PERRY RHODAN NEO – Band 106 »Der Zorn der Bestie« von Kai Hirdt
Erneut ist es Kai Hirdt, der einen NEO-Roman für mich zum Erlebnis werden lässt. Im Gegensatz zum schwächelnden Vorgängerroman, trumpft der Autor hier mit so viel Witz und Lockerheit auf, das man seine Freude am Schreiben in jedem Satz herauslesen kann. Von allen bisherigen Autoren glückt ihm die Darstellung des kauzigen Dr. Dr. Eric Leyden am besten. Er kehrt die Macken des Wissenschaftlers so glaubhaft heraus, dass man die Figur fast greifbar vor Augen hat. Aber er weiß auch die anderen Figuren gezielt zu charakterisieren, allen voran Perry Rhodan und Reginald »Bully« Bull. Und auch mit ihm gelingt Kai Hirdt der große Wurf. So lebensnah wie der Flottenchef im Roman auftritt, habe ich Bully selbst aus den alten Heftromanen nicht in Erinnerung. Perfekt!
Aber auch die Geschichte wurde von den beiden Expokraten, Rüdiger Schäfer und Michael H. Buchholz, wieder perfekt inszeniert. Kai Hirdt macht daraus einen spannenden und furiosen Roman. Wobei Furios das Stichwort ist. Der Furior der die »Bestie« treibt, ist der Schlüssel zur Handlung. Der Kampf der beiden Haluter ist aktiongeladen und unglaublich gut in Szene gesetzt. Man glaub fast zu hören, wie die Steine aufeinanderprasseln, wenn die Giganten gegen den Fels krachen. Man riecht den Staub, der entsteht und ist mittendrin. Wenn Haluter Fancan Teik Perry Rhodan warnt, nicht ins Violett-System zu fliegen, so beißt er bei dem unerschrockenen Protektor auf Granit. Rhodan erinnert da sehr stark an den frühen Rhodan der Erstauflage und genau das unterscheidet ihn vom Rhodan der Borsch-Ära. Er ist weniger zögerlich, sondern geht auch mal ein Risiko ein.
Noch beim letzten Roman bemängelte ich, das die Terraner fremde Technik viel zu schnell erlernen und für sich nutzen konnten. Szenen wie diese gibt es auch in diesem Roman, auch hier wird die Mannschaft um Perry und die Mutanten mit fremder Technik konfrontiert. Doch im Gegensatz zu Susan Schwarz, erklärt Hirdt dem Leser, wie die Menschen an das Problem herangehen. Er erklärt ihre Vorgehensweise so genau, dass selbst das Unglaubwürdige plötzlich glaubwürdig wird. Er zeigt aber auch, dass die Terraner eigentlich völlig überfordert sind und nur rudimentär in die fremden Systeme eingreifen können, ohne sie zu verstehen. Das ist der Punkt, in dem sich die beiden Romane im wesentlichen unterscheiden.
Mit dem Tod des Haluters nehmen die Exposéautoren zwar einen wichtigen und vielleicht auch beliebten Charakter aus der Serie, schaffen dadurch aber viel mehr Spannung, weil sie den überlegenen Faktor in Perry Rhodans Team beseitigen. Ich finde das sehr mutig und konsequent. Wobei ich dann doch lieber gesehen hätte, wenn die Mutanten im Körper der Bestie eine Granate hinterlassen und sich nicht nicht nur auf die Kampftechnik von Tuire Sitareh verlassen hätten.
Der fiese Cliffhanger am Ende des Romans, macht so viel Lust auf mehr, dass ich es kaum noch erwarten kann. So muss ein spannender Heftroman aussehen. Von mir gibt es dafür eine »Eins mit Sternchen« fürs gesamte Team.