Science Fiction auf den zweiten Blick

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Nachdem mich Spin, der erst Band der Trilogie von Robert Charles Wilson, so richtig in seinen Bann gezogen hat, wollte ich unbedingt wissen, wie die Geschichte um die, in die Zukunft versetzte Erde, weitergeht.

Der Spin, die Zeitmembran um die Erde ist seit Jahrzehnten erloschen. Die Menschen haben sich die Tore, die in eine neue Welt führen, zu Nutze gemacht und besiedeln den Planeten „Äquatoria“. Eine davon ist die junge Lise, die sich auf die Suche nach ihrem Vater begibt, der vor vielen Jahren hier verschwand. Mit Hilfe des Aussteigers Turk folgt sie den Spuren einer mysteriösen Fremden, mit der ihr Vater in Kontakt stand und die vor wenigen Tagen von der Erde gekommen ist. Was Lise nicht ahnt: Es gibt noch weitere Parteien, die sich für die Fremde interessieren und die Lise auf sich aufmerksam gemacht hat. Plötzlich steht sie im Fokus eines gefährlichen Geheimdienstes der sie und Turk zur Flucht in den westlichen Teil des Kontinents „Äquatoria“ zwingt. Doch auch der Planet entpuppt sich unerwartet als weniger friedlich wie gedacht. Es geschehen seltsame Dinge, in dessen Mittelpunkt ein zwölfjähriger Junge zu stehen scheint. Der Showdown am Ende offenbart eine unheimliche Wahrheit, die den Glauben der Menschheit an sich selbst auf eine harte Probe stellt …

Was sich wie ein Thriller anhört, ist zunächst auch weit weg von jedweder Science Fiction. Auch wenn die Geschichte auf einem fremden Planeten spielt, stehen eher die Figuren im Fokus. Wer auf fundamentale phantastische Beschreibungen einer entfernten Zukunft wartet, wird sich lange gedulden müssen. Erst gegen Ende des Romans kommt einwenig SF-Feeling auf. Das mag für manchen Leser, der auf eine spannende Fortsetzung und natürlich die Beantwortung der Fragen zu den Hypothetischen gewartet hat, eine herbe Enttäuschung sein. Als ein wenig nachteilig finde ich auch, dass nur eine der Figuren aus dem ersten Teil in Axis auftaucht.
Nichtsdestotrotz ist der Roman spannend geschrieben, die philosophischen Gedanken über die Hypothetischen in Analogie mit der Existenz Gottes, sind intelligent verfasst und klingen in weiten Teilen durchaus plausibel. Auch die gesellschaftliche Kritik, die bereits im Vorgängerroman angeschnitten wurde, wird in Axis nochmal verschärft. Interessant ist, dass die Menschheit in Wilsons fiktiver Zukunft nichts aus ihrer Vergangenheit gelernt hat. Sie haben die Erde bis an den Rand des Untergang geführt, bekamen eine zweite Chance, machen aber mit dem neuen Planeten weiter wie bisher. Egal ob es die Ölfelder, die sozialen Probleme in den Städten oder die Verfolgung der Vierten durch das MfGS (Ministerium für Genom-Sicherheit) sind. Das alles zeigt wie kritisch sich der Autor mit der vor allem amerikanischen Lebensweise auseinandersetzt. Kein Wunder denn Wilson ist, wenn auch in Kalifornien geboren, in Kanada aufgewachsen, da sind die kleinen Seitenhiebe auf den Nachbarstaat fast schon obligatorisch.

Zusammengefasst kann man sagen, dass Axis zwar eine interessante Fortsetzung zu Spin ist, aber an die Komplexität ihres Vorgängers nicht heranreicht. Ein Buch das man lesen kann, aber nicht unbedingt gelesen haben muss.