Madeira Tag 4:
Wir beschließen wandern zu gehen. Gleich nach dem Frühstück geht’s los. Wir fahren in den Osten der Insel. Dort gibt es einen klassischen Wanderweg auf einer kargen Halbinsel hin zum – Ponta Sao Lourenco.
Entlang der Autobahn geht’s durch unzählige Tunnel Richtung Flughafen. Dort verläuft die Autobahn unter der Rollbahn hindurch und eine kurze Streck parallel dazu. Leider ist kein landendes Flugzeug in Sicht.
An Machico vorbei fahren wir weiter nach Canical dem östlichsten Ort Madeira. Auf einer schmalen Straße steuern wir zunächst einen beliebten Aussichtspunkt an. Dort betrachten wir die Klippen, die wir bewandern wollen, zunächst von der Seeseite aus. Hier oben ist es schon ziemlich windig.
Wir fahren weiter und erreichen wenig später den Startpunkt unserer Wanderung. Gut ausgerüstet mit Bergschuhen, Jacken und Verpflegung machen wir uns auf den steinigen unebenen Weg. Wir sind nicht die einzigen, aber die Heerscharen französischer Senioren verteilen sich schnell in dem weitläufigen Gelände. Auf dem Wegweiser stehen drei Kilometer. Eine Strecke, die eigentlich zu schaffen sein sollte, ja wenn die Madeirenser es mit der Beschilderung genau nehmen würden. Erfahrungsgemäß sollte man etwa mit dem Doppelten rechnen, was auf den Schildern steht, das kommt dann in etwa so hin.
Frohen Mutes laufen wir los und kommen in dem manchmal etwas steilen Gelände gut voran, auch wen mir ab und zu die Puste ausgeht. Es geht über Felsen und schmale Steintreppen bergauf und bergab. Unterbrochen von schönen Aussichtspunkten. An einem weht der Wind so heftig, das man die Kamera nicht stillhalten kann.
Der Wind wird immer schlimmer, je weiter wir an den Klippen entlang gehen. Er raubt einem den Atem und hin und wieder muss ich meinen Mann festhalten, damit er mir nicht davon fliegt. :)
Irgendwann, etwa auf der Hälfte der Strecke – wir sind schon eine gute Stunde unterwegs – geht dann bei mir gar nichts mehr. Man kann sich fast nicht mehr auf den Beinen halten. Der Wind bläst Sand und Staub durch die Luft, was sich im Gesicht wie Schmirgelpapier anfühlt. Meine Augen tränen und als ich an einem Abhang eine steile Treppe hinunter gehen soll, nur von einem dünnen Drahtseil gesichert, kapituliere ich. Starker Wind, Höhenangst und Tränen in den Augen sind gute Gründe um aufzugeben. Mein Mann geht noch ein paar Meter weiter um Fotos zu machen, während ich hinter einem Felsen im Windschatten auf ihn warte.
Auf dem Weg zurück kommt der Wind von hinten und schiebt einen regelrecht über die Felsen. Ich rutsche ein paar mal aus, kann mich aber gerade noch an meinem Mann festhalten. Unterwegs kommen uns Wanderer entgegen, die mit den gleichen Problemen kämpfen, manche von ihnen haben noch nicht einmal richtige Wanderschuhe an, sondern sind in Sandalen oder Stoffturnschuhen unterwegs. Ich bin froh, als wir wieder in den Windschatten einer großen Klippe eintauchen. Und dann stehen sie plötzlich vor uns, eine Gruppe Rentnerinnen in hochhackigen Sandalen. Ich schüttle nur noch mit dem Kopf und gehe weiter. Den Höhepunkt bildet eine Schwangere (etwa 7-8 Monat, dem Bauchumfang nach zu urteilen) in dünnen Riemchensandaletten. Ihr Mann in Converse Turnschuhen vorneweg – Unglaublich.
Als ich wieder ins Auto steige, stelle ich fest, wie meine Beine vor Anstrengung zittern. Wahrscheinlich hätte ich gar nicht bis zum Ende durchgehalten.
Auf der Rückfahrt halten wir noch in Prainha, einem kleinen idyllisch gelegenen Sandstrand. Nur etwa fünfzig Meter breit, liegt er einsam zwischen hohen Felsen eingeschlossen. Wenn ich auf Madeira im Meer baden gehen wollte, dann hier.
Wieder im Hotel angekommen, ruhen wir uns ein wenig aus und gehen anschließend schwimmen.
Vor dem Abendessen lassen wir uns noch von einer jungen Fotografin ablichten und gehen zum Essen ins „il Basilico“ einem italienischen Restaurant innerhalb des Hotelkomplex. Das Risotto und die vegetarische Pizza sind der Hammer.
Satt und zufrieden lassen wir den Tag auf dem Balkon ausklingen.