Wer bei diesem Titel einen SF-Film erwartet, wird maßlos enttäuscht sein, aber wer sich auf die ruhige gefühlvolle Geschichte einlässt, bekommt ein Psychodrama per Exzellenz geboten.
Die siebzehnjährige Rhoda sieht aus dem Autofenster an den Himmel und verursacht dabei einen Autounfall bei dem eine schwangere Frau und ein Kind sterben. Am Himmel hatte sie zuvor eine Zweite Erde erblickt, die von Monat zu Monat näher kommt.
Rhoda wird zu vier Jahren Haft verurteilt. Als die hochintelligente Frau wieder aus dem Gefängnis kommt, kämpft sie mit ihrer Schuld. Sie macht John Burroughs, den Partner der getöteten Frau ausfindig und will sich bei ihm entschuldigen. Doch sie schafft es nicht, stattdessen arbeitet sie ihre Schuld als Putzfrau bei ihm ab. Zwischen dem depressiven Collegeprofessor und der jungen Frau entsteht eine zarte Beziehung, die beide aus ihrer Lethargie reißt. Bis zu dem Tag an dem Rhoda bei einem Wettbewerb für einen Flug zur zweiten Erde mitmacht und gewinnt …
Nicht alles was wie Science Fiction aussieht, muss auch gleich Science Fiction sein. Das lernte ich am Samstagabend. Die Blu-Ray zu „Another Earth“ wartete schon seit einiger Zeit in unserem Regal darauf angesehen zu werden. Als ich sie kaufte, wusste ich zwar, dass es in dem Film eher um die Personen geht, als um das SF-Element mit der parallelen Erde, aber das sich die Geschichte einzig und allein um die Protagonistin und ihre Schuld dreht, war mir nicht klar. Der Film ist ausgesprochen spannend, auch wenn eigentlich nicht viel passiert. Es ist das Spiel der beiden Hauptdarsteller, was ihm eine zusätzliche Dimension verleiht. Da ist es auch zu verschmerzen, dass die Hintergründe des Auftauchens der Zweiten Erde nicht näher beleuchtet werden. Man leidet mit der jungen Frau und dem Professor.
Einzig das Ende ließ mich etwas verstört zurück. Ich fühlte mich regelrecht aus dem Film gedrängt und bin mir bis heute nicht sicher, was mir der Autor damit sagen wollte.
„Another Earth“ ist ein Kunstfilm und als solches sollte er auch betrachtet werden. Der kühle Look bringt sehr gut die Tristesse des Lebens der Hauptakteure zur Geltung, ist aber zeitgleich auch durch die wunderschöne Darstellung der Zweiten Erde am Himmel für den Zuschauer ein Augenschmaus. Über die physikalischen Auswirkungen, die ein zusätzlicher Planet wie die Zweite Erde in unserem Sonnensystem und auf der Erde selbst anrichten würde, möchte ich nicht nachdenken. Das wird in dem Film nicht thematisiert und wäre auch völlig unnötig.
Fazit: Für Leute mit einem Hang zu unkonventionellen intelligenten Filmen ist „Another Earth“ ein unbedingtes Muss. Jemandem der auf actionreiche Blockbuster steht würde ich ihn nicht empfehlen.