Ich bin echt genervt und auch ein wenig enttäuscht von der neuen Fotos-App, die Apple seinen Nutzern zumutet. Und Zumutung ist noch schmeichelhaft formuliert.
Seit ein paar Wochen haben wir nach dem Update aufs neue Betriebsystem (Yosemite) auch die neue Fotos-Software von Apple auf dem Rechner. Sie soll das bisherige iPhoto ablösen. Bisher war Fotos die App im iOS-System und lief seit einiger Zeit bereits auf iPhone und iPad. Jetzt hat sie auch den Desktop erreicht und gebärdet sich hier wie ein zickiger Teenager. Allein die Konvertierung der iPhoto-Bibliothek dauert je nach Größe einige Stunden.
Letzteres wäre ja noch zu vertreten, wenn die App wenigstens Vorteile bei der Bedienung bringen würde. OK, sie ist schneller als iPhoto, aber auch deutlich umständlicher zu bedienen. Das gewohnte Speichern der Fotos in Ereignissen und deren chronologische Aneinanderreihung entfällt bei Fotos völlig. Die Bilder werden grundsätzlich nach Aufnahmedatum sortiert. Übrigens die Ereignisse aus dem iPhoto wurden zusammen in ein Album verpackt, womit die gewohnte Übersicht flöten geht. Man kann zwar Alben neu erstellen, aber das ist derartig kompliziert, dass ich letzte Woche irgendwann schimpfend aufgab. Und dabei wollte ich eigentlich nur Fotos von zwei Kameras in ein Album packen. Liebe Softwareentwickler bei Apple! Bedienerfreundlichkeit sieht anders aus. Steve Jobs würde sich wahrscheinlich im Grab umdrehen, wenn er das sehen würde.
Die Bearbeitung von Bildern war in iPhoto recht einfach aber immerhin brauchbar. Bei Fotos ist die Korrekturfunktion eigentlich nur noch ein Witz. Das mag für Leute genügen, die keine Ahnung von Bildbearbeitung haben, ist aber für einen (Halb)Profi völlig unzureichend. Na gut, dachte ich, da nutze ich eben Photoshop Elements zur Bearbeitung. Doch hier stieß ich auf ein eklatantes Problem. Wo zur Hölle speichert die App meine Fotos? Die tauchen nämlich in keinem Ordner auf der Festplatte auf. Beim Bestellen von Bildern mit der Software einer Drogeriemarktkette, dann das gleiche Problem. Die Software verbindet sich prima mit der iPhoto-Bibliothek, aber nicht mit der von Fotos und damit kommen ich auch nicht an meine Bilder, um sie zu bestellen. Meine Internet-Recherche und die Hilfe-Funktion der App liefern nur die Erkenntnis, dass man mit Fotos die Bilder in der iCloud speichern kann, um auf dem Computer Platz zu sparen und seine Fotos auf all seinen mobilen Endgeräten ständig zu Verfügung zu haben. Was? Gehts noch! Ich stelle doch nicht all meine Fotos ins Netz. (Ab einem gewissen Speicherplatzvolumen kostet das ganze auch noch richtig Geld.)
Da wir iCloud auf unserem Rechner grundsätzlich nicht aktiviert haben, werden zum Glück auch unsere Bilder nicht dort gespeichert, sondern müssen sich irgendwo auf unseren Computer befinden. Die Frage ist nach wie vor – Wo? Also habe ich unsere 1000 Urlaubsfotos erst einmal aus der Fotos-Bibliothek exportiert und auf einer externen Festplatte gespeichert. Denn der Speicherplatz unseres Mac ist nach der Installation der Fotos-App bedenklich geschrumpft.
Aus all diesen Gründen habe ich beschlossen, lieber wieder zu dem zwar etwas antiquiert aussehende iPhoto zurückzukehren, als mich noch eine Minute länger mit Fotos auseinanderzusetzen. Ich muss dazu zwar die Fotobibliotheken wieder umwandeln, aber das ist mir der Aufwand wert.
Eigentlich ist das alles nicht im Sinne von Apple’s bisheriger Firmenpolitik. Denn im Grunde sollte die Software eines viel leistungsfähigeren Desktop-Computers bedienerfreundlicher und anspruchsvoller sein, als eine Software, die nur für mobile Endgeräte gedacht ist. Mit Fotos ist Apple eindeutig den falschen Weg gegangen.