Es riecht nach Tee und Lebkuchen, das iPad spielt Weihnachtslieder, am Fenster leuchtet ein weißer Plastikstern, die Türchen des Weihnachtskalenders sind schon zum Großteil geöffnet und doch will bei mir keine Adventsstimmung aufkommen. Ich kann noch nicht einmal sagen, woran das liegt: Ist es der Sonnenschein der vergangenen Tage, der fehlende Schnee oder sind es die vielen Termine der Vorweihnachtszeit, die man hektisch einzuhalten versucht. Selbst draußen vor der Tür riecht es nicht nach Winter und Wald, sondern stattdessen nach Parfümerie, Räucherstäbchen und der Plastikverpackung neuer Smartphones. Zwischen all der glitzernden Reklame unserer konsumorientierten Gesellschaft fällt es mir schwer zu glauben, dass in zwei Wochen Weihnachten sein soll.
Früher war das anders, da konnte die Zeit bis zum 24. nicht schnell genug vergehen. Da nervte man die Lehrer in der Schule schon eine Woche vorher, den Unterricht Unterricht sein zu lassen und lieber im Schein der Kerzen eine Geschichte zu erzählen oder ein paar Lieder zu singen (Kunstklasse). Früher malte man Wunschzettel und klebte sie ins Fenster, damit der Weihnachtsmann sie auch genau sehen konnte. Vieles von meinen Wunschzetteln hat sich nie erfüllt. Aber das war nicht schlimm, denn ich bekam immer irgendetwas Besonderes, das meine Eltern meist schon das ganze Jahr vor mir versteckt hielten. Denn kaufen musste man die meisten Geschenke in der DDR dann, wenn es sie gab und nicht dann, wenn man sie brauchte: Wie die Karl May-Bücher, die ich von nun an lesen konnte, wann ich wollte und nicht ständig darauf warten musste, bis sie in der Bibliothek verfügbar waren oder den Metallbaukasten, mit dem ich abenteuerliche Konstruktionen baute oder die aufziehbare Eisenbahn, deren Schienen in der Adventszeit um den Wohnzimmertisch führten und die vom Kater misstrauisch beäugt wurde. Es sind diese Erinnerungen, die mir Weihnachten zurückbringen. Das Gefühl, dass man als Kind hatte und das im Laufe des Erwachsenenlebens verloren gegangen ist.
Üben wir uns in Bescheidenheit und erfreuen wir uns an den kleinen Dingen des Lebens, denn die sind es, die eigentlich wichtig sind.