Weil ich es gern geordnet habe, lese ich auch Heftromane meist in der Reihenfolge ihres Erscheinens. Bei der aktuellen PR-Miniserie Arkon habe ich eine Ausnahme gemacht. Ich konnte nämlich meine Neugier nicht in Zaum halten und musste Ben Calvin Harys Roman unbedingt lesen, obwohl ich zu den beiden Vorgängerbänden noch nicht gekommen bin.
Wie nicht anders zu erwarten, macht der Autor seine Sache sehr gut. Seine Nebenfiguren sind lebensnah beschrieben und auch ein Perry Rhodan erhält von ihm einen Hauch menschlicher Schwäche. Nämlich dann, als der große Unsterbliche vor der defekten Positronik steht und nicht weiß, wie man sie repariert. Danke, für so viel Realitätsnähe.
Bemerkenswert sind auch die Details, mit denen der Autor immer wieder überrascht. Kleine eingeworfene Gedanken, die hängenbleiben oder in denen man sich selbst entdeckt. Sowas bindet den Leser fast automatisch an den Text. Bei der Beschreibung der Lebensumstände der beiden Positronikexperten Marv und Eleas, ist Ben das richtig gut gelungen.
Der Konflikt zwischen den Zwillingen Kassian und Kerlon ist eindeutig das Zugpferd des Romans. Ob Kerlons Opfertod am Ende sinnvoll war, mag ich nicht beurteilen, aber die Geschichte gab es her. Vielleicht steuert der Roman nicht viel zur Handlung der Miniserie bei, aber auch ohne die Vorgängerbände gelesen zu haben, war ich sofort drin. Und das muss ein Roman erst einmal leisten. Einem Quereinsteiger die Handlung der Serie zu vermitteln, ohne Exposition zu betreiben. Das hat was.
Pfiffige Ideen, wie das Optitrav runden die Geschichte ab. Die Kapitel, in denen Marv in der Positronik steckt, haben mich Stellenweise an den Film Tron erinnert. Begriffe wie Booleanweiche und Integerschatten zeugen von einer blühenden Fantasie.
Vielleicht nur, weil ich ein wenig Insiderwissen zur Entstehung der Geschichte habe, konnte ich erahnen, was im Exposé stand und was sich Ben selbst ausgedacht hat. Aber auch ohne das Exposé zu kennen, bemerkt man gegen Ende des Romans einen Bruch. Plötzlich wird die Handlung hektisch und will sich nicht mehr in das bisherige Bild einfügen. Das mag Ansichtssache sein, aber ich hatte das Gefühl, dass auf den letzten paar Seiten noch dem Exposé gehuldigt werden musste.
Mein Fazit: Daumen hoch für den gelungenen Einstieg des Nachwuchsautors.