Der letzte Seminartag in Wolfenbüttel stand ganz im Zeichen der angekündigten Schreibaufgabe. Zunächst erklärte Kathrin Lange noch kurz aber intensiv das Plotten von Romanen. Danach wurden die Aufgaben gestellt. Zur Wahl standen: die Schilderung einer Kampfszene innerhalb eines düsteren Waldes oder eines engen Durchgangs mit unseren Protagonisten und dreier Begleiter oder ein Dialog mit drei Personen, in dem das Besondere unserer Welt dem Leser deutlich wird. Für die Szene hatten wir nur 30 Minuten Zeit. Mein Kopf war von einer zur anderen Minute komplett leer und mich verließ ein wenig die Zuversicht. Außerdem fühlte sich die neben mir tickende Uhr wie der finale Countdown einer Bombe an. Ich stand kurzzeitig vor einer Panikattacke und wechselte den Platz.
Die Kampfszene kam für meinen Roman nicht in Frage, also blieb nur der Dialog. Zwei Minuten saß ich ratlos vor meinem iPad, bis mir eine Idee kam …
Als ich eine halbe Stunde später meinen Text vorlas, war das eine sehr seltsame Erfahrung. Denn ich las und las und las und begriff erst, nachdem ich fertig war, wie viel ich in dieser halben Stunde geschrieben hatte. Normalerweise bin ich eher der Langsamschreiber und jetzt hatte ich mindestens drei Normseiten geschrieben. Nachdem die Seminarleiter außer der Häufung von Adverbien nur die Reihenfolge der Adressierung kritisierten, war ich selbst verblüfft, wie gut die Szene funktionierte. Vielen meiner Mitstreiter war es ähnlich ergangen, denn sie trugen richtig tolle Texte vor.
Während wir die Szenen besprachen und auch während der Abschiedsrunde brach draußen der Winter aus. Dichter Flockenwirbel tanzte vor den Fenstern, nur um Minuten später von Sonnenschein abgelöst zu werden. Ein Wetter wie im April – nur kälter.
Mit einem opulenten Mahl beim Vietnamesen und vielen spannenden Gesprächen endete ein tolles Seminarwachende mal wieder viel zu schnell.
Ich ziehe ein durchweg positives Fazit zum Seminar »In der Meisterklasse«. Besonders fiel mir in diesem Jahr das hohe Niveau aller Teilnehmer und deren eingereichter Texte auf. Bei fünf Neulingen und zehn Wiederholungstätern im Alter zwischen 25 und 50 Jahren war eine sehr kreative und gut funktionierende Gruppe zusammengekommen. Sicher auch ein Grund für die schonungslose Ehrlichkeit mit der die Texte kritisiert wurden.
Ich fühle mich durch das Seminar auf ein höheres Level gehoben. Während ich im letzten Jahr mehr über stilistische und sprachliche Fehler gelernt habe, ging es dieses Mal um die Hohe Schule des Geschichtenerzählens. Was wohl daran lag, dass fast jeder der Teilnehmer schon in irgendeiner Weise publiziert hatte und die sprachlich-stilistischen Fähigkeiten bei allen sehr ausgeprägt waren. Die Arbeit mit den Profitexten fand ich zwar interessant, waren für mich aber weniger relevant, als die mit den Texten der Seminarteilnehmer. Von denen ich wiederholt fasziniert war. Es ist unglaublich, wie viele Leute richtig toll schreiben können. Da störte es mich auch nicht, dass der Anteil der Fantasy-Texte in diesem Jahr höher war.
Meisterhaft waren auch wieder die Dozenten. Kathrin Lange, Klaus N. Frick und Olaf Kurzmutz sind ein unschlagbares Team, die ein ganzes Wochenende jedem Seminarteilnehmer mit Ratschlägen und Lesetipps sehr professionell zur Seite standen und das beinahe rund um die Uhr. Von mir ein ganz großes Dankeschön.
Das meine Rückreise im Chaos endete, ist ein Grund, warum der Blogeintrag erst heute erscheint.
Ich sehe es ganz ähnlich wie du, wobei ich gerne den Text von King durchgegangen wäre.
Auch unsere Rückfahrt dauerte schneebedingt etwas länger.
Gelernt habe ich auch einiges und ich wie sagte der große Philosoph Arnold Schwarzenegger? I’ll be back! ;-)