Endlich habe ich den Minizyklus der aktuellen PERRY RHODAN-Erstauflage »Die falsche Welt« gelesen. Geschrieben wurde der Vierteiler von Andreas Eschbach und Verena Themsen. Zum Inhalt erzähle ich an dieser Stelle nichts, den kann jeder in der Perrypedia nachlesen.
Ohne Zweifel – Andreas Eschbach ist ein Könner. Sein »Techno-Mond« hat mich seinerzeit dazu gebracht wieder in die EA einzusteigen. Seine Romane verbinden die Figurenbezogene Schreibweise, mit dem treibenden Stil der alten Heftromane. Die Handlung geht zügig voran, da wird nicht geschwafelt, keine ausschweifende Exposition betrieben. Die Sätze sind knapp und auf den Punkt formuliert. So mag ich das. Die Figuren sind sauber gezeichnet, die kypernetische Agentin, die sich erst spät als solche entpuppt, ist gut charakterisiert. Man glaubt sie vor sich zusehen, wenn sie sich auf der Suche nach Informationen durch die Holos wühlt. Auch Germo Jobst, der Junge mit dem Psi-Induktor, ist mir schnell ans Herz gewachsen. Die Figur des alten Sehers Ch’Daarn ist grandios ausgedacht. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, einem Topsider seherische Fähigkeiten zuzuschreiben. Atlan geht in seiner Rolle als Pilot der ATLANC auf. Die Erklärung, wie sich das Schiff an ihm als Piloten orientiert, fand ich originell. Das wird im laufenden Zyklus sicher noch spannend. In seinen Abenteuern mit der Posbi, Jawna Togoya, auf Lemur (der Erde im Jahr 2577 NGZ) schwingt der Glanz alter Zeiten mit. Eine Winzigkeit muss ich aber kritisieren. Atlans Reaktion auf den Tod seiner beiden jungen Mitstreiter war zu platt. Da hätte ich mir mehr emotionale Tiefe gewünscht, oder zumindest mehr Schuldgefühle. Schließlich war er es, der die beiden zu der Mission überredet hat. Ihr Tod wurde meiner Meinung nach zu wenig thematisiert. Für mich kam Atlans Figur in diesem Moment als zu gefühlskalt rüber. Sicher hat er im Laufe seines langen Lebens schon viele Untergebene sterben sehen, aber die Posbi und er haben sich nicht mal versichert, ob die beiden jungen Menschen tatsächlich getötet wurden.
Die zwei nachfolgenden Romane von Verena Themsen fügen sich im Stil nahtlos an. Die Haluter in den Mittelpunkt zu stellen, war zwar ein vorhersehbarer Schachzug, denn es war frühzeitig klar, dass Atlan nur mit ihrer Hilfe zum Richterschiff auf dem neuen Erdmond »Suen« vorstoßen wird. Die Autorin beschreibt das Katz- und Mausspiel zwischen der kybernetischen Agentin und dem Team um Atlan, Jawna und Germo sehr ambitioniert. Das Auftauchen Rico’s – Atlans langjährigem getreuen Roboter – überrascht und gibt der Geschichte die erhoffte Wendung. Allein das Ende erschien in meinen Augen etwas hektisch. Da passierte zu viel in zu kurzer Zeit, als dass man die Handlung richtig genießen konnte. Die überbordende Storyline hätte locker einen weiteren Roman füllen können.
Nichtsdestotrotz gehört der Vierteiler »Die falsche Welt« zu den herausragenden Romanen des aktuelle Zyklus‘. Überhaupt ist die Darstellung des falschen Universums in der das Atopische Tribunal gesiegt hat, wunderbar beschrieben. Den Exposé-Autoren gelingt es damit, den Lesern die eigentliche Gefahr zu zeigen, die vom Tribunal und seinen Machenschaften ausgeht. Bisher gab es dazu nur Andeutungen, hier bekommt man endlich das Ergebnis präsentiert. Die Menschen, die sich wieder Lemurer nennen, sind eigentlich eine versnobte Gesellschaft, die nur noch mit sich selbst beschäftig ist. Eingelullt vom aufgezwungenen Frieden durch das Tribunal, vegetiert sie vor sich hin und scheint in großen Teilen ihrer eigentlichen Menschlichkeit beraubt. Vielfach erinnerte es mich an unsere Realität. Ein Spiegelbild, dass uns die Autoren sicher nicht ohne Grund vor Augen halten. Großartig! Davon würde ich gern mehr lesen.