürgens Film »Der Mann mit dem Fagott«.
Der Fall »Der verlorenen Sohn« verlief, wie die meisten Fälle in einem Krimi, nach Schema F. Eine Leiche wird gefunden, Familie und Angehörige befragt, ein bisschen im Umfeld ermittelt. Irgendwann gesteht einer, um einen anderen zu schützen und am Ende ist es jemand, den keiner auf der Rechnung hatte. In dieser Folge bewegte man sich zwischen Fußballplatz und Schwulenmilieu, was zwar nicht originell, aber ganz unterhaltsam war. Der Hauptkonflikt bestand eh zwischen den beiden Hauptdarstellern, die sich zunächst ablehnend gegenüberstehen, um am Ende zusammen im Bett zu landen.
Allgemein hat mir die Auswahl der Darsteller gut gefallen. Valerie Niehaus als Gerichtsmedizinerin, die sich gern in die Ermittlungen des smarten Hauptkommissars einmischt und deswegen auch mal einen Anschiss von der Chefin riskiert, merkte man die Freuden am Spielen an. Auch Henriette Richter-Röhl als unterkühlte Kriminaltechnikerin im flotten Kurzhaarschnitt spielte ihren Part großartig und wirkt in dieser Rolle mindestens zehn Jahre jünger. Und Katy Karrenbauer, die aus dem Frauenknast von »Hinter Gittern« bekannt sein dürfte, nahm man die resolute Chefin sofort ab.
Und so werde ich insoweit auch die nächste Folge einschalten, einfach weil ich die Spannungen zwischen den Figuren des Ermittlerteams interessant finde. Und natürlich David Rott beim schauspielern zusehen möchte. Sicher hat er noch die eine oder andere Überraschung für die Zuschauer auf Lager.